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Martin Wagenschein und seine Bedeutung für die heutige ...

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der Universität Gießen, dazu: „ Der Mathematikunterricht sollte als ,allgemein bildend‘ gerade<br />

denjenigen, <strong>die</strong> später als Nichtmathematiker mit Mathematik in Berührung kommen, den<br />

Zugang zu der dort verwendeten Sprache öffnen“ (25).<br />

Das Ziel des genetischen Unterrichts ist „ das Verstehen von Naturerscheinungen, wie sie<br />

überall anzutreffen sind“ (13), bzw. von in der Mathematik verwendeten Denkweisen, <strong>die</strong><br />

dann in verschiedenen Situationen angewendet werden können. Vermehrung von Wissen soll<br />

nicht das Unterrichtsziel sein, ist aber freilich bei <strong>Wagenschein</strong> ein willkommenes<br />

Nebenprodukt.<br />

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Das Prinzip der genetischen Lehre ist zentral in der Pädagogik <strong>Wagenschein</strong>s, denn<br />

„ genetisches Lehren führt ohne Bruch vom Sehen zum Verstehen“ (20). So bleibt das Kind in<br />

dem ursprünglichen Denken der vorwissenschaftlichen Naturerfahrungen eingewurzelt <strong>und</strong><br />

lernt unterscheiden zwischen Alltagswelt <strong>und</strong> Wissenschaft, auch zwischen Vermutungen <strong>und</strong><br />

Tatsachen, in dem rational-kritisches Prüfen geschult wird. <strong>Wagenschein</strong> sagte häufig, dass es<br />

ohne <strong>die</strong>se Einwurzelung keine Bildung geben könne. Für <strong>die</strong> „ nachhaltige Effizienz“ (26) des<br />

Unterrichts sieht er <strong>die</strong>se, <strong>die</strong> besser als „ Enracinement“ bezeichnet wird, als das<br />

entscheidende Kriterium an.<br />

Ein relativ hoher Wirkungsgrad wird auch deswegen erzielt, da <strong>die</strong>ses Lehrprinzip von der<br />

angeborenen Denk- <strong>und</strong> Lernlust des Kindes Gebrauch macht. Das Kind lernt so produktiv<br />

<strong>und</strong> kritisch zu denken. <strong>Wagenschein</strong> unterstützt <strong>die</strong> Freiheit des Individuums, welches sich<br />

durch Kritik <strong>die</strong> geistige Autonomie in der Gesellschaft bewahren kann, wendet sich gegen<br />

„ gesellschaftliche Mächte, <strong>die</strong> [das Individuum]... auf eine spezialistische Einseitigkeit<br />

beschränken möchten, <strong>die</strong> blind macht <strong>für</strong> viele befreiende <strong>und</strong> produktive Möglichkeiten der<br />

Lebenspraxis“ (6).<br />

Das im Unterricht angestrebte Wissenschaftsverständnis erfordert „ nicht nur eine elementare<br />

Kenntnis der Sprache, des Denk- <strong>und</strong> Argumentationsstils der Wissenschaften sowie einen<br />

Einblick in ihre gegenwärtigen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Grenzen“ (6), sondern sie erzielt eine<br />

bestimmte Sichtweise der Natur. Nicht nur <strong>die</strong> Ausnutzung der Natur <strong>für</strong> eigennützige<br />

Zwecke, sondern Anteilnahme an der Natur, wie sie ist <strong>und</strong> bleiben soll, ist das<br />

Naturverständnis <strong>Wagenschein</strong>s.<br />

Die Struktur der Unterrichtsgespräche hilft den Kindern soziales Verhalten zu lernen. Ein<br />

Hinhören auf <strong>die</strong> Meinungen <strong>und</strong> Ideen der anderen, gegenseitiger Respekt trotz fehlerhafter<br />

Aussagen, gegenseitige Unterstützung, bis jeder den Gegenstand begriffen hat, sind<br />

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