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Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer ...

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— 357<br />

<strong>und</strong> Enden Kusslands liefen Gaben in Menge ein. Wer kein<br />

Geld hatte, war glücklich, seine Müheleistungen anbieten zu<br />

können. Diesem allgemeinen Streben, das alsbald zu einem<br />

gebieterischen Bedürfnis wurde, entsprang <strong>der</strong> Gedanke, die<br />

„Skiaden" o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lagen mit unentgeltlich arbeitenden<br />

Schnei<strong>der</strong>werkstätten einzurichten. Eine fieberhafte Thätigkeit<br />

herrschte an diesen Tischen, die mit den gewöhnlichsten Stoffen<br />

beladen waren, <strong>und</strong> an welchen ungeübte aristokratische<br />

Hände es <strong>der</strong> Arbeiterin, die von Kindheit an daran gewöhnt<br />

war, mit <strong>der</strong> Nadel ihr hartes Stück Brot zu verdienen, in<br />

Handfertigkeit gleichzuthun suchten. Niemand hätte unserer,<br />

sich sonst so streng abschliessenden vornehmen Welt ein so<br />

einträchtiges Zusammenwirken, eine so vollständige Hintansetzung<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Unterschiede im Schatten dieses<br />

schönen Werkes <strong>der</strong> Nächstenliebe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hingebung zugetraut.<br />

„Die Grossfürstin-Thronfol gerin (jetzt verwitwete<br />

Kaiserin, geb. Prinzessin Dagmar von Dänemark) war eine<br />

<strong>der</strong> ersten, welche die grossen Säle ihres Palastes öffnete<br />

<strong>und</strong> sie für die Bedürfnisse <strong>des</strong> Tags herrichten liess. Schon<br />

in frühester Morgenst<strong>und</strong>e fuhr eine lange Eeihe von Kutschen<br />

vor <strong>der</strong> stattlichen Säulenhalle auf; aber noch viel zahlreicher<br />

waren in den Regentagen jenes denkwürdigen Sommers (1877)<br />

die im Klei<strong>der</strong>raum abgelegten Regenschirme <strong>und</strong> Galoschen.<br />

Es wäre kaum möglich anzugeben, wie viele Leute im Laufe<br />

weniger St<strong>und</strong>en dorthin kamen. In einem <strong>der</strong> Säle nahm<br />

man die Gaben in Empfang, die sofort in das grosse Buch<br />

eingetragen wurden, <strong>und</strong> dabei fand das Scherflein <strong>des</strong> Armen<br />

dieselbe zuvorkommende <strong>und</strong> dankbare Aufnahme, wie<br />

die Gabe <strong>des</strong> Reichen. Aus dem Nebensaal vernahm man<br />

das Geräusch <strong>der</strong> Gaze, die man zerriss, um lange Binden<br />

daraus anzufertigen, die man zum Verbinden <strong>der</strong> W<strong>und</strong>en<br />

brauchte, o<strong>der</strong> das einförmige Rasseln einer Strickmaschine.<br />

Weiter weg konnte man einen ungeheuren Tisch sehen, auf<br />

welchem aus grossen Leinwandstücken Hemden, Betttücher-

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