Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer ...

— IG —
bedeckten Mänteln, zerrissenen Drillichwämsern und von Blut
getränkten weissen Waffenröcken. Schwärme von Raben
umkreisen sie, in der Hoffnung, sich an ihnen zu sättigen.
Hundertweise werden die Leichen in den grossen Massengräbern
aufeinandergehäuft.
Leicht verwundete Oestreicher, junge frisch ausgehobene
Mannschaften haben sich aus Müdigkeit und Entkräftung
niedergeworfen, sobald sie ausser Schussweite waren, sind
dann durch den Blutverlust geschwächt liegen geblieben und
vor Hunger und Erschöpfung elend zu Grunde gegangen.
Wie gross wird euer Schmerz sein, ihr armen Mütter in Oestreich,
Ungarn und Böhmen, wenn ihr hört, dass eure Söhne
ohne Pflege, Hilfe und Trost im Feindesland gestorben sind!
Eecht traurig ist auch das Los der östreichischen Gefangenen.
Wie gemeines Vieh führt man sie unter guter
Bedeckung nach Brescia, wo sie zwar kein Wohlwollen, aber
doch Ruhe finden.
Einige französische Soldaten wollen sich an ungarischen
Gefangenen vergreifen, welche sie für Kroaten halten, „diesen
Enghosen", welche, wie sie erbittert ausrufen, die Verwundeten
immer niedermachen. Mit Mühe gelingt es mir, diese armen
zitternden Gefangenen zu retten.
Mehrere östreichische Offiziere erhalten auf dem Schlachtfeld
die Vergünstigung, ihren Degen zu behalten, und bekommen
dieselbe Kost wie die französischen Offiziere. Manche
Soldaten des verbündeten Heeres teilen mit den halbverhungerten
Gefangenen brüderlich ihren Zwieback. Verschiedene
von ihnen nehmen sogar die Verwundeten auf den Rücken,
um sie auf die Verbandplätze zu tragen. In meiner Nähe
umwickelt ein Lieutenant der Garde mit seinem weissen
Taschentuch einem Tyroler die klaffende Kopfwunde, die
zuvor kaum mit einem schmutzigen Leinwandfetzen bedeckt
war.
Am Tag zuvor, im stärksten Kampfgewühl, hatte sich
der Kommandant de la Rochefoucauld-Liancourt , ein ver-