Download - Heimat- und Kulturverein Jemgum
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Diele lagerte. Meinhard, der seinen Plan, <strong>Jemgum</strong> zu überfallen, vereitelt sah, zog<br />
mit den Seinen zurück <strong>und</strong> entließ seine Soldaten. Den folgenden Sommer hörte<br />
man nichts von dem Krieg. Aber Balthasar <strong>und</strong> Meinhard schliefen nicht. In aller<br />
Stille wurde ein neues Heer von 2-3000 Mann angeworben <strong>und</strong> nach Harderwijk<br />
gelegt. Plötzlich brach dieses Heer im Monat Oktober auf <strong>und</strong> kam durch einen<br />
Gewaltmarsch innerhalb von zwei Tagen <strong>und</strong> Nächten ins Reiderland. Sogleich zog<br />
Meinhard auf <strong>Jemgum</strong> los <strong>und</strong> lagerte sich ebendort in die große Kirche auf dem<br />
Friedhof, die mit einer hohen Ringmauer umgeben war, <strong>und</strong> schloß den<br />
Ortszugang, den Jaddeweg, durch Mistwagen. So wartete er auf Verstärkung.<br />
Am zweiten oder dritten Tag wollte ihm mit dem Troß ein Fähnlein folgen27), doch<br />
dieses wurde von Georg von Hoen, Drost zu Leerort, der bewaffnete Bauern aus<br />
dem ganzen Amt zu sich gerufen hatte, völlig geschlagen. Unterdessen raubte <strong>und</strong><br />
plünderte Meinhard überall <strong>und</strong> erließ Kontributionen28). Die Grafen Enno <strong>und</strong><br />
Johann, verbittert darüber, daß solch ein schlecht bewaffneter Haufen es wagte, ins<br />
Land einzufallen, ließen Mann für Mann die ganze Grafschaft aufbieten. Der<br />
Sammelplatz wurde zu Oldersum festgelegt, wo man leicht über die Ems gelangen<br />
konnte. Dort versammelte sich eilig eine große Anzahl von einigen Tausenden, von<br />
denen die Wohlhabenden angemessen bewaffnet <strong>und</strong> im Prunkharnisch erschienen<br />
waren. Die Ritterschaft, Stadtbewohner, Bauern, jeder wollte die (vermeintlich)<br />
leicht besiegbaren Gelderschen mit verjagen helfen. So setzte man bei Oldersum<br />
über die Ems, wobei die letzten vor Ungeduld kaum auf die ersten warten konnten.<br />
Graf Enno versuchte, den verworrenen Haufen in Ordnung zu bringen, aber<br />
vergebens; zwischen Midlum, Allingeweer <strong>und</strong> Eppingeweer versuchte der Graf<br />
den Haufen zum Stehen zu bringen <strong>und</strong> mahnte, daß man den Feind nicht<br />
unterschätzen solle; man müsse den Feind in gutgestaffelter Ordnung <strong>und</strong> an<br />
verschiedenen Orten angreifen; dazu wäre es notwendig, daß das Kriegsvolk in<br />
Haufen geteilt werde. Dieses Zögern mißfiel jedoch vielen, die hinsichtlich des<br />
sicheren Triumphes absolut keine Probleme sahen. Besonders wollten die Norder<br />
auf keine Ratschläge hören; <strong>und</strong> als der Graf zum Gebet ermahnte, schlugen sie die<br />
Hand auf den Griff ihrer Degen <strong>und</strong> riefen "Das soll unser Gebet sein! Hier ist<br />
keine Zeit, um zu beten, wir wollen die Räuber zerreißen <strong>und</strong> zertreten; <strong>und</strong> haben<br />
wir auch kein Gewehr, wir sind stark genug, um die Raubvögel<br />
zusammenzuschnüren (te vernestelen)!" Die Grafen lagerten sich in das südlich von<br />
<strong>Jemgum</strong> gelegene Kloster29), um auf diese Weise den Gelderschen den Rückzug<br />
ins Münsterland abzuschneiden. Diese Verzögerung mißfiel wiederum vielen. Im<br />
Kriegsrat wurde beschlossen, daß man das Kriegsvolk in zwei Haufen teilen sollte.<br />
Der kleinere Haufen, nach den Sitten jener Zeit der verlorene Haufen genannt,<br />
umfaßt den Kern des Heeres, darunter auch die Norder; darauf folgte als