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Teil 2 Figuration des Phänomens sozialer Aufstieg um 1900

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Einleitung<br />

ser beiden theoretischen Ansätze präziser und <strong>um</strong>fassender beleuchtet werden, als<br />

sie bisher von der Forschung behandelt wurden.<br />

2.3 Forschungsarbeiten verschiedener Disziplinen z<strong>um</strong> Phänomen <strong>sozialer</strong><br />

<strong>Aufstieg</strong><br />

Aus der Vielzahl von Forschungsarbeiten z<strong>um</strong> Thema „<strong>sozialer</strong> <strong>Aufstieg</strong>“ in verschiedenen<br />

wissenschaftlichen Disziplinen können hier nur die angesprochen<br />

werden, die in unterschiedlicher Hinsicht für die vorliegende Untersuchung Anknüpfungsmöglichkeiten<br />

bereitstellten.<br />

Eine erste historische Konturierung der allgemeinen Entwicklung von Bildungsund<br />

Mobilitätschancen seit dem 18. Jahrhundert bietet der Historiker Kaelble. 71<br />

Seine Arbeiten zu diesem Thema sind bereits komparatistisch, d.h. mit den Verhältnissen<br />

in anderen westeuropäischen und nordamerikanischen Staaten vergleichend,<br />

ausgerichtet.<br />

Einen genaueren Blick auf die Chancenstruktur an Bildungseinrichtungen gewährt<br />

ein Gemeinschaftsprojekt von Peter Lundgreen/Margret Kraul/Karl Ditt. 72<br />

Eine explizit biografisch-soziologische Analyse von individuellen <strong>Aufstieg</strong>spfaden<br />

einer bestimmten Berufsgruppe (Akademiker) findet sich in zwei <strong>um</strong>fangreichen<br />

Studien von Martin Schmeiser, 73 <strong>des</strong>sen theoretischer Ausgangspunkt vor allem<br />

das Werk von Max Weber ist. Einige interessante Mechanismen und Termini (z.B.<br />

die Bildungsferne <strong>des</strong> Herkunftsmilieus, die soziale Patenschaft, das Doppelleben<br />

der Aufsteigenden) konnten aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Schmeisers<br />

Arbeiten setzen trotz ihrer spezifischen Ausrichtung auf eine kleine Subgruppe<br />

von Aufsteigern bis in die Gegenwart hinein einen erkenntnistheoretischen Maßstab<br />

für das Phänomen <strong>sozialer</strong> <strong>Aufstieg</strong> im Allgemeinen.<br />

Ausdrücklich am Kapitalkonzept von Bourdieu orientiert ist die jüngst erschienene<br />

historische Großuntersuchung von Simone Lässig z<strong>um</strong> sozialen <strong>Aufstieg</strong> von<br />

Juden im Deutschland <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts. 74 An dieser spezifischen Gruppierung<br />

sozial Aufsteigender wird ersichtlich, dass eine institutionalisiert-gezielte Förde-<br />

71 Kaelble, Hartmut (1983): Soziale Mobilität und Chancengleichheit im 19. und 20. Jahrhundert,<br />

Göttingen; Kaelble, Hartmut (1986): Gesellschaftsepochen und soziale Mobilität, in: Jürgen Bergmann<br />

u.a. (Hg.): Arbeit, Mobilität, Partizipation, Protest. Gesellschaftlicher Wandel in Deutschland<br />

im 19. und 20. Jahrhundert, Opladen, S. 66-95.<br />

72 Lundgreen, Peter/Kraul, Margret/Ditt, Karl (1988): Bildungschancen und soziale Mobilität in der<br />

städtischen Gesellschaft <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts, Göttingen.<br />

73 Schmeiser, Martin (1994): Akademischer Hasard. Das Berufsschicksal <strong>des</strong> Professors und das<br />

Schicksal der deutschen Universität 1870-1920. Eine verstehend soziologische Untersuchung, Stuttgart;<br />

Schmeiser, Martin (1996): Deutsche Universitätsprofessoren mit bildungsferner Herkunft, in:<br />

Jahrbuch für Historische Bildungsforschung 3, S. 135-183.<br />

74 Lässig, Simone (2004): Jüdische Wege ins Bürgert<strong>um</strong>. Kulturelles Kapital und <strong>sozialer</strong> <strong>Aufstieg</strong> im<br />

19. Jahrhundert, Göttingen.<br />

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