Steinkreis 231 - Das Volk von Tir Thuatha

Steinkreis 231
Weit und breit gab es keine Bäume, aus
deren Holz wir ein Floß hätten zimmern
können, nirgends lebte ein Fischer, der uns
hätte übersetzen können. Es gab nur diesen
Nebel, der alles verschluckte und keine Antworten
gab.
Wie wir aber dastanden und durch den
Nebel starrten, da war es, als wüchsen Inseln
im Strom. Dunkle Schemen trieben heran,
Wellen brachen sich plätschernd an ihnen,
Holz ächzte und stöhnte, als es sich bog.
Und die Zahl der Schemen wuchs, sie wurden
immer größer. Auf manchen wuchsen
Bäume, dunkle Banner hingen schlaff von
ihren Masten herab, es stank nach kaltem
Rauch. In ihrer Mitte trieb die größte Insel
von allen und sie war von einer hölzernen
Mauer umgeben, mit hohen Türmen an den
Ecken, schwarzäugige schmale Fenster öffneten
sich nach allen Seiten. Die schwimmenden
Inseln drängten sich aneinander, krachend
verkeilten sich zwei, Hörnerschall
erklang, hohle Rufe tönten schwach zum
Ufer herüber.
Staunend betrachteten wir den unheimlichen
Aufzug, die Rene aber wurden unruhig
und zerrten an den Leinen. Nur zu gern
gewannen wir das höhere Ufer, denn nun
trieb die Insel mit den Türmen direkt auf uns
zu. Schon bohrte sie sich laut knirschend mit
dem Rumpf in die Kiesbank, auf der wir
eben noch gestanden hatten. Nun sahen wir
auch das verkohlte Holz und die verbrannten
Dächer, rochen die zurückliegende Schlacht.
Ein lauer Windstoß entfaltete eines der Banner
und als wir Vogel und Welle erkannten,
da gab es keinen Zweifel mehr: wir hatten
den Kerri erreicht, denn vor uns, das war,
weit weg von dem Platz, da wir sie zuletzt
gesehen hatten, die Kerrburg, verbrannt und
gestrandet, tot wie ihre einstigen Herren.
Doch es war noch Leben in ihr: Bogenschützen
richteten ihre Pfeile auf uns. „Heda!
Nehmt die Hände hoch! Wer einen Fuß auf
die Kerrburg setzt, ist des Todes!“
– Fortsetzung folgt –
Glossar
Der Klang der Welt
Achdmarch – (thuath.) Rentier
Celfydd – (thuath.) Handwerker
Croffdyn – (thuath.) „Ackermenschen“,
abfällig für gothorische Bauern
Dwyllûgnach – Länder im Nor von
Ageniron, im Nor und Ydd begrenzt der
Endlose Ozean, im Est der Yggrfjord, im
Mir der Hymir das Land, die Südgrenze
bilden der Fluss Uthr, das Gebirge Osmir
und das Tiefland von Eisatnahp, die Wes-
Grenze der Fluss Kerri. Im Ydd fließt der
Fluss Gwall in den Endlosen Ozean; D. ist
weitgehend flach und von Tundra bedeckt
und kalt, die Tierwelt ist dementsprechend:
Scheehase, Schneehühner, Schneeeulen,
Rentiere, Eisbären; Urheimat der Danannain,
einem der Stämme von Tir Thuatha; 950
n.Kr. gründet der Danannain-Fürst
Maithach ein Reich dieses Namens, heute
das Stammkönigreich Tir Danannain
Filidh – (thuath.) volkstümliche Sänger
Fir Goth – (thuath.) Gothori
Fir Waoedd – (thuath.) Männer der Kunst,
Kunsthandwerker
Flathaff – (thuath.) der Flathaff lebt in
kalten, einsamen Gegenden, er ist ein
riesiger, mit Verstand begabter Wolf mit
schneeweißem Fell; Flathaff jagen nur in der
Paarungszeit im Frühjahr in kleinen Rudeln
von bis zu zehn Tieren, sonst sind sie
Einzelgänger, die sich aus dem Weg gehen;
F. können im Einzelfall die Größe einer Kuh
erreichen und sind im Kampf äußerst
gefährlich; ein Flathaffell ist eine begehrte
Jagdtrophäe; es scheint, daß Flathaff
zauberische Fähigkeiten besitzen: in ihrer
Umgebung wird es kälter, wenn sie sich
nähern, und sie sind erstaunlich
unempfindlich gegen andere Zauberei
Glynnotlonby – (thuath.) Eisbeere, der
Heidelbeere ähnlich, enthält Alkohol
Ollabhe – (thuath.) Dichter-Druiden
Wende – Angehöriger des gothorischen
Stammes der Wendeln, ansässig in Sambur
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