Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer ...

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geflossen sein, wo jede falsche Eigenliebe geschwunden, jeder
Standesunterschied vergessen war!
Während der Schlacht werden die verwundeten Offiziere
und Unteroffiziere nach den in den benachbarten Höfen,
Kirchen und Klöstern oder auch unter freiem Himmel im
Schatten einiger Bäume eingerichteten fliegenden Feldlazaretten
geschafft und erhalten dort den ersten Notverband;
nach ihnen kommt, soweit dies möglich ist, die Reihe an die
Soldaten. Wer noch dazu im standeist, geht selbst hin; die
übrigen, erschöpft durch Blutverlust, Schmerz, Entbehrung
und innere Aufregung, werden in Sänften oder auf Tragbahren
hingetragen.
Während des Kampfes bezeichnet eine auf einer Anhöhe
aufgepflanzte Feldflagge den Verbandsplatz für die Verwundeten
und die Feldlazarette der im Kampfe stehenden
Regimenter. Aber da die Farben dieser Flaggen je nach
der Nationalität wechseln, so sind sie den Truppen meist
unbekannt, und die einschlagenden Bomben verschonen weder
Aerzte noch Krankenpfleger, noch die Wagen mit ihren Vorräten
an Brot, Fleisch, Wein und Scharpie.
Auf den Höhen zwischen Castiglione und Volta glänzen
im Dunkel der Nacht Tausende von Feuern, welche mit den
zertrümmerten östreichischen Munitionswagen und den vom
Sturme oder von den Kugeln abgerissenen Baumästen unterhalten
werden. Die Soldaten trocknen ihre durchnässten
Kleider und schlafen dann, matt und erschöpft, auf dem harten
Gestein oder der blossen Erde ein.
Wieviel herzzerreissende Vorfälle, wieviel rührende Scenen,
wie viele Enttäuschungen aller Art! Hier sind ganze
Bataillone ohne Lebensmittel, dort Compagnieen, denen es
nach Verlust ihrer Tornister am allernotwendigsten' gebricht!
An andern Orten fehlt es an Wasser, und doch ist der Durst
so gross, dass Offiziere und Soldaten zu schmutzigen, zuweilen
mit Blut gemengten Pfützen ihre Zuflucht nehmen. Ueberall
rufen die Verwundeten nach Wasser!