"Bewegungsmelder" Ausgabe 1/2009 - Kirchen-in-refrath.de
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thematisiert<br />
8<br />
Gebet, Glaube, Leben<br />
„Ich spielte auf se<strong>in</strong>em Er<strong>de</strong>nrund, und me<strong>in</strong>e<br />
Freu<strong>de</strong> war es, bei <strong>de</strong>n Menschen zu se<strong>in</strong>“<br />
(Spr. 8,31)<br />
Lange vor me<strong>in</strong>er Priesterweihe stand für mich<br />
<strong>de</strong>r sogenannte „Primizspruch“ [e<strong>in</strong> biblisches<br />
Leitwort, welches sich <strong>de</strong>r Priesterkandidat für<br />
se<strong>in</strong>e erste Hl. Messe aber auch für se<strong>in</strong> zukünftiges<br />
priesterliches Wirken wählt] fest. Ich hatte<br />
dieses Wort von e<strong>in</strong>em befreun<strong>de</strong>ten Priester<br />
kennen und lieben gelernt. Es stammt aus <strong>de</strong>m<br />
Buch <strong>de</strong>r Sprichwörter und lautet: „Ich spielte<br />
auf se<strong>in</strong>em Er<strong>de</strong>nrund, und me<strong>in</strong>e Freu<strong>de</strong> war es,<br />
bei <strong>de</strong>n Menschen zu se<strong>in</strong>“ (Spr. 8,31) Die Re<strong>de</strong><br />
ist von <strong>de</strong>r Weisheit, die vor Gott spielt und ihr<br />
Dase<strong>in</strong> als zweckfreies Spiel vor Gott und unter<br />
Menschen versteht. Dieser Bibelvers hatte es mir<br />
angetan und so trug ich ihn schon während me<strong>in</strong>es<br />
ganzen Studiums im Herzen. Schon als K<strong>in</strong>d<br />
wur<strong>de</strong> mir attestiert, dass ich sehr verspielt sei,<br />
und im Laufe <strong>de</strong>r Jahre wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>utlich, dass<br />
ich gerne unter und mit Menschen zusammen b<strong>in</strong>.<br />
So erwuchs die Wahl me<strong>in</strong>es Primizspruches aus<br />
<strong>de</strong>r Art und Weise, wie ich me<strong>in</strong> (priesterliches)<br />
Dase<strong>in</strong> vor Gott und <strong>de</strong>n Menschen verstehe.<br />
Dieser Vers ist e<strong>in</strong> Teil me<strong>in</strong>er selbst, spiritueller<br />
Impuls und Wegbegleiter durch unterschiedliche<br />
Lebensphasen gewor<strong>de</strong>n.<br />
Beten be<strong>de</strong>utet für mich: Vertrauen, dass es Gott gut<br />
mit mir me<strong>in</strong>t. Gott ist die Liebe. Mit diesem Wissen<br />
ist me<strong>in</strong> „De<strong>in</strong> Wille geschehe“ offen und freudig und<br />
nicht gebückt und ängstlich, egal was geschieht.<br />
Eliane Ben Dris<br />
Als wir (die Priesterkandidaten me<strong>in</strong>es Weihekurses)<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geistlichen Run<strong>de</strong> e<strong>in</strong>ige Wochen vor<br />
<strong>de</strong>r Priesterweihe mit unserem Spiritual zusammen<br />
kamen, schlug er vor, wir mögen unsere Primizsprüche<br />
auf Karten mitbr<strong>in</strong>gen und er wür<strong>de</strong><br />
versuchen sie <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Personen zuzuordnen.<br />
Ich war sehr gespannt, ob es ihm gel<strong>in</strong>gen<br />
wür<strong>de</strong>. Der Spiritual kannte uns gut, dass er<br />
uns so gut kannte, wur<strong>de</strong> mir aber erst <strong>in</strong> dieser<br />
Run<strong>de</strong> bewusst, <strong>de</strong>nn er konnte die 10 Primizsprüche<br />
exakt <strong>de</strong>n Personen zuordnen. Diese Primizsprüche<br />
drücken wirklich etwas über das Selbstund<br />
Glaubensverständnis <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Personen aus. So habe ich <strong>de</strong>n Glauben nie als<br />
e<strong>in</strong>engend o<strong>de</strong>r bevormun<strong>de</strong>nd empfun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
immer als etwas frei- und frohmachen<strong>de</strong>s<br />
erfahren. Me<strong>in</strong>e Spiritualität und me<strong>in</strong> Gebetsleben<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>t Nahrung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Erkenntnis und <strong>de</strong>m<br />
festen Vertrauen, dass Gott mit uns Menschen<br />
nichts an<strong>de</strong>res im S<strong>in</strong>n hat, als dass wir als be-freite<br />
„Subjekte“ vor und mit ihm unser Leben gestalten<br />
dürfen. Wir dürfen uns spielerisch vor ihm<br />
bewegen und das Gute, das Wahre und Schöne<br />
im Leben erkun<strong>de</strong>n. Dieser Gedanke ist mir sehr<br />
wichtig gewor<strong>de</strong>n, weil wir allzu oft spüren, dass<br />
unser Leben Verzweckungen geopfert wird o<strong>de</strong>r<br />
wir <strong>in</strong>strumentalisiert wer<strong>de</strong>n, also nicht um unserer<br />
selbst willen geschätzt und geliebt wer<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn oft nur <strong>in</strong>sofern wir bestimmte (Rollen-)<br />
Erwartungen erfüllen... Gott aber will, davon b<strong>in</strong><br />
ich fest überzeugt, ke<strong>in</strong>e Verzweckungen und Instrumentalisierungen,<br />
er will schlicht, dass wir <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r „Freiheit <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Gottes leben“...<br />
Aber wie geht das konkret als be-freite Menschen<br />
vor und mit ihm leben? Bei mir ist das ganz ähnlich<br />
wie bei Don Camillo. Gott ist für mich e<strong>in</strong>e Realität<br />
im Leben, die ich ganz konkret anspreche.<br />
Eigentlich gar nicht nur <strong>in</strong> <strong>de</strong>n liturgischen Feiern<br />
und Gebeten, son<strong>de</strong>rn vor allem „zwischen-