Steinkreis 231 - Das Volk von Tir Thuatha

Steinkreis 231
Neun für Nemhedhainn
fen konnte. Die Überlebenden dieses ersten
Angriffs waren noch nicht ganz bei Sinnen,
da sahen sie schon eine Woge von brüllenden,
felltragenden Bergeskriegern von den
Hängen herabstürmen. Nach einem kurzen
Gemetzel suchten sie ihr Heil in der Flucht.
Cairegwyn hatte nie verstanden, warum
Bruggha einen Feldzug versucht hatte, den
selbst die kampferprobten Bolghinn scheuten.
Nun, nachher war man immer weiser.
Sie selbst hatte ihre Zweifel damals nicht
laut geäußert – unter Wycleff waren Zweifel
gefährlich. Doch im Nachhinein betrachtet
hätten sich die Bürger von Syrnharat viel
eher wehren sollen. Dann wären viele gute
Frauen und Männer noch am Leben.
Ein Poltern und Scheppern riss Cairegwyn
aus ihren Erinnerungen. Die Wachen am
Eingang schlugen auf ihre Schilde, und
March Mac Morna betrat die Halle.
„Seid gegrüßt, Ihr Mächtigen der Nemhedhinn!“,
rief er. „Ich danke Euch, dass Ihr
lange und beschwerliche Reisen auf Euch
genommen habt, und heiße Euch willkommen
an diesem ersten Tag des Cridienfestes
im 49. Jahr nach der Finsternis!“
„Mac Morna!“, brüllte Kilmafin als Erwiderung
und hob seinen Humpen zum Salut.
Andere taten es ihm nach, so auch Cairegwyn
und Liri, und die Wachen schlugen wieder auf
ihre Schilde. Die Mehrheit der Gäste hielt
sich allerdings zurück.
„Ihr Edlen“, fuhr Mac Morna fort, „heute
wollen wir Cridien mit Waffenkunst,
Ge wandt heit und Weisheit huldigen. Für die
ersten beiden Tugenden werden am heutigen
Nachmittag und an den folgenden zwei
Tagen Wettkämpfe stattfinden. Schickt Eure
jungen Männer und Frauen, auf dass sie sich
miteinander messen! Am dritten Tag werden
wir die drei besten jungen Kämpferinnen und
Kämpfer der Nemhedhinn ehren. Und einer
der drei wird beim großen Schlittenhundrennen
der Danannain vor dem Dhanndh selbst
für Tir Nemhedhainn fahren!“
Diese Ankündigung wurde mit mehr
Begeisterung aufgenommen. Besonders die
jüngeren Sippenmitglieder klopften mit
Humpen oder Messergriffen auf ihre Schilde,
um ihre Zustimmung möglichst laut mitzuteilen.
Kilmafin bemerkte trocken:
„Gut, dass er nur die jungen Kämpfer zum
Wettkampf aufgefordert hat. Von den Erfahrenen
werden sie niemanden entbehren wollen.“
Sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt war,
erhob Mac Morna erneut die Stimme:
„An diesen Cridien geweihten Tagen feiern
wir das Ende des Winters, wenn der
Schnee schmilzt und die Wege wieder leichter
befahrbar werden. Wir feiern den Anfang
des Frühlings, wenn die Welt um uns
erwacht und zu wachsen beginnt. Der heutige
Tag soll auch der Beginn des Frühlings
für Tir Nemhedhainn sein! Auf dass wir
gemeinsam wachsen und stark werden – mit
den Bergen um uns und Freunden hinter
uns!“
„Was denn für Freunde, Mac Morna?“, rief
ein Jüngling aus der Sippe Ra Rea und
spuckte in Richtung der Ra Dhy aus. Noima
ra Rea jedoch zog ihn umgehend zurück,
stellte sich vor ihn und hob beschwichtigend
beide Hände. „Verzeiht, Mac Morna. Wenn
wir Euch nicht hören wollten, wären wir
nicht gekommen.“
Die Ra Dhy, unter denen sich sofort
Unruhe verbreitet hatte, wandten sich ebenfalls
wieder March Mac Morna zu. „Fahrt
fort“, forderte ihn das Sippenoberhaupt
Brwnwen ra Dhy auf.
„Nun, hier kommen wir zu dem Punkt, wo
wir Cridien und uns selbst mit Weisheit dienen
müssen. Ihr Oberhäupter der Sippen, ihr
Vertreter der Städte, ich bitte Euch, folgt mir
in den Kartenraum. Ein Jeder bringe nur zwei
Begleiter mit. Die Waffen lasst an der Tür in
der Obhut von Meister Yngws. Im Kartenraum
wollen wir ohne den Lärm von Scheiden
und Schilden beraten, wie wir es in Tir
Nemhedhainn Frühling werden lassen wollen.“
Er deutete auf einen Durchgang am
Ende der Halle. „Euer übriges Gefolge mag
Euch hier erwarten oder zu Euren Unterkünften
zurückkehren. Möglicherweise möchte der
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