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Teil 2 Figuration des Phänomens sozialer Aufstieg um 1900

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Einleitung<br />

2. Zur vorliegenden Untersuchung<br />

2.1 Untersuchungsgegenstand<br />

In der vorliegenden Ausarbeitung geht es <strong>um</strong> die Gruppierung der sozialen AufsteigerInnen.<br />

23 Im Verlauf der Projektarbeit zeigte sich schon bei der Behandlung<br />

<strong>des</strong> ersten Epochenabschnitts (<strong>um</strong> 1800), dass ein Wechsel der Erfahrungsbereiche<br />

bzw. der Lebenswelten in der Regel zu interessanten und oft folgereichen<br />

Entwicklungsprozessen führt. Das mag wenig spektakulär klingen, denn natürlich<br />

weiß man schon seit Langem, dass mit solchen (auf den ersten Blick hin) rä<strong>um</strong>lichen<br />

Veränderungen <strong>des</strong> individuellen Daseins gewisse Irritationen, Verunsicherungen,<br />

Krisensituationen, aber eben auch neue Eindrücke, Perspektivwechsel,<br />

Horizonterweiterungen usw. verbunden sein können. Dies gilt in graduellen Abstufungen<br />

prinzipiell für je<strong>des</strong> Individu<strong>um</strong>, das sich rä<strong>um</strong>lich-geografisch bewegt,<br />

einerlei, wo es am Anfang seiner Entwicklung stand. Im weiteren Forschungsverlauf<br />

stellte sich dann heraus, dass die genannten (Bildungs-)Erfahrungen (Irritationen,<br />

Krisen etc.) gerade bei Personen, die nicht einzig rä<strong>um</strong>lich, sondern auch<br />

bzw. zugleich sozial-vertikal mobil waren, bei der Analyse besonders aufschlussreiche<br />

Erkenntnisse zutage fördern. Sozialen bzw. BildungsaufsteigerInnen gelingt<br />

es zudem nicht selten, ihr Leben in sehr anschaulicher und präziser Weise zur<br />

Darstellung zu bringen. Einer gewissen Randständigkeit dieser AutobiografInnen<br />

mag es zuzuschreiben sein, dass sie (a) in einer ungewöhnlichen Weise über damals<br />

(b) durchaus außergewöhnliche Lebensverläufe zu berichten wussten. Ihr<br />

Schreiben unterscheidet sich in je spezifischer Art von dem etwa eines bürgerlichen<br />

Autors, der seine Lebensgeschichte aus einer eher etablierten gesellschaftlichen<br />

Position heraus verfasst. Ein Unterbürgerlicher wie Bräker – <strong>um</strong> bei dem<br />

schon erwähnten Beispiel zu bleiben – versuchte, selbst seine sinnlichen Leidenschaften<br />

zur Sprache zu bringen, einen Aspekt <strong>des</strong> leiblich-sinnlichen Erlebens,<br />

der im 18. Jahrhundert weitgehend tabuisiert war und den ein Gelehrter oder<br />

sonst ein bürgerlicher Autobiograf in der Regel nicht behandelte. Bei der Untersuchung<br />

von Autobiografien aus den beiden folgenden Epochenabschnitten (<strong>um</strong><br />

<strong>1900</strong> und <strong>um</strong> 2000) bestätigte sich der Eindruck, dass sich die Erfahrungen sowie<br />

die Deutungs-, Handlungs- und Darstellungsformen sozial Aufstrebender in bestimmter<br />

Hinsicht von denen anderer Schreibender unterscheiden.<br />

Überblickt man die drei untersuchten Epochenabschnitte, dann lässt sich eine<br />

bestimmte Entwicklung generell der Gattung „Autobiografie“ erkennen. Das<br />

23 Aus stilistischen Gründen wird diese Gruppierung im Folgenden unter verschiedenen Bezeichnungen<br />

angesprochen: als soziale AufsteigerInnen, als sozial Aufsteigende, als sozial Aufstrebende,<br />

als <strong>Aufstieg</strong>swillige und als sozial Mobile. Damit ist in der Regel immer dieselbe Gruppierung gemeint.<br />

Ein Mann wie Ulrich Bräker kann allerdings, wie erwähnt, nicht als <strong>sozialer</strong> Aufsteiger bezeichnet<br />

werden, da sich seine gesellschaftlich-berufliche Position nicht wirklich verbessert. Daher<br />

wird er als Aufstrebender oder als <strong>Aufstieg</strong>swilliger benannt.<br />

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