Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer ...

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hat er die Kraft zu sprechen und etwas Fleischbrühe zu sich
zu nehmen. Unter unserer Pflege lebt er wieder auf, und
24 Stunden später, als man ihn nach Brescia schicken konnte,
verliess er uns mit Bedauern und fast in Verzweiflung, indem
er die Hände der barmherzigen Frauen von Castiglione an
seine Lippen presste und sie anflehte, ihn nicht zu verlassen.
Ein anderer fieberglühender Gefangener zieht unsere
Aufmerksamkeit auf sich; er ist noch keine 20 Jahre alt und
seine Haare sind schneeweiss: am Tag der Schlacht hatten
sie sich gebleicht, wie mir seine verwundeten Kameraden
neben ihm versicherten.
Da die Frauen von Castiglione sehen, dass ich keinen
Unterschied zwischen den Angehörigen der einzelnen Völker
mache, so folgen sie meinem Beispiel und behandeln mit dem
gleichen Wohlwollen alle diese Leute, die von so verschiedener
Herkunft und ihnen alle gleich fremd sind. „Tutti fratelli",
wiederholen sie mitleidig.
Ehre diesen mitleidigen Frauen, diesen jungen Mädchen
von Castiglione! Ebenso aufopfernd wie bescheiden, haben
sie Anstrengungen, Ekel und die schwersten Opfer für nichts
geachtet; nichts hat sie zurückgeschreckt, ermüdet oder entmutigt.
Wenn für den Soldaten nach den Anstrengungen und
Aufregungen einer Schlacht wie der von Solferino Avieder
das alltägliche Feldleben begonnen hat, so erwacht in ihm
die Erinnerung an seine Familie wieder lebhafter als je.
Eine sprechende Schilderung von diesem Gemütszustand geben
ims die folgenden Zeilen, die ein Offizier von Volta aus an
seinen in Frankreich zurückgebliebenen Bruder richtete:
„Du kannst Dir nicht denken, wie dem Soldaten das
Herz klopft, wenn er den mit der Briefausgabe betrauteiv
Wagenmeister erscheinen sieht; er bringt uns aber auch
Neues aus Frankreich, aus der Heimat, von unsern Eltern
und Freunden! Alles ist ganz Auge und Ohr und streckt