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"Bewegungsmelder" Ausgabe 1/2009 - Kirchen-in-refrath.de

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32<br />

<strong>in</strong>teressiert<br />

Die Fresken <strong>de</strong>r Alten Kirche<br />

Der wertvollste Schmuck unserer Alten Kirche<br />

s<strong>in</strong>d acht lebensgroße Fresken, sieben Darstellungen<br />

von Aposteln und die <strong>de</strong>s <strong>Kirchen</strong>patrons<br />

Johannes <strong>de</strong>s Täufers. Sie umstehen <strong>de</strong>n Altar im<br />

Rund <strong>de</strong>s Chores, seltsamerweise jedoch nicht<br />

auf <strong>de</strong>r Rückfront über <strong>de</strong>r Sakristeitüre. Da es<br />

auch nur sieben <strong>de</strong>r zwölf Apostel s<strong>in</strong>d, fragt<br />

man sich sofort, ob die an<strong>de</strong>ren vielleicht dort<br />

aufgemalt waren. Als <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Jahren 1765/66 die<br />

Sakristei angebaut wur<strong>de</strong>, könnte dieser Chorbereich<br />

<strong>in</strong> Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen und die Fresken<br />

zerstört wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. Es ist aber auch durchaus<br />

<strong>de</strong>nkbar, dass die uns unbekannten Maler<br />

gar nicht mehr Figuren gemalt haben, sei es wegen<br />

Geldmangels, sei es wegen an<strong>de</strong>rer Umstän<strong>de</strong>.<br />

Wer waren sie ?<br />

Bis 1907 wusste man gar nicht, dass es Fresken<br />

gab. Sie hatten ca. dreihun<strong>de</strong>rt Jahre unter fünffacher<br />

Kalktünche zugebracht, und erst <strong>de</strong>r unselige<br />

Orkan, <strong>de</strong>r 1898 die Kirche nie<strong>de</strong>rwarf, führte<br />

<strong>in</strong>direkt zu ihrer Ent<strong>de</strong>ckung. Wahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d<br />

sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reformationszeit übertüncht wor<strong>de</strong>n,<br />

etwa nach 1612, als die Kirche Reformierten und<br />

Lutheranern als Gotteshaus diente.<br />

Wer von uns mo<strong>de</strong>rnen, bildübersättigten Menschen<br />

die Bildsprache verstehen will, muss an<br />

e<strong>in</strong>em sonnigen Sommermorgen zeitig zur Alten<br />

Kirche kommen. Dann flutet das volle Morgenlicht<br />

<strong>in</strong> Chor und Langhaus, und die Gewän<strong>de</strong>r<br />

leuchten <strong>in</strong> ihren sattesten und vollsten Tönen.<br />

Auch räumlich s<strong>in</strong>d uns die Figuren ganz nahe<br />

gerückt; sie s<strong>in</strong>d nicht unerreichbar hoch wie die<br />

Fresken <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Gewölben und Apsi<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>n großen<br />

<strong>Kirchen</strong> unserer Städte. Unta<strong>de</strong>lig stehen sie<br />

da im Kreise <strong>in</strong> vornehmen, langen Gewän<strong>de</strong>rn.<br />

Mit welcher Leuchtkraft mögen diese Farben erst<br />

<strong>in</strong> ihrer Frühzeit <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Raum gestrahlt haben?<br />

Obwohl die Gestalten ihren Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />

schlichten Dorfkirchle<strong>in</strong> fan<strong>de</strong>n, stellen sie <strong>in</strong> Ausdruck<br />

und Gebär<strong>de</strong> E<strong>de</strong>lleute dar.<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Ordnung b<strong>in</strong><strong>de</strong>t alle Figuren. Je<strong>de</strong><br />

e<strong>in</strong>zelne wird von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Ornamentleiste<br />

umrahmt. So steht je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Heiligen alle<strong>in</strong><br />

als E<strong>in</strong>zelpersönlichkeit da und ordnet sich nach<br />

<strong>de</strong>m Plan <strong>de</strong>s Meisters doch wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er größeren<br />

Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>. Je zwei von ihnen stellte<br />

<strong>de</strong>r Künstler nebene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r, zu je vieren haben<br />

sie ihren Platz zur Rechten und L<strong>in</strong>ken <strong>de</strong>s Altares<br />

e<strong>in</strong>genommen. Da stehen zunächst auf <strong>de</strong>r<br />

Evangeliumseite die Apostelfürsten Petrus und<br />

Paulus, ihnen zur Seite die bei<strong>de</strong>n Johannes, <strong>de</strong>r<br />

robuste, durch Wüstensand schreiten<strong>de</strong> Täufer<br />

und <strong>de</strong>r jugendliche, bartlose Evangelist. Die Epistelseite<br />

(Epistel = Apostelbrief ) zeigt zunächst<br />

<strong>de</strong>n vornehmen weitgereisten Matthias. Neben<br />

ihm steht <strong>de</strong>r wirklichkeitsnahe, fast herbe Jakobus.<br />

Faltenwurf und Muster <strong>de</strong>s Gewan<strong>de</strong>s s<strong>in</strong>d<br />

hier von beson<strong>de</strong>rer Tiefe <strong>de</strong>s Kolorits und Eleganz<br />

<strong>de</strong>r Form. Verrät nicht schon die schlichte<br />

Art, Fuß und Gewandsaum darzustellen die Meisterschaft<br />

und das hohe handwerkliche Können<br />

<strong>de</strong>s Meisters? Noch stärker ist <strong>de</strong>r Gegensatz <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r letzten Gruppe ausgeprägt. Neben St. Philippus,<br />

<strong>de</strong>r mit großen, k<strong>in</strong>dlich-gläubigen Augen<br />

die neue Botschaft aufnimmt, malte <strong>de</strong>r Meister<br />

e<strong>in</strong>en Thomas, bei <strong>de</strong>ssen Betrachtung man un-

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