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Teil 2 Figuration des Phänomens sozialer Aufstieg um 1900

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<strong>Teil</strong> 1<br />

<strong>Figuration</strong> <strong>des</strong> <strong>Phänomens</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Aufstieg</strong> <strong>um</strong> 1800<br />

1. Die Stimme eines Zeitgenossen<br />

Im Jahre 1797 schrieb Johann Gottfried Herder in einem Aufsatz über „Schulen<br />

als Werkstäten <strong>des</strong> Geistes Gottes, oder <strong>des</strong> heiligen Geistes“ unter anderem folgende<br />

Zeilen:<br />

„Als das Christenth<strong>um</strong> entstand, ward es sein unterscheidender Charakter, daß ohne Rücksicht <strong>des</strong><br />

Alters und Stan<strong>des</strong> ein neuer Geist auf alle ausgegossen ward und jede gute, jede nützliche<br />

Gabe ans Licht treten sollte [...]. Dadurch verband sich das Christenth<strong>um</strong> die Herzen der sonst<br />

vernachlässigten Stände, durch Herablaßung, durch Allgefälligkeit und Popularität. [...] Göttliche<br />

edle Talente im Menschen unbenutzt liegen, verrosten und sich selbst aufreiben zu lassen, ist<br />

nicht nur Hochverrath gegen die Menschheit, sondern der größeste Schade, den ein Staat sich selbst<br />

zufügen kann: denn mit jedem dieser vergrabnen todten Capitale geht nicht nur, wie man glaubt,<br />

Capital und Zins verloren; sondern da diese lebenden Kräfte sich nicht eben immer wie todte Capitale<br />

begraben lassen, so gerathen sie an und durch einander und machen dem Gemeinwesen viel<br />

Verwirrung, viel Störung. Ein nicht angewandter Mensch ruht nicht, sondern weil er leben muß,<br />

z<strong>um</strong>al wenn er erbittert ward, kann er seine Gaben auch sehr übel anwenden; bis zuletzt alle diese<br />

lebendigen Räder in und durch einander gerathen und die ganze Maschine ein trauriges Schauspiel<br />

giebt. [...] Würde also diese Schule auch eine Werkstäte <strong>des</strong> prüfenden Geistes darinn, daß unter<br />

wohlbegabten Jünglingen nicht alle Einerlei begehrten, und sich führen liessen, wohin sie der Zeitgeist,<br />

der Hauch der Mode treibt. Alles drängt zu unsrer Zeit sich hinauf; zu viele wollen studiren; zu<br />

viele wollen Buchstabenmänner werden. O werdet Geschäftsmänner, liebe Jünglinge, Männer in

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