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Die Welt als Gottes Wille und Vorstellung ... - Ht-frings.de

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Meister <strong>de</strong>r Tarnung ist. Unser Hirn ist so verschie<strong>de</strong>n wie wir Menschen <strong>und</strong> umgekehrt. So<br />

verschie<strong>de</strong>n, dass wir uns gegenseitig für kranl halten müssen, um nicht <strong>de</strong>n letzten Begriffsrest von<br />

Normalität aufgeben zu müssen, wozu wir <strong>als</strong>o noch nicht bereit sind. Es gibt <strong>als</strong>o offensichtlich einen<br />

Zusammenhang zwischen unserem Charakter – was immer das auch sein mag – <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Art, wie<br />

unser Gehirn sich in früher Kindheit organisiert hat <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r genetisch programmiert ist.<br />

Es ist in vielen Fällen so, dass wir bei <strong>de</strong>n wichtigsten Lebensentscheidungen in einer<br />

nachtwandlerisch-unbewussten Klarheit gehan<strong>de</strong>lt haben, dass uns selbst angst <strong>und</strong> bange wird<br />

angesichts solcher Nebelschwa<strong>de</strong>n in unserem Leben, dass wir aber auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite sicher<br />

fühlen, wie wir nicht an<strong>de</strong>rs haben han<strong>de</strong>ln können. Und so gibt es einen gewissen inneren Stolz<br />

gera<strong>de</strong> gegenüber solchen Handlungen, die sich aus unserem Dasein heraus gew<strong>und</strong>en haben wie<br />

ein aus <strong>de</strong>m Nichts gezeugtes <strong>und</strong> geborenes Phänomen, mit <strong>de</strong>m wir allerdings schon länger<br />

schwanger gingen, <strong>als</strong> die Plötzlichkeit seiner Realisation vermuten ließe. Mit dieser latenten Virulenz<br />

unseres <strong>Wille</strong>ns hängt es zusammen, dass er auch nur verwan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann durch permanente<br />

Arbeit an ihm; insofern machen ästhetisch hässliche Begriff wie „Trauerarbeit“ Sinn wie auch Hegels<br />

Diktum von <strong>de</strong>r „Arbeit am Begriffe“, Kants <strong>Vorstellung</strong> von <strong>de</strong>r Mühe, mit <strong>de</strong>r man sich auf <strong>de</strong>m Kurs<br />

<strong>de</strong>r Vernunft entgegen <strong>de</strong>n Anfeindungen <strong>de</strong>r Neigungen halten müsse, Nietzsches Lei<strong>de</strong>nsweg <strong>de</strong>r<br />

bitteren Erkenntnis in Bezug auf die Hinfälligkeit geliebter Werte <strong>und</strong> Hei<strong>de</strong>ggers Nichts, das<br />

daseinsbezogen nichte. <strong>Die</strong> Hirnforschung hat sehen dürfen, dass die Latenz eines gewollten<br />

Lei<strong>de</strong>nsdrucks auf die Komplexität <strong>de</strong>r Entscheidungsgenerierung durch diese Permanenz <strong>de</strong>s<br />

<strong>Wille</strong>ns, <strong>de</strong>r eine gleichermaßen bewusst gewollte wie zugleich tief nur erahnte Sehnsucht nach<br />

Lebensän<strong>de</strong>rung, Besserung, nach Läuterung ist, <strong>de</strong>n Erfolg einer realisierbaren Lebensän<strong>de</strong>rung mit<br />

sich bringt. Insofern sind alle Wurzelsün<strong>de</strong>n wie Geiz, Neid <strong>und</strong> Jähzorn heilbar, aber <strong>de</strong>r Anstoß dazu<br />

muss gleichermaßen aus einer Gesellschaft kommen, <strong>de</strong>ren Werte <strong>und</strong> Erziehung dazu anstoßen <strong>und</strong><br />

anhalten, wie aus einer ges<strong>und</strong>en Struktur <strong>de</strong>s Geistes, <strong>de</strong>r Geistigkeit einer Religion, eines Staates,<br />

einer Familie, einer Schule, eines Fre<strong>und</strong>schaftskreises. Nur das Zusammenspiel <strong>de</strong>s extrinsisch<br />

Erfahrenen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s intrinsisch gewachsenen Wollens generiert – von Geduld <strong>und</strong> harren<strong>de</strong>r Liebe<br />

begleitet – das Ziel einer besseren <strong>Welt</strong>. Und nur die Intensität einer längeren Psychotherapie <strong>und</strong><br />

einer intensiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit sich selbst, wie sie bei Störungen <strong>de</strong>s Urvertrauens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

glücksbezogenen Lebensgefühls gegeben sind, unter Beleuchtung aller Fassetten <strong>de</strong>s Lebensweges<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gefühle kann eine Heilung bewirken. Heilung – <strong>als</strong> Phänomen <strong>und</strong> Möglichkeit <strong>de</strong>s Daseins –<br />

ist ein W<strong>und</strong>er, das <strong>als</strong> solches wirklich auch plötzlich auftreten kann, aber <strong>de</strong>r Heilungsprozess, <strong>de</strong>r<br />

zur Heilung führt, ist stets ein Weg, <strong>de</strong>r gegangen wer<strong>de</strong>n muss. Jesus ging diesen Weg in<br />

konsequenter Form für uns Menschen; insofern konnte er an<strong>de</strong>re w<strong>und</strong>erhaft heilen. Wir müssen<br />

diesen Weg selbst gehen, wenn ihn kein an<strong>de</strong>rer für uns ging. Wir können aber aufgr<strong>und</strong> eines selbst<br />

schon gegangenen Wegs zur Heilung an<strong>de</strong>rer Menschen beitragen. Immer aber ist Heilung ein Weg<br />

<strong>und</strong> zuletzt ein uns fast mystisches Ereignis. Gefährlich ist insofern alle Medizin, die <strong>de</strong>n Weg<br />

verhin<strong>de</strong>rt, da sie einen Heilungserfolg suggeriert, obwohl sie nur Symptome verän<strong>de</strong>rt. <strong>Die</strong>se dritte<br />

Komponente <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Medizin, das Kurieren am Phänomen, macht nur Sinn zur momentanen<br />

Hilfe <strong>und</strong> zur Möglichkeit einer ruhigen Einleitung <strong>de</strong>s psychotherapeutisch streng überwachten<br />

Weges, Heilung durch Medizin (im weitesten Sinne verstan<strong>de</strong>n) herbeizuführen. <strong>Die</strong>s gilt auch <strong>und</strong><br />

vielleicht sogar vor allem für Infektionen, <strong>de</strong>nn keine einzige Infektion ist erfolgreich, wenn nicht<br />

Bakterien o<strong>de</strong>r Viren auf ein Milieu treffen, das für diese spezifische Krankheit vorbereitet wur<strong>de</strong><br />

durch charakterbedingte Einseitigkeiten <strong>de</strong>s Lebens. Einsehen können wir das bei Diabetes <strong>und</strong><br />

Alkoholismus, bei Krankheiten infolge von übertriebenem Sport o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>r körperlicher<br />

Bewegung, aber weniger bei Blinddarmentzündung <strong>und</strong> Leistenbruch, Knochenbrüchen <strong>und</strong>

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