Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 12, HEFT 1, 1999 5<br />
Kampf gegen schwere Menschenrechtsverletzungen"<br />
dennoch umstritten. „Diesem Optimismus<br />
widersprechen die Berichte über eine<br />
Zunahme von Menschenrechtsverletzungen<br />
<strong>und</strong> Regressionen zu verschiedenen Formen<br />
einer ,neuen Barbarei'" (Nuscheier 1998: 30).<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Thesen zweifelt<br />
Nuscheier andere Analysen an, denen zufolge<br />
Menschenrechts-NGOs heute bereits als Nukleus'<br />
oder treibende Kraft der Herausbildung<br />
einer weltweiten Zivilgesellschaft zu verstehen<br />
sind (z.B. Herzka 1995, Kößler/Melber<br />
1993).<br />
Die Frage danach, ob das internationale Menschenrecht<br />
als Basis einer ,neuen Weltordnung'<br />
fungieren könnte, beantwortet zwar auch er<br />
mit dem Hinweis, dass „(d)ie Menschenrechtspolitik<br />
(...) im Evolutionsprozess der Weltgesellschaft<br />
<strong>und</strong> einer ,neuen Weltordnung', die<br />
beide ein verbindendes Normengefüge brauchen,<br />
an Bedeutung" gewinnt (Nuscheier 1998:<br />
6), jedoch hält er entsprechende Erfolgsmeldungen<br />
für verfrüht.<br />
Auf der anderen Seite dürfen die Erwartungen<br />
an nichtstaatliche Organisationen nicht überstrapaziert<br />
werden. Solange die einzelnen Regierungen<br />
ihren Sonntagsreden über <strong>Menschenrechte</strong><br />
keine oder nur wenige Taten folgen<br />
lassen, <strong>und</strong> solange die Vereinten Nationen<br />
bei Krisenherden <strong>und</strong> systematischen Menschenrechtsverletzungen<br />
oft nur Schadensbegrenzung<br />
betreiben können oder hilflos zuschauen<br />
(müssen), wäre es vermessen, den<br />
Nicht-Regierangsorganisationen - die mit begrenzten<br />
Ressourcen arbeiten <strong>und</strong> deshalb nur<br />
in beschränkten Arbeitsfeldern aktiv sein können<br />
- allein die Aufgabe zuzuschreiben, die<br />
Menschheit vor sich selbst zu retten.<br />
Im vorliegenden Themenheft sollen die Fragen<br />
danach, welche Erfolge die internationale<br />
Menschenrechtspolitik zum Ende des ausgehenden<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts zu verzeichnen hat <strong>und</strong><br />
welche Herausforderungen <strong>und</strong> Aufgaben sich<br />
ihr noch stellen, ebenso behandelt werden wie<br />
EDITORIAL<br />
die Diskussion um Verdienst <strong>und</strong> Einfluss der<br />
internationalen Menschenrechtsbewegung.<br />
Hierbei wird auch das Verhältnis der Menschenrechtsorganisationen<br />
zu staatlichen Organisationen,<br />
Medien <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>skonzernen<br />
untersucht.<br />
Vorangestellt werden den Beiträgen zwei Reden,<br />
die Carola Stern <strong>und</strong> der chinesische Menschenrechtler<br />
Wei Jingsheng auf dem Menschenrechtskongress<br />
in der Frankfurter Paulskirche<br />
gehalten haben.<br />
Zudem drucken wir die Allgemeine Erklärung<br />
der <strong>Menschenrechte</strong> im Wortlaut ab, da wir<br />
dazu beitragen möchten, dass deren Inhalt nicht<br />
weiterhin als ,eines der bestgehüteten Geheimnisse<br />
der Welt' erscheint.<br />
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass die deutschen<br />
Zusammenfassungen der Heftbeiträge,<br />
die bislang an dieser Stelle zu finden waren, in<br />
Zukunft gemeinsam mit den englischen Abstracts<br />
am Heftende abgedruckt werden.<br />
Markus Ronde, Bonn (Forschungsjoumal NSB)/<br />
Harald Gesterkamp, Bonn (amnesty international)<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
An der Entstehung dieser Deklaration waren<br />
Menschenrechtsorganisationen wie amnesty<br />
international maßgeblich beteiligt. Sie kann<br />
im Wortlaut nachgelesen werden im Jahrbuch<br />
<strong>Menschenrechte</strong> 1999 (Arnim et al. 1998: 290-<br />
299).<br />
2<br />
Das zeigt schon ein kurzer Blick in den Jahresbericht<br />
von amnesty international (1998),<br />
der zuletzt Menschenrechtsverletzungen in 141<br />
Staaten dokumentierte.<br />
3<br />
Zu allen genannten Themenfeldern arbeiten<br />
allein in Deutschland eine ganze Reihe von<br />
Menschenrechts- <strong>und</strong> Nicht-Regierungsorganisationen<br />
mit jeweils unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten.<br />
Stellvertretend seien hier<br />
für die Bereiche Flüchtlingsschutz <strong>und</strong> Asyl-