Mit dem Roller durch Südwesteuropa - Lenel
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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Roller</strong> <strong>durch</strong> <strong>Südwesteuropa</strong> 41<br />
rund 4km entfernte Stadtzentrum. An der Piazza della Nunziata steige ich aus. Ich besichtige die neoklassizistisch-barocke<br />
Kirche SS Anunziata del Vastato, deren Inneres wieder mehr an Spanien erinnert. Dann laufe ich<br />
zum Hafen „Porto Expo“, wo eine riesige Stahlspinne einerseits die Dächer der Ausstellungsgebäude trägt, andererseits<br />
einen Lift zur Aussicht über den Hafen. Ein Nachbau einer Galeone dümpelt vor sich hin. Direkt an der<br />
Autobahnbrücke steht der schön bemalte Palazzo S. Giorgio. In der Via Ponte Reale hat es eine Erinnerungstafel<br />
an Daniel O'Connell, den irischen Freiheitshelden. Ich besuche die Chiesa S. Pietro in Banchi, die so heisst, weil<br />
in den Läden im Fundament ursprünglich Geldwechsler waren. In dieser Gegend hat es viele Stände von Bücherverkäufern.<br />
Ich laufe zum Hauptplatz der Stadt, der Piazza de Ferrari, wo das Wasser des Springbrunnens<br />
aus irgendeinem Grund rot eingefärbt worden ist. Direkt daran angrenzend ist der Dogenpalast, der Palazzo Ducale,<br />
den ich besuche. Im Turm ist niemand, so besuche ich ihn, doch eigentlich hätte der wohl Eintritt gekostet.<br />
Es hat einige Gefängniszellen berühmter Häftlinge drin. Ich besuche die San Lorenzo Cattedrale. Es fällt auf,<br />
dass die romanischen Bögen frei stehen, ohne dass die typisch romanische Struktur mit Decken und immer<br />
schmäler werdenden Gebäuden besteht. In der Cappella de San Giovanni, die wie in Spanien privat finanziert<br />
wurde, hat es einige schöne Gemälde und Bildhauereien. Der Battistero, der separat Eintritt kostet, ist mit einem<br />
riesigen Taufbecken aus Alabaster ausgestattet und es hängen ein paar irrelevante Bilder an der Wand. Ich laufe<br />
nun etwas planlos <strong>durch</strong> die Altstadt, und gelange zur Chiesa di San Donato, die in einer Nebenkapelle einen<br />
schönen Tryptichon aufweist. Nicht weit davon ist das Kloster San Agostino, das einen eigenartigen, dreieckigen<br />
Kreuzgang aufweist. Nun komme ich zur Porta Soprana, einem ehemaligen Stadttor mit zwei flankierenden<br />
Türmen. Gleich dahinter ist das Chiostro di San Andrea und die Casa di Colombo, die ich trotz hohem Eintrittsgeld<br />
besuche. Das ist das ärmliche Geburtshaus von Christoph Kolumbus. Die ausgestellten Gegenstände sind<br />
nicht der Rede wert, doch es gibt einem eine Idee, unter welchen Verhältnisse er grossgeworden ist. Da ich dringend<br />
auf die Toilette muss, esse ich bei McDonalds, wo eine saubere Toilette inbegriffen ist. Dann laufe ich die<br />
Via XX Settembre hinunter zur Ponte Monumentale und zum Bahnhof Brignole, dann laufe ich wieder in die<br />
entgegengesetzte Richtung. Ich suche die Mura del Barbarossa, auf die man sogar mittels einer Treppe hinaufsteigen<br />
kann. Durch die Galleria Mazzini, einer Ladengalerie aus <strong>dem</strong> 19. Jahrhundert laufe ich zum Monumento<br />
a Vittorio Emmanuele II auf der Piazza Corvetto, dann vorbei am Palazzo Doria Spinola zu den Museen der<br />
Strada Nuova. Erst besuche ich den Palazzo Rosso. Da ich der einzige Besucher zu sein scheine, habe ich immer<br />
eine persönliche Betreuung, aber auch einen Aufpasser. Die Gemäldesammlung ist wenig eindrücklich, einzig<br />
die Bilder von Van Dyck sowie die einiger anderer flämischer Meister sowie ein paar Renis sind wirklich erstklassig,<br />
doch viele Bilder haben einen Lokalbezug. Vom Dach des Palastes, das man besuchen darf, hat man eine<br />
schöne Aussicht auf ganz Genua. Ich besuche den zweiten Palast, den Palazzo Biancho, wo nochmals ein paar<br />
schöne Rubens und van Dyck ausgestellt sind. Im Palazzo Tursi gibt es Münzen, Keramiken und spanische Maler<br />
wie de Ribera und Zurbaran. Drei flämische Wandteppiche mit Themen aus <strong>dem</strong> Leben Alexanders des Grossen<br />
und eine eigenartige Ausstellung mit zwei Geigen Paganinis (er war auch Genuese) beschliessen die Exponate.<br />
Nun ist es fast sechs Uhr und stockdunkel. Ich nehme den Bus zurück zum Hostel.<br />
26.09.12 Genua-Figino Ich wache um fünf Uhr morgens auf, weil ein heftiges Gewitter über Genua tobt. Gerade<br />
als ich denke, dass es vorbei sei, kommt es zurück. Trotz<strong>dem</strong> stehe ich auf, esse mein Frühstück und mache mich<br />
bereit. Als ich um acht Uhr abfahre, hat der Regen aufgehört und ich fahre im Trockenen ab. Mein GPS, das eh<br />
am Sterben ist, dreht völlig <strong>durch</strong>. In kurzer Abfolge sagt es „links abbiegen“, „rechts abbiegen“ und „Route<br />
wird neu berechnet“. Es ist offensichtlich, dass es keine Satelliten mehr findet. Dazu trägt sicher auch die Topografie<br />
von Genua bei, das hohe Häuser mit schmalen Strassen hat. Mangels anderer Anweisungen folge ich den<br />
Strassenschildern zur Autobahn. Tatsächlich findet das unweit der Autobahneinfahrt auch diejenige zur SS35<br />
nach Tortona. Die Strasse windet sich in engen Kurven die steilen Bergwände empor. Der Staub bildet mit <strong>dem</strong><br />
Regen eine schlüpfrige Schicht, auf der Bremsen ausgeschlossen wäre. Die Geschwindigkeitsbegrenzung beträgt<br />
eh überall 50km/h. Ich erreiche Tortona ohne Probleme. Dort muss ich die Karte konsultieren, bis ich die Einfahrt<br />
zur SS211 nach Novara finde. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sind jetzt höher, die Strasse besser<br />
ausgebaut, die Fahrt schneller und einfacher. Nach Novara halte ich in einem Dorf an, um eine Verkehrstafel zu<br />
lesen, als ich plötzlich einen heftigen Stich im Hals spüre. Ein Insekt, wohl eine Wespe, ist mir in den Kragen<br />
gekrochen und hat mich gestochen. Es bildet sich eine Schwellung und die Schmerzen breiten sich im ganzen<br />
Muskel aus. Ich fahre in Richtung Lago Maggiore. Kurz vor Arona biege ich nach Varese ab. Ich muss <strong>durch</strong> die<br />
Stadt <strong>durch</strong> und fahre Richtung Ponte Tresa. Trotz der dunklen Wolken regnet es nicht, es tröpfelt nur von Zeit<br />
zu Zeit. Ich überquert die Grenze zur Schweiz. In Magliaso besuche ich Ute und Jo Munzer, die mich zum<br />
Abendessen einladen. Das Angebot zum Übernachten muss ich leider ausschlagen, da ich bereits in der Jugendherberge<br />
Figino reserviert habe. Kurz vor acht Uhr fahre ich die kurze Strecke nach Figino bei Lugano. Es ist<br />
schon dunkel, als ich dort ankomme, so dass ich glatt an der Jugendherberge vorbei fahre und umdrehen muss.<br />
Nach wie vor schmerzt der Insektenstich sehr.<br />
27.09.12 Figino Kurz nach ein Uhr kommen zwei – wahrscheinlich aus Albanien stammende – Männer recht<br />
betrunken in den Schlafsaal, zünden das Licht an und beginnen ohne Rücksicht auf die anderen Gäste eine lautstarke<br />
Unterhaltung. Es dauert sicher eine Stunde, bis Ruhe ist. Ich stehe um sieben Uhr auf. Der Himmel ist<br />
bedeckt, es ist kühl. Ich laufe in den Wald und lese dort auf einem Bänkchen für eine Stunde. Dann laufe ich<br />
wieder zum Hostel, hole den Scooter und fahre erst um die Halbinsel herum nach Melide, dann nach Campione,