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zur Lehrerfortbildungsveranstaltung mit Rainer Kalter 24. März 2010 ...

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| Eric Hultsch | Ethik 3 Angewandte Ethik | WS |<br />

tischen Gruppe auf diese einzuwirken und Autorität kraft ihrer Weisheit auszuüben, sie suchen den<br />

Weg der Zustimmung und nicht den Rückgriff auf Status und Zwang. Lehrer müssen einen Weg<br />

zwischen übermäßiger Nachsicht und übermäßiger Parteinahme, die sich der Indoktrination nähert,<br />

finden. Um eine gerechte Gemeinschaft zu (56) schaffen, muss ihre moralische Parteinahme<br />

durch die Sicherungen des demokratischen Prozesses strikte gebunden werden, da<strong>mit</strong> ein Umschlagen<br />

ins Indoktrinative vermieden wird. Der demokratische Prozess muss strukturiert sein, ihm<br />

muss eine konkrete institutionelle Form gegeben werden, da<strong>mit</strong> er nicht <strong>zur</strong> Herrschaft der Menge,<br />

der Starken oder der Eloquenten wird. Der Gerechtigkeits-Aspekt der Gerechten Gemeinschaft-<br />

Schule verkörpert sich im demokratischen Prozess und den Institutionen des Programms, sowie in<br />

der Konzentration auf moralische Diskussion, auf die Berücksichtigung von Fairness, Rechten und<br />

Pflichten in Auseinandersetzungen. Der Gemeinschafts-Aspekt besteht in dem Versuch, eine ideale<br />

Form der schulischen Gesellschaft ins Leben zu rufen, in der die pragmatischen Aspekte des<br />

Zusammenseins während der Schulzeit (Teilnahme am Unterricht, Lehren und Lernen, Einhalten<br />

der Ordnung, Bildung von Cliquen etc.) durch einen "Geist der Gemeinschaft" transformiert werden,<br />

der den Mitgliedern gemeinsam ist. Diese beziehen sich auf die genannten Themen deshalb<br />

nicht einfach als schulische Routinen, <strong>mit</strong> denen man fertig werden muss, sondern als Aspekte des<br />

Gemeinschaftslebens, an dem man teilhaben sollte. Der Gemeinschaftscharakter spiegelt sich<br />

auch in der Fähigkeit des Kollektivs, ein Unterstützungssystem für Schüler bereitzustellen. "Gemeinschaft"<br />

ist so<strong>mit</strong> eine Aufforderung an Schülerund Lehrer, an der Schule so zu partizipieren,<br />

dass die Regeln und Angelegenheiten des Programms zu den persönlich empfundenen und gemeinsam<br />

geteilten Verantwortlichkeiten aller Mitglieder werden. Gemeinschaft wird, zusammen <strong>mit</strong><br />

Gerechtigkeit, der moralische Hauptinhalt, für den der Just Community-Ansatz Partei nimmt.<br />

Die Cluster-Schule<br />

In der Cluster-Schule in Cambridge (Massachusetts)konnte der Just Community-Ansatz erstmals<br />

auf eine Schulumgebung angewendet werden. Cluster wurde als Alternativschule innerhalb einer<br />

herkömmlichen, öffentlichen High School gegründet; die Schule leistete fünf Jahre lang bahnbrechende<br />

Arbeit für unseren Ansatz, bevor sie als hochrangiges Kursprogramm innerhalb der High<br />

School anerkannt wurde. Die Alternativschule begann ihren Betrieb <strong>mit</strong> 50 Erstsemestern und 10<br />

höherklassigen Schülern sowie <strong>mit</strong> sechs Lehrern, die zum Teil hier, zum anderen Teil in der umgebenden<br />

High School unterrichteten. Es wurden drei Klassenräume <strong>zur</strong> (57) Verfügung gestellt;<br />

die Schule "existierte" jeweils für drei Unterrichtsstunden am Tag, die Hälfte der täglichen Unterrichtszeit.<br />

Während der ersten drei Stunden besuchten die Schüler jeweils die regulären Fächer<br />

der High School, danach folgte ein doppelstündiger Kernkurs und ein Wahlkurs an der Cluster-<br />

Schule. Jeder Tag war auf diese Weisegeteilt. Der zweistündige Kernkurs konzentrierte sich im<br />

ersten Semester auf zwei Themen: "Herrschaft, soziale Verantwortung und Werte", sowie: "Berufslaufbahnen<br />

in einer Gesellschaft im Wandel". Die Lehrer entwarfen in den folgenden Jahren jeweils<br />

besondere Kernkurse, die einen Schwerpunkt auf Demokratie und Gemeinschaft im Kontext<br />

einerseits der amerikanischen Geschichte und Institutionen, andererseits der englischsprachigen,<br />

speziell der amerikanischen Literatur legten. Die Doppelstunde wurde in der beschriebenen Form,<br />

<strong>mit</strong> den Kernkursen, während der ersten drei Wochentage durchgeführt. Donnerstags wurde sie für<br />

Treffen der Beratungsgruppen, freitags für die Gemeinschaftsversammlung genutzt, die ich beide<br />

später noch beschreiben werde. Während der letzten Unterrichtsstunde des Tagesboten die Cluster-Lehrer<br />

Wahlfächer an, etwa <strong>zur</strong> Geschichte des Schwarzen Amerika oder über kreatives<br />

Schreiben. Die Cluster-Schule kann folglich als ein Lehrprogramm beschrieben werden, an dem<br />

Schülerund Lehrer während der Hälfte des Schultagesteilnahmen. Dem gleichen Modellwerden die<br />

1985 in der Bronx, New York, beginnenden Just Community-Programme folgen. Bei meiner Beschreibung<br />

der institutionellen Komponenten des Ansatzes der Gerechten Gemeinschaft werde ich<br />

auf ein weiteres Modell - nämlich das in Scarsdale erprobte - <strong>zur</strong>ückgreifen, und ich werde ein drittes<br />

Modell vorstellen, wenn ich danach über die Demokratisierung einer ganzen, großen, öffentlichen<br />

Sekundarschule spreche.<br />

| Pädagogische Hochschule Steiermark | Materialbox | Seite 9 von 80 |

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