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Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer ...

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— 36 —<br />

Arbeit gestört, <strong>und</strong> über unser Erscheinen zu solcher St<strong>und</strong>e<br />

höchst erstaunt, empfingen sie nns aufs höflichste. Ein Zahlmeister,<br />

Herr Outrey, bot uns seine Gastfre<strong>und</strong>schaft an;<br />

sein Bursche schleppte eine Matratze herbei, auf welche ich<br />

mich, angekleidet wie ich war, nie<strong>der</strong>warf, um einige St<strong>und</strong>en<br />

auszuruhen, nachdem ich noch zuvor eine vortreffliche Fleischbrühe<br />

zu mir genommen hatte, die mir um so besser m<strong>und</strong>ete,<br />

als ich hungrig war <strong>und</strong> seit vielen Tagen nichts Anständiges<br />

zu essen bekommen hatte. Jetzt konnte ich wie<strong>der</strong> einmal<br />

ruhig schlafen, ohne, wie in Castiglione, von verpesteten<br />

Ausdünstungen beinahe erstickt <strong>und</strong> von den Mücken belästigt<br />

zu werden, die, nicht zufrieden mit den Leichen, an denen<br />

sie sich gesättigt hatten, sich auch noch an die Lebenden<br />

machten. Der Korporal <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kutscher hatten sich's in<br />

dem auf <strong>der</strong> Strasse stehengebliebenen Wagen bequem gemacht;<br />

aber <strong>der</strong> unglückselige Mantuaner konnte in seiner<br />

fortwährenden To<strong>des</strong>angst die ganze Nacht kein Auge schliessen<br />

<strong>und</strong> war am an<strong>der</strong>n Morgen mehr tot als lebendig.<br />

Dienstag den 28., früh um 6 Uhr, wurde ich vom Marschall<br />

Mac-Mahon aufs liebenswürdigste empfangen. Um<br />

10 Uhr war ich schon wie<strong>der</strong> zurück in Cavriana <strong>und</strong> betrat<br />

kurz darauf das bescheidene, nunmehr geschichtlich gewordene<br />

Haus, in welchem <strong>der</strong> Kaiser Napoleon immer noch<br />

wohnte. Um 3 Uhr nachmittags befand ich mich wie<strong>der</strong> in<br />

Castiglione inmitten meiner Verw<strong>und</strong>eten, die hocherfreut<br />

waren, mich wie<strong>der</strong> zu sehen.<br />

Am 30. Juni war ich in Brescia.<br />

Diese anmutige <strong>und</strong> malerische Stadt hatte sich nicht,<br />

•nie Castiglione, bloss in ein grosses vorübergehen<strong>des</strong> Feldlazarett,<br />

son<strong>der</strong>n geradezu in ein einziges ungeheures Spital<br />

verwandelt. Ihre beiden Kathedralen, ihre Kirchen, Paläste,<br />

Klöster, Schulen <strong>und</strong> Kasernen, kurz alle grösseren Gebäude<br />

<strong>der</strong> Stadt füllten sich mit den Schlachtopfern von Solferino.<br />

15000 Betten waren gleichsam über Nacht aufgeschlagen

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