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Steinkreis 231 - Das Volk von Tir Thuatha

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<strong>Steinkreis</strong> <strong>231</strong><br />

Der Klang der Welt<br />

drei Grabstellen aushoben. Da hinein legten<br />

wir Conn und Yllandor und Liadhkor, zu<br />

erschöpft, um ihnen einen würdigen<br />

Abschied entbieten zu können, doch Craig<br />

sang den Lobpreis auf sie und flocht hinein,<br />

was er <strong>von</strong> ihnen wußte, und Martell lobte<br />

ihre Tapferkeit.<br />

Niemand fand die Ruhe, zu schlafen, und<br />

da lag immer noch die weißfellige Bestie.<br />

Schon berieten die Männer, wie der Flathaff<br />

auszuweiden sei. Der Preis gebühre dem<br />

Mann, der ihn getötet habe, sagten sie.<br />

Martell aber wollte nichts da<strong>von</strong> wissen.<br />

„Was soll ich ein stinkendes Fell durch diese<br />

Einöde schleppen, das mich ewig daran erinnert,<br />

wie wir drei Gefährten verloren haben?<br />

Nein, lassen wir das Biest verrotten.“<br />

Craig aber gab nichts auf den Mißmut<br />

seines Zöglings und machte sich über das<br />

tote Untier her. Ächzend brach er dem Flathaff<br />

mit seinem Messer die langen Reißzähne<br />

aus dem Kiefer und schnitt ihm die Krallen<br />

der Vorderpfoten ab. „Hier, diese sind<br />

dein“, sagte er und reichte Martell die Waffen<br />

des Wolfes. „Damit werden wir dir Waffen<br />

schmücken, die eines Herrn zweier Völker<br />

würdig sind!“<br />

Der Danannain beobachtete aufmerksam<br />

Craigs Tun und nahm Martell in Augenschein.<br />

„Du, Junge … Ist das wahr? Du hast<br />

ihn getötet?“<br />

Martell nickte matt.<br />

„Und du willst seine Haut nicht? Aber sie<br />

gehört dir.“ Der Jäger wühlte in einem seiner<br />

Bündel und zog eine prall geführte Ziegenhaut<br />

hervor. „Magst du tauschen?“ Er hielt<br />

den ledernen Schlauch in die Höhe. Ein<br />

Trinkschlauch gegen das siegreich errungene<br />

Fell der gefährlichsten Bestie, die ich je in<br />

meinem Leben gesehen hatte – das schien<br />

mir kein gerechter Tausch zu sein. Dunchad<br />

klopfte sich auf die Brust. „Ich habe schon<br />

viele Wölfe erlegt und mit Bären gerungen.<br />

Ich hätte auch diesen Flathaff bezwungen,<br />

glaub mir. Er hat schon viele meiner Rene<br />

gerissen. Seither war ich ihm auf den Fersen,<br />

doch du bist mir zuvorgekommen.“ Er winkte<br />

noch einmal mit der Ziegenhaut. „Hier,<br />

ich biete dir meinen ganzen Vorrat Lebenswasser<br />

für das Fell …“<br />

Die Mainthir merkten auf: das Thing<br />

erschien vielen, als sei es in einem anderen<br />

Leben gewesen, da war die Aussicht auf<br />

einen Schluck Uisge eine große Verlockung.<br />

„Wenn dir so viel daran liegt … Einverstanden.<br />

<strong>Das</strong> Fell gegen deinen Uisge.“<br />

Freudestrahlend reichte Dunchad den<br />

Schlauch herüber.<br />

Martell aber winkte ab und bedeutete<br />

Craig, die Haut zu nehmen. „Teilt es unter<br />

euch auf.“ Kaum, daß die ersten <strong>von</strong> dem<br />

Uisge gekostet hatten, hellten sich die Mienen<br />

der Männer auf.<br />

Als die Reihe an mir war, ließ ich einen<br />

Schluck meine Kehle hinunterlaufen und<br />

hätte ihn beinahe wieder herausgehustet: das<br />

hatte nicht viel gemein mit dem Getränk,<br />

wie die Mainthir es <strong>von</strong> den Stämmen im<br />

Wes eintauschten, wo man sich auf Getreide<br />

und die Art, daraus Lebenswasser zu brennen,<br />

verstand. <strong>Das</strong> hier war ein roher Brand,<br />

beißend und unverdünnt, der einem die<br />

Hitze in die Gedärme trieb, für den besseren<br />

Geschmack mit Gewürzen versetzt, die ich<br />

nicht hätte benennen können. Doch ich<br />

sagte nichts weiter und gab den Schlauch<br />

weiter.<br />

Dunchad war begierig zu erfahren, wer wir<br />

waren und woher wir kamen. Staunend<br />

lauschte er den Erzählungen, die <strong>von</strong> allen<br />

Seiten auf ihn einströmten: ein rauschendes<br />

Fest, der junge Herr, der den Göttern trotzte,<br />

Feinde und Verrat und wie Martell den Zorn<br />

des Berges auf die Feinde herabrief.<br />

„Dann seid ihr mächtige Krieger“, sagte<br />

der Danannain anerkennend. „Und doch<br />

werdet ihr hier in der Wildnis sterben, das<br />

stimmt mich traurig.“<br />

„Bist du ein Seher?“ verlangte Craig zu<br />

wissen. Mißtrauisch sah er den Jäger an.<br />

„Ihr zählt nicht zu Danas Kindern“, beschied<br />

ihn Dunchad ruhig. „Dwyllûgnach tötet. Ihr<br />

wißt nicht, wie man hier lebt. Und wenn ihr<br />

nicht meine Rene aufgespürt hättet …“<br />

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