Mit dem Roller durch Südwesteuropa - Lenel
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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Roller</strong> <strong>durch</strong> <strong>Südwesteuropa</strong> 6<br />
krieg nehmen. Der Eintritt ist trotz Gutscheinen noch extrem hoch, doch er scheint es wert zu sein: Die Ausstellung<br />
ist viersprachig, völlig logisch aufgebaut und wirklich informativ über die Geschehnisse vor und während<br />
<strong>dem</strong> zweiten Weltkrieg. Die Zeit vergeht wie im Fluge – ich freue mich besonders, dass es am Schluss der Ausstellung,<br />
beim Thema des kalten Krieges, noch einen Trabbi hat. <strong>Mit</strong> Bus und Tram fahren wir zurück Richtung<br />
Jugendherberge. Bei einem Supermarkt steigen wir aus, doch er ist schon geschlossen. Derjenige an der Endstation<br />
ist noch kurz auf. Es hat überhaupt nichts, was keine Kohlenhydrate enthält, so beschränke ich mich auf ein<br />
Stück Käse, das wohl auch nicht passt – eigentlich ist mir jetzt fast alles zu essen verboten. Es fällt auf, dass es in<br />
Caen fast keine alten Gebäude mehr gibt. Grund dafür ist, dass die Stadt im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört<br />
wurde, weil hier Kämpfe der Schlacht um Normandie stattfanden.<br />
12.07.12 Caen-Cherbourg Als ich vom Hostel wegfahren will, treffe ich einen Schweizer Motorradfahrer aus<br />
Thun, der auch ganz alleine bis hierhin gefahren ist und sogar aus der Provence kommt. Da haben wir uns viel zu<br />
erzählen und ich fahre wesentlich später ab als geplant. Der Himmel ist nicht nur ganz bedeckt, er ist in Richtung<br />
Cherbourg schwarz. Ich fahre guten Mutes und ohne Regenkleidung weiter, als mich genau in der Autobahnauffahrt<br />
die Regenwand mit einer unglaublichen Wucht erfasst. Innert Sekunden bin ich bis auf die Knochen <strong>durch</strong>nässt.<br />
Ich fahre bei der ersten Möglichkeit von der Autobahn ab und ziehe unter einer Brücke meine Regenkleidung<br />
an. Dann fahre ich weiter Richtung Bayeux. Dort biege ich nach Longues-sur-Mer ab und finde mich wieder<br />
auf der Küstenstrasse. Ich fahre an die Omaha Beach in Saint-Laurent-sur-Mer, wo ich das Denkmal besichtige<br />
– gerade werden die Nationalhymnen aller Alliierten abgespielt. Dann schaue ich mir die Ausstellung des<br />
privaten Musée Mémorial Omaha an. Es wird ein recht guter Film gezeigt und endlich sehe einmal ein Landungsboot<br />
in echt. Dann fahre ich im strömenden Regen weiter. Ein Dorf weiter, in Vierville-sur-Mer stehen<br />
noch ein paar vergammelte Landungsboote vor einem privaten D-Day Museum. In Grandcamp Maisy kaufe ich<br />
mir etwas zum <strong>Mit</strong>tagessen und tanke auf. Es regnet nach wie vor in Strömen. Ich fahre weiter nach Carentan,<br />
wo ich von der Autostrasse abbiege und auf Nebenstrassen nach Sainte-Marie-du-Mont, wo die Utah Beach beginnt.<br />
Auch hier sind am D-Day Truppen gelandet. Das Museum lasse ich sein, denn alle zeigen in etwa dasselbe<br />
(und ich bin zeitlich im Hintertreffen), so fahre ich weiter der Utah Beach entlang, wo ich deutsche Bunker sehe.<br />
An einem Ort hat es ein Denkmal. Hinter <strong>dem</strong> Denkmal kann man direkt auf Utah Beach sehen, wo noch ein<br />
Stück Landungsbrücke im Wasser liegt. In St. Marcouf schaue ich mir kurz die deutsche Batterie von Azeville<br />
und Crisbecq an und fahre dann zurück auf die Autostrasse, wo ich nach äusserst mühsamer Fahrt in strömen<strong>dem</strong><br />
Regen Cherbourg erreiche. Bei einer Garage erklärt man mir genau, wie ich die Jugendherberge finde, ich schalte<br />
aber trotz<strong>dem</strong> noch das Navi ein und finde sie genau am bezeichneten Ort. Leider macht diese Jugendherberge<br />
erst um 18 Uhr auf, so dass ich noch eine Stunde Zeit habe (im Regenanzug) die Stadt zu erkunden. In einem<br />
Supermarkt kaufe ich etwas zu essen und ich schaue mir das protzige Theater an. Es bläst ein so heftiger Wind,<br />
dass er meinen Regenschirm innert Sekunden zerlegt. Um 18 Uhr bin ich zurück in der Jugendherberge, wo ich<br />
nicht nur mein Bett kriege, sondern noch Platz im Trockenraum, um meine völlig <strong>durch</strong>nässten Sachen trocknen.<br />
In der Küche treffe ich Jean-Paul Alonso (www.feuilledupic.blogspot.com), mit <strong>dem</strong> ich über die grossen Probleme<br />
der Menschheit diskutiere.<br />
13.07.12 Cherbourg-Le Mont-St-Michel-Saint-Malo Ich verlasse Cherbourg spät, weil ich mit Jean-Paul noch<br />
etwas plaudere, er lädt mich in sein Feriendomizil ein. Dann fahre ich ab. Der Himmel ist wie üblich mit dunklen<br />
Wolken bedeckt und es wird kaum hell. Als ich eine Küstenstrasse ausgeschildert sehe, kann ich nicht widerstehe<br />
und folge ihr. Tatsächlich öffnen sich die Wolken ein wenig. Trotz der dunklen Wolken regnet es nicht und<br />
manchmal kommt ein Sonnenstrahl <strong>durch</strong>. Ich fahre über Lan<strong>dem</strong>er Richtung Cap de la Hague. Beim Manoir du<br />
Tourpe halte ich, habe aber keine Zeit, die Ausstellung zu besichtigen. Bei Omonville fahre ich in den Hafen<br />
hinein, wo es sogar für ein paar Minuten etwas Sonnenschein gibt. Am Cap de la Hague wird mir spontan angeboten,<br />
ein Foto mit mir und <strong>dem</strong> Scooter am Kap zu machen, was ich natürlich gerne annehme. Ich laufe um das<br />
Kap herum und fahre weiter, denn ich habe noch eine lange Reise vor mir. Dabei komme ich auch an der Atomaufbereitungsanlage<br />
La Hague vorbei. Ich muss etwas suchen, bis die Abzweigung nach Les Pieux finde, doch<br />
schlussendlich gelingt es mir und ich fahre zügig Richtung Mont-St-Michel. Manchmal gibt es einen Sprutz Regen,<br />
aber ein richtiges Unwetter bricht trotz der extrem drohenden Wolken nicht los. Bei einem Supermarkt kaufe<br />
ich mir etwas zu essen, würge es blitzartig herunter und fahre weiter. Das war auch gut so, denn ich komme<br />
viel zu langsam vorwärts. An dieser Stelle verläuft die Strasse nicht mehr der Küstenlinie entlang und ist nicht<br />
sehr malerisch. Erst um zwei Uhr komme ich in Le Mont-St-Michel an. Der (obligatorische) Parkplatz ist rund<br />
drei Kilometer davon entfernt. Ich stelle das Motorrad ab und laufe bis zur Busstation, wo ich den kostenlosen<br />
Shuttlebus benütze, eine eigenwillige Konstruktion mit vorne und hinten Führerkabinen, damit er nicht gewendet<br />
werden muss. In Le Mont-St-Michel hat es einen extremen Touristenrummel. Busladungen von Touristen wurden<br />
hier ausgeladen und das Städtchen ist von ihnen regelrecht verstopft. Ich umgehe den Touristenstrom und<br />
laufe über Treppen direttissima zum Kloster hinauf. Dort mogle ich mich <strong>durch</strong> all die Unentschlossenen, die<br />
sich überlegen, ob sie zusätzlich zu den paar Euro, die sie für die Busreise bezahlt haben, auch noch die 9 Euro<br />
Eintrittsgeld für das Kloster auslegen sollen. Die Besichtigung des Klosters ist, trotz Unmengen von anderen<br />
Touristen und Reisegruppen, die sich stets an den engsten Stellen versammeln müssen, sehr interessant. Im Wachesaal<br />
löse ich das Billett. Über die Treppe Grand Degré erreiche ich die erste Terrasse, von wo man zur Westterrasse<br />
vor der Klosterkirche gelangt. Die Klosterkirche selbst ist ganz im romanischen Stil gehalten, ausser