Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
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BILANZ UND PERSPEKTIVEN DER MENSCHENRECHTSARBEIT ll^B<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
Rechten, die durch nichts als die Rechte anderer<br />
begrenzt sein sollen, <strong>und</strong> dies unter der<br />
Voraussetzung gr<strong>und</strong>sätzlicher Gleichheit. Die<br />
in ihr festgeschriebenen Freiheits-, sozialen <strong>und</strong><br />
wirtschaftlichen sowie Partizipationsrechte<br />
markieren auch 50 Jahre später die zukünftigen<br />
Ziele der Menschenrechtsarbeit <strong>und</strong> -bewegung.<br />
Freiheit, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Partizipation,<br />
dieser Dreiklang ist die Gr<strong>und</strong>figur der<br />
<strong>Menschenrechte</strong>. Sie ist 1948 noch ,das von<br />
allen Völkern <strong>und</strong> Nationen zu erreichende gemeinsame<br />
Ideal' (Präambel). Sie versteht die<br />
Achtung der Menschenwürde <strong>und</strong> ihrer Rechte<br />
als Gr<strong>und</strong>lagen ,der Freiheit, der Gerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> des Friedens'. Sie propagiert die Herrschaft<br />
des Rechts, ,damit der Mensch nicht<br />
zum Aufstand gegen Tyrannei <strong>und</strong> Unterdrükkung<br />
als letztem Mittel gezwungen wird'. Und<br />
als wäre dies noch nicht genug, ist sie Vision<br />
im besten Sinne des Wortes, wenn sie verspricht:<br />
„Jedermann hat Anspruch auf eine soziale<br />
<strong>und</strong> internationale Ordnung, in der die in<br />
dieser Erklärung aufgeführten Rechte <strong>und</strong> Freiheiten<br />
voll verwirklicht werden können" (Art.<br />
28 AEMR).<br />
1 Versprochen <strong>und</strong> verletzt:<br />
Die <strong>Menschenrechte</strong><br />
Papier ist geduldig, sagen die Realisten <strong>und</strong><br />
haben Recht. Was proklamiert ist, ist noch lange<br />
nicht realisiert, wie uns die Berichte der<br />
Menschenrechtsorganisationen über Menschenrechtsverletzungen<br />
zeigen. Dennoch stehen wir<br />
schon lange nicht mehr am Nullpunkt der menschenrechtlichen<br />
Entwicklung. Dass das zu erreichende<br />
.gemeinsame Ideal' keinen illusionären<br />
Idealismus begründet hat, hat vor allem<br />
folgende Gründe:<br />
(1) Die AEMR ist eine Konsequenz historischer<br />
Erfahrung. Adorno hat die Geschichte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts als Versuch, „das Individuum<br />
zu einem Nichtigen herabzusetzen", in<br />
terpretiert <strong>und</strong> damit besonders die Vernichtungslager<br />
der Nazis gemeint. In der Präambel<br />
heißt es, dass „Verkennung <strong>und</strong> Missachtung<br />
der <strong>Menschenrechte</strong> zu Akten der Barbarei<br />
führten, die das Gewissen der Menschheit tief<br />
verletzt haben." Die sich nach 1945 neu konstituierende<br />
Staatengemeinschaft wollte verhindern,<br />
dass sich die Verbrechen des nationalsozialistischen<br />
deutschen Staates <strong>und</strong> während<br />
des Zweiten Weltkriegs wiederholen.<br />
(2) Die AEMR hat sich als Nährboden für die<br />
Entwicklung von Verträgen <strong>und</strong> Abkommen<br />
zum Schutz der <strong>Menschenrechte</strong> erwiesen. Ca.<br />
60 Verträge mit hohen Zeichnungs- <strong>und</strong> Ratifikationsständen<br />
sind aus ihr entstanden. 1966<br />
waren die beiden großen Internationalen Pakte<br />
über die wirtschaftlichen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Rechte einerseits <strong>und</strong> über die bürgerlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Rechte andererseits fertig<br />
gestellt. Es dauerte zehn Jahre, bis sie in<br />
Kraft treten konnten. Manche behaupteten damals,<br />
sie seien ein gesinnungsethischer Luxus,<br />
der als Ruine einer irregeleiteten Fortschrittsgläubigkeit<br />
in der politischen Landschaft stehen<br />
bleiben werde. Uber 140 Staaten haben<br />
mittlerweile ihre verbindliche Gültigkeit für<br />
sich zumindest theoretisch anerkannt. Damit<br />
versprechen die Staaten - völkerrechtlich verbindlich<br />
- dass sie den Inhalt in ihren Verfassungen<br />
<strong>und</strong> Gesetzen umsetzen sowie in ihrem<br />
politischen Handeln ernst nehmen. Täten sie<br />
dies wirklich, dann könnte es z.B. keine<br />
300.000 Kindersoldaten geben <strong>und</strong> die Folter<br />
als Praxis der Herrschaftssicherung wäre überw<strong>und</strong>en.<br />
Jeder weiß, dass die Verträge z.T. nicht<br />
oder nur teilweise eingehalten werden, d.h. der<br />
völkerrechtlichen Erfolgsstory der Kodifizierung<br />
der <strong>Menschenrechte</strong> als Recht stehen fehlender<br />
politischer Wille der Staaten <strong>und</strong> eine<br />
weit gehende Durchsetzungsschwäche gegenüber.<br />
Aber: In Abwandlung einer Aussage von<br />
Gustav Heinemann über das Gr<strong>und</strong>gesetz kann<br />
man sagen: Die AEMR ist ein großes Angebot