Mit dem Roller durch Südwesteuropa - Lenel
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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Roller</strong> <strong>durch</strong> <strong>Südwesteuropa</strong> 26<br />
Kirche Iglesia de las Angustias, wobei einige (wohl mehrere hundert Jahre alte) eingestürzte Häuser darum herum<br />
sind, die maurischen unterirdischen Getreidespeicher Mazmorras und das (geschlossene) antiguo Convento<br />
de los Carmelitos Calzados. Von dort aus hat man eine gute Aussicht auf das Tal, das sich neben <strong>dem</strong> Dorf, das<br />
auf einem Felsvorsprung gebaut ist, tief in den Berg schneidet, und die zerfallenen Mühlen, die dort unten vor<br />
sich hinbröckeln. Bei der Weiterfahrt erkenne ich die Abzweigung nicht – sie ist ohne Strassennummer beschriftet<br />
– und fahre bis weit nach Santa Cruz del Comercio, bis ich merke, dass etwas nicht stimmen kann. Ich muss<br />
umkehren; der Umweg macht sicher mehr als 20km aus. Nun finde ich den Weg zum Embalse de los Bermejas,<br />
einem Stausee. Die Landschaft ist unglaublich schön und das Licht lässt starke Farben hervortreten. Nach La<br />
Malaha überquere ich die letzte Hügelkette und fahre nach Granada hinein, was auch wieder ein Erlebnis ist.<br />
Diesmal findet mein GPS das Hostal Meridiano problemlos. Ich checke ein – hier habe ich ein Einzelzimmer –<br />
und besuche die Catedral und die Real Capilla de Granada mit <strong>dem</strong> Museo de los Reyes Catolicos. Danach laufe<br />
ich zum Mirador de San Nicolas, wo ich die Alhambra im Abendlicht betrachten kann. Das Ticket muss ich allerdings<br />
via Internet reservieren und den Besuch kann ich erst Samstagabend um 17:30 Uhr machen – die guten<br />
Termine sind seit Monaten ausverkauft.<br />
24.08.12 Granada Am Morgen besuche ich die ehemalige Juderia, heute das Quartier Realejo, das kaum noch<br />
historische Bausubstanz enthält und sicherlich nichts, was an die Juderia erinnert. Ich laufe <strong>durch</strong> Albayzin zum<br />
Sacromonte, wo die Zigeuner in Höhlen leben, die mit gemauerten Abschlüssen und zum Teil mit Türen versehen<br />
wurden. Oft muss auch nur ein Vorhang reichen. Die Eingänge sind recht vermüllt und alles sieht furchtbar<br />
ärmlich aus. Ich laue zum Palacio del Dar-al-Horra, der jedoch geschlossen ist und diese Woche nicht mehr öffnen<br />
wird. Nach<strong>dem</strong> auch das Museum der Cuevas bereits für die Siesta geschlossen hat, laufe ich auch zum<br />
Hostel zurück und halte eine zweistündige Siesta. Danach besuche ich das Monasterio de San Jeronimo, das mit<br />
seiner farbenfrohen Decke mit kleinen Gipsfiguren keinem Stil zuzuordnen ist. Hier befindet sich das Grab von<br />
Gonzalez Fernandez de Cordoba, das nur <strong>durch</strong> eine Grabplatte im Boden bezeichnet ist. Danach laufe ich zur<br />
Basilica de San Juan de Dios (wobei ich um den ganzen Block herumlaufe, bis ich den Eingang finde), die im<br />
spanischen Barockstil (wir würden wohl Rokoko sagen) übermässig reich ausgestattet ist. Alles ist mit Gold und<br />
Silber überzogen. Das Grabmal von San Juan de Dios ist eine einzige Orgie in Goldblatt, Silber und Gold, wertvollen<br />
Edelsteinen und edelstem Marmor. In je<strong>dem</strong> Ornament ist eine kleine Reliquie enthalten. Man kann fast<br />
nicht alle Details erkunden. Ich laufe weiter, am Hospital Real vorbei, zur Cartuja de Granada. Vorab fallen einem<br />
die Gemälde auf, die die Martyrien der Kartäusermönche bildlich darstellen. Auf einem ist ein Mönch von<br />
einem Speer <strong>durch</strong>stossen, der andere hält ein Gewehr. Die Sakristei ist reicher ausgestattet als die Kirche, die<br />
Wände mit barockem Stuck überzogen, unten alles in feinstem Marmor. Beim Zurücklaufen besuche ich noch<br />
die Iglesia San Ildefonso, wo eine Kutsche von 1765 in einer Nische des Seitenschiffs steht und deren Decke im<br />
Mudejarenstil ist. Durch die Puerta Elvira erreiche ich die Calle Elvira. Ich kaufe ein Billet für den heutigen<br />
Flamenco-Abend. Beim Rückweg laufe ich am Palast von Gonzalez Fernandez de Cordoba vorbei, der leider am<br />
Zerbröckeln ist. Um 22 Uhr besuche ich die Flamenco-Show im „Le Chien Andalou“. Das ist ein ganz kleiner<br />
Keller; die Bühne misst gerade mal 2x3 Meter. Die Show ist fantastisch; man hat das Gefühl, dass alles improvisiert<br />
ist. Der Gitarrist und der Sänger suchen ständig Augenkontakt, um sich miteinander abzustimmen. Beim<br />
Tanz wird der Takt mit den Absätzen geschlagen; ich staune, wie lange die <strong>durch</strong>halten, denn die Show dauert<br />
zwei Stunden!<br />
25.08.12 Granada Am Morgen besuche ich erst das Bañuelo (Baños Arabes), die arabischen Bäder, die recht gut<br />
erhalten sind, jedoch ohne die Wasserbecken, weil hier im 19. Jahrhundert eine Wäscherei untergebracht war.<br />
Dann laufe ich zum Museo Cuevas del Sacromonte, das jetzt offen ist. Die Ausstellung ist gelinde gesagt, merkwürdig.<br />
Es werden andere Höhlenbehausungen auf der Welt thematisiert sowie die Geologie, Flora und Fauna<br />
von Granada. Das Textbuch, das man in die Hand gedrückt kriegt, hat 40 engbeschriebene Seiten A4. Das legt<br />
man doch gerne gleich wieder weg. Es hat aber auch ein paar wenige Höhlenwohnungen, die zumindest teilweise<br />
als Wohnungen eingerichtet sind, um einem eine Vorstellung darüber zu geben, wie diese innen aussehen. Auf<br />
<strong>dem</strong> Rückweg stelle ich fest, dass der gestern geschlossene Palacio de Dar-Al-Horra heute offen ist, so besuche<br />
ich ihn. Er kostet keinen Eintritt, hat aber innen drin keinerlei Ausstattung. Dabei könnte er eine schöne Touristenattraktion<br />
sein. Zum Lunch gehe ich ins Hostel zurück und bereite mir ein kohlenhydratfreies Essen zu. Diese<br />
scheussliche Diät hängt mir schon lange zum Hals heraus. Ich weiss nicht, wie lange ich dies noch <strong>durch</strong>halte.<br />
Ich muss für alle meine Sünden jetzt schon büssen. Dann laufe ich zum Alhambra. Hunderte von Metern Schlange<br />
mit denen, die bereits das Ticket haben und nur auf den Einlass warten. Aber Punkt 14 Uhr bin ich <strong>durch</strong>. Ich<br />
besuche erst den Generalife, der mir mit seinen mit Blumen bepflanzten Innenhöfen einen leichten und schmucken<br />
Eindruck macht. Dann laufe ich <strong>durch</strong> die Gärten zur Alcazaba, der Festung am anderen Ende der Anlage,<br />
wo ich alle für die Besucher geöffneten Türme besteige. Die Sonne brennt unbarmherzig, aber sie scheint in<br />
Richtung des Alhambra, so dass dieser schön beleuchtet ist. Dann besuche ich den Palast von Karl V, der jetzt<br />
verschiedene Museen enthält. Unten ist das archäologische Museum, das viele Stücke, die hier gefunden wurden,<br />
enthält, so dass man eine Idee von den Gegenständen, die im Alhambra einmal gebraucht wurden, erhält. Weiter<br />
hat es eine Sonderausstellung des Avantgardisten Jean Scully, Luz del sur, dessen minimal gestalteten Bilder<br />
wohl nicht jedermanns Sache sind. Oben sind zwei Kunstausstellungen untergebracht: Eine Sonderausstellung<br />
zum lokalen Maler Sorolla, Jardines de luz, wobei diese Bilder sehr konventionell sind, das genaue Gegenteil