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zur Lehrerfortbildungsveranstaltung mit Rainer Kalter 24. März 2010 ...

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| Eric Hultsch | Ethik 3 Angewandte Ethik | WS |<br />

01 Müssen Lehrerinnen und Lehrer besonders tugendhaft sein?<br />

Bitte lesen Sie die einzelnen Texte genau durch und skizzieren Sie in eigenen Worten den wesentlichen<br />

Inhalt.<br />

Markieren Sie am besten, was Sie daran für besonders gut und für besonders schlecht halten.<br />

Versuchen Sie, die guten und schlechten Aspekte nun noch in zwei Gruppen zu teilen:<br />

a) für mich gut bzw. schlecht b) allgemeingültig gut bzw. schlecht<br />

Wir wollen anschließend Ihre Ergebnisse gemeinsam diskutieren.<br />

Müssen Lehrerinnen und Lehrer besonders tugendhaft sein?<br />

Experten zeigen nach Berliner (1992) folgende Merkmale: a) sie haben ein spezielles Feld, in dem<br />

sie Spezialisten sind; dieses ist abzugrenzen von anderen Feldern, wo sie es nicht sind; b) sie<br />

entwickeln für bestimmte wichtige Aktivitäten Automatismen; c) sie haben eine hohe Sensitivität für<br />

die Anforderungen und sozialen Risiken einer bestimmten Aufgabe; d) sie sind gute Problemlöser<br />

in ihrem Feld; e) sie haben eine außerordentliche Fähigkeit, sich das Problem vorzustellen; f) sie<br />

können Probleme gut erfassen und kognitiv bearbeiten, und g) sie können die Bedeutungshaftigkeit<br />

ihres Handelns richtig einschätzen. Nun hat Berliner diese Fähigkeiten nicht auf die moralische<br />

Expertise angewandt, sondern nur auf didaktisches Handeln im Sinne der Instruktion. (S. 214) vgl.<br />

Berliner, D.C.: The nature of expertise in teaching. In: Oser, F. / Dick, A. / Patry, J.-L., Hg.: Effective<br />

and Repsonsible Teaching. The New Synthesis. San Francisco: Jossey-Bass. S. 227-248.<br />

Puka (1990) versucht, seine Schüler in Ökonomie und Philosophie <strong>mit</strong> Menschen zusammenzubringen,<br />

die ihre altruistischen und vorbildlich moralischen Lebensgeschichten erzählen. Vier Ziele<br />

sollen da<strong>mit</strong> erreicht werden: a) Junge Menschen sollen konfrontiert werden <strong>mit</strong> den Schwierigkeiten,<br />

die moralisches altruistisches Handeln unter sozialen Randbedingungen hervorbringt; b) sie<br />

sollen ins Gespräch <strong>mit</strong> Helden kommen, um diese entmythologisieren zu können, aber auch das<br />

eigene moralische Ideal zu entwickeln; c) junge Menschen sollen <strong>mit</strong> verschiedenen Lebensbedingungen<br />

konfrontiert werden, da<strong>mit</strong> sie ihr eigenes Leben moralisch gestalten lernen; und d) junge<br />

Personen sollen sensiblisiert werden für altruistisches Engagement am Menschen (z.B. für die<br />

Arbeit in lokalen sozialen Diensten). [...] Zwar hat Puka keine Daten erhoben, trotzdem schafft er<br />

das einzige Modell, bei dem nicht bloß von Vorbildern erzählt und über sie gesprochen wird, sondern<br />

wo Vorbilder in persönliche Kontakte treten und zum Handeln auffordern, indem sie dies ermöglichen.<br />

(S. 214-215) vgl. Puka, B. (1990): Be your Own Hero. Careers in Com<strong>mit</strong>ment. Project<br />

proposal. Troy, NY: Rensselaer Polytechnic Institute.<br />

Das Lernen durch Vorbilder hat an sich aber viele Schwächen; zu nennen sind die Wirkungslosigkeit,<br />

denn wie viel Positives haben wir in unserer Erziehung gehört und es nicht getan, und wie viel<br />

Negatives, ja Verbrecherisches haben wir gesehen und gehört, z.B. im Fernsehen, und wir haben<br />

es auch nicht getan. Wir wissen noch wenig über die wirklichen Gründe, wann und warum der<br />

Mensch komplexe Eigenschaften nachahmt. Der zweite ist, dass Nachahmung die eigene Identitätsentwicklung<br />

behindern kann. Dies wäre allerdings ein neues Kapitel zu diesem Problembereich.<br />

(S. 215)<br />

Welche Variablen im Persönlichkeitsansatz bestimmen nun aber die Lehrerpersönlichkeit im Sinne<br />

des Ethos? Wir wissen die Antwort kaum. Merz (1980) macht hierzu einen Vorschlag und nennt<br />

die folgenden schulspezifischen Variablen: wertschätzende Einstellungen gegenüber Schülern,<br />

Willenseinwirkung auf Schüler, Fähigkeit, Schülerkollektive zu organisieren, distributive Aufmerksamkeit<br />

etc. Dann werden aber auch allgemeine Merkmale genannt: emotionale Stabilität, positives<br />

Selbstkonzept, Flexibilität, verbale Intelligenz, partnerschaftliche Einstellung zu Schülern etc.<br />

Man unterscheidet also generelle Persönlichkeitseigenschaften von berufsspezifischen, welche<br />

wiederum in handlungsorientierte und nicht handlungsorientierte eingeteilt werden. [...] Für uns ist<br />

Ethos eben ein Plan, eine Prozessvariable und nicht so sehr eine Eigenschaft (Trait). (S. 204) vgl.<br />

Merz, J. (1980): Die Lehrerpersönlichkeit als Variable im Unterrichts- und Erziehungsgeschehen.<br />

| Pädagogische Hochschule Steiermark | Materialbox | Seite 2 von 80 |

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