Mit dem Roller durch Südwesteuropa - Lenel
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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Roller</strong> <strong>durch</strong> <strong>Südwesteuropa</strong> 31<br />
ein solcher bin ich nicht, so zahle ich und kann dafür sofort besuchen. Die Gemächer sind mit selbst für Königen<br />
unüblichem Prunk ausgestattet, was zeigt, dass Spanien lange Zeit die mächtigste Nation der Welt war. Deckenmalereien<br />
sind von Tiepolo und Luca Giordano. Unüblich ist die königliche Apotheke, die eigentlich ein Museum<br />
für Apothekerbehälter darstellt. Die königliche Waffenkammer enthält vor Allem Rüstungen, die noch lange<br />
nach ihrem kriegerischen Nutzen angeschafft wurden. Ich besuche noch den Parque del Campo del Moro, die<br />
Jardines de Sabatini, wo soeben ein Popkonzert stattgefunden haben muss, denn die Bühne steht noch und laufe<br />
zur Plaza de España, wo ein grosses Denkmal an Cervantes mit Don Quijote und Sancho Pansa steht. Von hier<br />
laufe ich zurück zum Hostel. Es geht mir nicht so gut, Zeit für Ruhe und krankschreiben habe ich nun wirklich<br />
überhaupt keine; der ganze Reiseplan würde vollständig kaputtgemacht.<br />
04.09.12 Madrid In der Nacht geht es mir scheusslich. Als ich am Morgen aufwache, fühle ich mich völlig<br />
krank. Aber das muss nun zurücktreten, dafür ist keine Zeit. Ich laufe zum Museo del Prado, das entgegen <strong>dem</strong><br />
Reiseführer erst um 10 Uhr aufmacht. So bin ich gerade rechtzeitig dort. Ich stelle mich in die lange Kolonne,<br />
die jedoch recht zügig abgearbeitet wird. Die Sammlung ist gigantisch; es ist mir von Anfang an klar, dass ich<br />
mit etwas Glück die permanente Sammlung schaffen werde, nicht aber die Sonderausstellungen. Die Schwerpunkte<br />
liegen bei den berühmten spanischen Künstlern Goya, Velasquez, El Greco (der eigentlich Grieche war)<br />
und weiteren. Wie zu erwarten war, ist ein grosser Teil der Bilder Sakralkunst. Da ich gestern nicht nur unter<br />
Grippe, sondern auch unter äusserst lästigen Darmproblemen litt (die sicher in der Diät ihren Ursprung hatten)<br />
muss ich heute auch noch zusätzlich auf das Essen verzichten, die einzig sichere Methode, dies in den Griff zu<br />
kriegen. Zum <strong>Mit</strong>tagessen gibt es zwei Tassen Rooibostee ohne Zucker. Am Nachmittag geht es mir deutlich<br />
besser, was nichts bedeutet, weil es stets rauf und runter geht mit <strong>dem</strong> Befinden. Ich bin trotz <strong>dem</strong> enormen Effort<br />
fast traurig, als ich den letzten Saal betrete und laufe im schönen Sonnenschein zurück zum Hostel. Am<br />
Abend geht es mir ganz schlecht, so dass ich ganz früh schlafen gehe.<br />
05.09.12 Madrid Am Morgen geht es mir immer noch übel. Trotz<strong>dem</strong> stehe ich auf. Ich frühstücke nach einem<br />
Tag fasten wieder – mit etwas verbotenem Brot, dann laufe ich in die Stadt. Ich laufe zum Callao und dann am<br />
Teatro Real vorbei zur Iglesia Catedral de las Fuerzas Armadas de España (Ja, sowas gibt es!), die innen nichts<br />
Besonderes ist. Ich besuche die Plaza de la Villa, die Plaza Mayor und dann nehme ich an einer Führung <strong>durch</strong><br />
das Monasterio de las Descalzas Reales teil. Das Kloster ist, wie üblich, reich ausgeschmückt und besitzt eine<br />
Bildersammlung berühmter Künstler. Besonders wertvoll ist die riesige Sammlung flämischer Bildteppiche aus<br />
<strong>dem</strong> 15. Jahrhundert, die hervorragend erhalten sind - während der napoleonischen Kriege und <strong>dem</strong> spanischen<br />
Bürgerkrieg ruhten sie unerkannt in Truhen. Das Kloster ist noch in Betrieb, weshalb nur ein Teil davon besichtigt<br />
werden kann. Unser Führer spricht mit argentinischem Akzent! Interessant ist die hebräische Inschrift über<br />
einer Christusstatue; zu dieser Zeit waren keine Juden mehr in Spanien und sie wird wohl von Christen geschrieben<br />
worden sein. Ich besuche das Museo Thyssen-Bornemisza. Die Kollektion ist völlig anders als die vom Prado:<br />
Viel weniger Sakralkunst und sie ist perfekt nach Kunstperioden und Stilrichtungen geordnet; die Sammlung<br />
Carmen Thyssen-Bornemisza ist allerdings nicht in die übrige Sammlung integriert. Es hat wesentlich mehr Gemälde<br />
von Privatpersonen, selbst aus <strong>dem</strong> frühen 15. Jahrhundert, als dies noch ein Novum war. Dann besuche<br />
ich den riesigen Parque del Retiro, wo das Monumento Alfonso XII ein Höhepunkt ist, da die Sonne es genau<br />
beleuchtet. Im Palacio de Velazquez ist eine äusserst avantgardistische Kunstausstellung „Nacho Criado – Agentes<br />
Colaboradores“ untergebracht; Glasscherben und Schrott sind etwas arrangiert. Sie findet ihre Fortsetzung im<br />
Palacio de Cristal. Ich laufe noch bis zur Estatua del Angel Caido, dann am Real Jardin Botanico vorbei zum<br />
Prado und quer <strong>durch</strong> die Stadt zur Calle Fuencarral, eine sympathische Fussgängerzone, die mich zum Museo<br />
Municipal bringt. Die Ausstellung beschränkt sich auf ein paar Bilder der Stadt und zwei riesige Stadtmodelle;<br />
eines, das die Stadt <strong>Mit</strong>te 19. Jahrhundert zeigt, ist dermassen gut gemacht, dass die projizierten Bilder davon<br />
wie ein Flug über die echte Stadt aussehen.<br />
06.09.12 Madrid Um vier Uhr morgens kommen meine Zimmerkolleginnen zurück und machen einen Heidenlärm.<br />
Um acht Uhr stehe ich auf und habe die Genugtuung, dass ich jetzt wohl auch störe. Ich laufe zum Palacio<br />
de Liria, der jetzt ein Kulturzentrum ist. Dann laufe ich zum Templo de Debod, der ca. 200 v. Chr. in Ägypten<br />
gebaut und von Ägypten zum Dank für die <strong>Mit</strong>hilfe bei Abu Simbel geschenkt wurde. Ich steige herunter zur<br />
Plaza de España, laufe quer <strong>durch</strong> die Stadt zum Museu Nacional Reina Sofia, das gerade geöffnet hat. Die Ausstellung<br />
ist gigantisch gross. Auf vier Etagen wird moderne Kunst vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart<br />
thematisiert. Das bekannteste ausgestellte Werk ist „Guernica“ von Pablo Picasso; es hat viele weitere<br />
Werke von bekannten Künstlern. Einige Werke sind extrem avantgardistisch. Fast acht Stunden später verlasse<br />
ich das Museum wieder und laufe, am Mercado de la Cebada vorbei zur Basilica San Francisco El Grande, wo<br />
ich an der geführten Tour teilnehmen. Die Kirche wurde <strong>Mit</strong>te des 18. Jahrhunderts gebaut. Die enorm grosse<br />
Gemäldegalerie mit Werken von u.a. Cano und Zurbaran gehört grösstenteils <strong>dem</strong> Prado. Über die Plaza de<br />
España laufe ich zurück zum Hostel zurück.<br />
07.09.12 Madrid-Zaragoza Ich stehe früh auf, doch ich muss noch alles zusammenpacken und frühstücken, so<br />
dass dann doch fast neun Uhr wird, bis ich abfahren kann. Ich benutze das Navi, um aus Madrid herauszufahren,<br />
doch dieses hat heute seine schwachen Tage: Erst verliert es wieder einmal die Satelliten und verstummt, gerade<br />
als ich an eine wichtige Kreuzung komme, dann behauptet es, ich müsse rechts abbiegen, obwohl man nachher