Steinkreis 231 - Das Volk von Tir Thuatha
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<strong>Steinkreis</strong> <strong>231</strong><br />
Der Klang der Welt<br />
ten, um Korn zu ziehen. Der Mann nickte<br />
wissend. „<strong>Das</strong> ist die Art der Croffdyn, die<br />
jenseits des Stromes leben. Ich habe gesehen,<br />
wie bei ihnen alles nach ihrem Wunsch<br />
wächst.“<br />
„Und tut ihr es ihnen gleich?“ wollte ich<br />
wissen.<br />
„Nein. <strong>Das</strong> würde nur ein Dummkopf versuchen.<br />
Der Sommer ist kurz und die Winter<br />
sind kalt.“<br />
Wie bei mir daheim, dachte ich, und in<br />
meinem Geist erschien die Erinnerung an<br />
die hochgelegenen Kornhöfe, wo die Bauern<br />
mühevoll die steilen Äcker düngten und im<br />
Herbst Roggen und Gerste säten, die selbst<br />
nach einem harten Winter noch austrieben.<br />
Sogar Weizen vermochten sie so zu pflanzen.<br />
Aber ich sagte nichts, denn ich ahnte, daß er<br />
es nicht verstehen würde.<br />
Ich wurde gewahr, daß Aurnia schallend<br />
lachte und ein paar der Frauen mit ihr. Sie<br />
sprach mit dem Wenden Hargmer, dem es<br />
sichtlich besser ging, seit die Heilkundige der<br />
Danannain sich um seine Füße gekümmert<br />
hatte – der Schmerz war ihm genommen, der<br />
Bauch gefüllt, da war er schon wieder zu<br />
Scherzen aufgelegt. „So einen fetten Mann<br />
wie dich habe ich noch nie gesehen“, feixte<br />
die Herrin, „wie kannst du da ein Krieger<br />
sein? Die unsrigen erlauben sich das nicht,<br />
schau sie dir an!“ Sie hatte recht: die Krieger<br />
der Danannain waren schmalhüftige Gestalten,<br />
kräftig zwar, aber dünn und sehnig, und<br />
keiner <strong>von</strong> ihnen hatte einen Bauch.<br />
„Hoho! Ein Krieger bin ich fürwahr! Und<br />
weißt du, was mein Geheimnis ist?“ fragte<br />
Hargmer listig – sein Thuathisch hatte den<br />
weichen Klang der Laighinn-Mundart aus<br />
dem Süden.<br />
Alle Frauen schüttelten den Kopf.<br />
„Ich muß nicht schnell rennen, wißt ihr?<br />
Mein Anblick allein läßt die Feinde zornig<br />
werden, weil sie sich jeden Genuß versagen<br />
und dann sehen sie mich und werden wütend<br />
und alle kommen sie auf mich zu, daß ich<br />
bloß noch dreinschlagen muß mit Schwert<br />
und Hammer! Jaaa …“ Hargmer lehnte sich<br />
zurück, stemmte die Linke in die Seite, das<br />
Kinn nach vorn geschoben, und ließ seine<br />
Augenbrauen tanzen.<br />
„Pah!“ Aurnia glaubte ihm wohl kein<br />
Wort.<br />
Ich aber hatte Hargmer kämpfen sehen.<br />
Schnell laufen vermochte er nicht, doch in<br />
einem hatte er gelogen: er blieb mitnichten<br />
im Getümmel stehen. Einem Kreisel gleich<br />
hatte teilte er bald hierhin, bald dorthin aus,<br />
wendig trotz seiner Fülle und gesegnet mit<br />
der Kraft eines Ochsen. Furchtbar waren<br />
seine Schläge – er vermochte einen Gegner<br />
vom Haupt bis zum Becken zu spalten.<br />
„Glaub ihm nur!“ rief ich der Herrin zu.<br />
„So mancher ließ sein Leben, weil er es nicht<br />
für möglich hielt, daß dieser Mann auch nur<br />
einen Streich führen könnte. Stell Hargmer<br />
in deine Linie und sie hält!“ Ich hatte es<br />
gesehen.<br />
Aurnia lächelte, es schien sie zu freuen,<br />
daß Hargmer einen Fürsprecher fand. „Aber<br />
kannst du es auch mit einer Frau aufnehmen?“<br />
forderte sie ihn heraus.<br />
„Ich vermag jede Waffe zu führen!“ prahlte<br />
der Dicke da. „Welche darf es sein?“<br />
„Eine, die du immer bei dir trägst …“ Da<br />
wußte ich, daß Aurnia ihn bloß necken wollte.<br />
Gleich würde Hargmer mit seinem Witz<br />
den Kopf aus der Schlinge ziehen, doch er<br />
nahm die Herausforderung an:<br />
„Mit dieser Lanze fehle ich nie!“<br />
Aurnia sorgte mit einem Wink dafür, daß<br />
Hargmers Becher mit Uisge gefüllt wurde,<br />
dann tranken sie und sahen sich tief in die<br />
Augen. „Ich werde dich rufen“, sagte die<br />
Herrin, dann trank sie.<br />
Voller Bedauern bemerkten die jungen<br />
Mädchen, die sich um Martell geschart<br />
hatten, daß er satt war und es keiner mehr<br />
gelingen würde, ihm etwas <strong>von</strong> den besten<br />
Stücken in den Mund zu schieben, die sie<br />
für ihn ergattert hatten. Die Aufmerksamkeit<br />
war ihm nicht geheuer, da kam es ihm<br />
zupaß, daß es Aurnia nach neuer Unterhaltung<br />
gelüstete: „Laßt uns Geschichten<br />
hören!“ rief sie, eifrig in die speckigen<br />
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