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Steinkreis 231 - Das Volk von Tir Thuatha

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<strong>Steinkreis</strong> <strong>231</strong><br />

Der Klang der Welt<br />

zuhause sein. Werden wir das schaffen?“<br />

fragte er. Wir sahen uns an.<br />

„Sie teilen die Jagdbeute mit uns, haben sie<br />

gesagt“, warf Edar ein. „Wenn wir mehr Tiere<br />

hätten, könnten wir genug mitnehmen …“<br />

Wala war nicht überzeugt: „Selbst, wenn<br />

die Danannain Pferde hätten, was sollten wir<br />

ihnen dafür geben?“<br />

„Eisen.“ Wir sahen uns überrascht an, so<br />

selten sprach Oda zu uns allen. „Geben wir<br />

ihnen Eisen und sie werden uns dafür alles<br />

geben, was wir wollen“, meinte sie leise.<br />

Die Männer murrten, als sie begriffen, was<br />

Oda sagte.<br />

„Frau, für dieses Panzerhemd mußte ich<br />

viele Männer erschlagen!“ begehrte Hearnor<br />

auf. „Ich werde es nicht für ein Maul voll<br />

Trockenfleisch hergeben!“<br />

Oda verzog bloß den Mund. „Was brüllst<br />

du? Behalt es! Wieviele Flüsse wirst du <strong>von</strong><br />

hier bis zum Kerri überqueren? Weißt Du<br />

das?“ Sie spuckte aus. „Ich werde dein Essen<br />

jedenfalls nicht tragen, Bolger.“<br />

In Gedanken betrachtete ich die Karten,<br />

die ich <strong>von</strong> den Weiten des Nordens gesehen<br />

hatte. <strong>Das</strong> Gelände würde sich nicht ändern,<br />

es würde bloß kälter werden irgendwann.<br />

Derweil stritten Hearnor und Oda weiter;<br />

unerschrocken sah die kleine Kriegerin zu<br />

dem Bolghinn auf, der sie um zwei Köpfe<br />

überragte.<br />

Ich machte dem ein Ende: „Haltet den<br />

Mund!“ Doch sie hörten mich nicht, also<br />

stieß ich sie auseinander und rief nochmal:<br />

„Gebt Ruhe! Und hört zu!“ Sie ließen <strong>von</strong>einander<br />

ab und ich war froh.<br />

„Hedgeri mag es wissen, aber ihr nicht, so<br />

scheint es. Es sind noch viele hundert Wegstunden<br />

bis zum Kerri. Drei Monde lang<br />

werden wir laufen, vielleicht länger – ihr habt<br />

das Land gesehen: wir werden es niemals vor<br />

dem Winter schaffen, wenn wir so schwer<br />

bepackt sind …“<br />

„Hearnor, ihr alle …“ Martell erhob sich.<br />

„Ich gelobe, alles zu ersetzen, was ihr hergeben<br />

müßt. Behaltet eure Waffen, aber wir<br />

werden jedes Stück Harnisch den Danannain<br />

überlassen. Oda hat recht: Eisen bedeutet<br />

ihnen mehr als Gold. Und sie haben uns<br />

schon Kleider und Essen gegeben.“<br />

Schließlich sahen sie es ein und begannen,<br />

alles Eisen, das wir nicht brauchen würden,<br />

vor ihm aufzuhäufen: die kostbaren Ringelhemden,<br />

Armschienen mit kunstvollen<br />

Zeichnungen, ein überzähliges Skanenschwert,<br />

die hohen Helme der Bolghinn,<br />

Hedgeris verbeultes illyäisches Eisenkleid –<br />

wir würden einen Schatz zurücklassen.<br />

Wenig später standen wir erneut vor Aurnia.<br />

„Herrin, wir werden euch morgen verlassen“,<br />

sagte Martell, „doch ich muß noch eine<br />

Gunst <strong>von</strong> dir erbitten …“<br />

Die Herrin vom See war guter Dinge.<br />

„Sprich, mein Junge! Was braucht ihr? Ich<br />

befehle, daß ihr es bekommen sollt! Ihr sollt<br />

nicht hungern und frieren auf eurem Weg.“<br />

„Wir werden Tiere brauchen, die unsere<br />

Wegzehrung und unser Gepäck tragen …“<br />

„Tiere …“<br />

„Wir haben zuwenig Pferde.“<br />

Aurnia winkte ab. „Es gibt keine Pferde,<br />

die wir euch geben können. Nein.“<br />

„Wir wollen einen Tausch mit dir machen:<br />

unser Eisen gegen genügend Packtiere, damit<br />

wir den Kerri erreichen, bevor der erste<br />

Schnee fällt.“<br />

Aurnia hob die Brauen. „Wieviel Eisen?“<br />

Statt zu antworten winkte Martell die<br />

Männer heran, die am Eingang des Hauses<br />

gewartet hatten. Wankend unter dem<br />

Gewicht kamen sie nach vorne und legten<br />

unseren Eisenschatz der Herrin zu Füßen. Es<br />

war so viel, daß ihr der Mund offen 
stehenblieb.<br />

Sie war beeindruckt. „Morgen früh“,<br />

sagte sie bloß. „Morgen früh bringen wir<br />

euch die Tiere.“ Sie winkte einem ihrer<br />

Mädchen, damit ihr das Haar gekämmt<br />

würde.<br />

„Herrin …“, begann Martell <strong>von</strong> neuem –<br />

er zögerte.<br />

„Ist noch etwas?“<br />

„Es ist wegen Offamawr … Unser Gefährte<br />

liegt im Sterben.“<br />

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