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1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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dem ewigen Trieb nach Verjüngung und von der mit Schmerzen verbundenen<br />

Wiedergeburt der irdischen Natur.<br />

Der Stier ist anfänglich das übliche Opfertier im Dionysoskult, später<br />

trat in ländlichen Kulten an seine Stelle der Bock, der von Hirten und<br />

Weinbauern der Bergabhänge dem Berggotte Dionysos geopfert wurde.<br />

Ein Satyr führt, wie aus der Darstellung des attischen Festkalenders ersichtlich,<br />

an den großen Dionysien einen Bock an den Hörnern herbei,<br />

ein Bild, das sich auch auf Münzen verschiedener Gegenden und Zeiten<br />

wiederholt (z. B. Taf. IX, 29 und Textabb.). Nach einer volkstümlichen,<br />

wenig glaubwürdigen Legende soll die Opferung des Bocks au~ Strafe<br />

dafür erfolgt sein, daß er den Weinstock mit Vorliebe zerfresse und damit<br />

sich an dem Gotte versündige. Stier und Bock sind dem Dionysos<br />

hauptsächlich deswegen heilige Tiere, weil man aus dem Genuß ihres<br />

Fleisches und Blutes die Fruchtbarkeit und die ungestüme Zeugungskraft<br />

dieser. Tiere und ihr feuriges, stürmisches Wesen in sich aufnehmen<br />

konnte. Von anderen Tieren sind ihm namentlich der Panther und der<br />

Löwe heilig, die beide vielleicht erst seit der Verschmelzung des Dionysoskultes<br />

mit dem der phrygischen Kybele nachweisbar sind. Auch der Tiger<br />

und der in Griechenland heimische Luchs werden als dionysische Tiere<br />

genannt. In der Kunst ist dem Dionyso~ am häufigsten der Panther zugesellt,<br />

von dem man sagt, daß er durch seinen elastischen Sprung einer<br />

tanzenden Bacchantin gleiche 1 ), daß er von einer unbändigen Wildheit<br />

sei 2 ) und daß er sich am Genuß des Weines freue 3 ) . Bock und Esel<br />

waren dem Dionysos wegen ihrer Geilheit gleichfalls nahestehende Tiere,<br />

und häufig erscheint der Gott neben ihnen stehend oder auf ihrem Rücken<br />

sitzend odar liegend dargestellt .. Von Pflanzen war dem Dionysos die<br />

Weinrebe das vornehmste Symbol; der Genuß ihres Saftes macht selig<br />

trunken und kann zum Wahnsinn treiben. Daneben war dem Gotte auch<br />

der Efeu geweiht, und zahlreiche Denkmäler zeigen seinen Kopf efeubekränzt<br />

(z. B. Taf. XI, 24); auch die Schmückung mit Weinlaub begegnet<br />

uns vereinzelt. Der Thyrsosstab, der oben mit einem Laubgewinde aus<br />

Efeu und mit Bändern abschloß, ist ein häufiges Attribut in den Händen<br />

des Dionysos oder der ihm dienenden Mainaden. Außerdem gab es noch<br />

eine Reihe von Symbolen und Geräten, die in der künstlerischen Darstellung<br />

des Gottes Verwendung fanden, so vor allem den Kantharos,<br />

der Dionysos als Weinspender charakterisieren sollte, und im gleichen<br />

Sinne die Weintraube. In der troadischen Stadt Tenedos wurde dem Dionysos<br />

eine trächtige Kuh ernährt und ganz als Wöchnerin behandelt; ihr<br />

l6<br />

1 ) Philos-tr., imag. I, 19.<br />

2 ) Athen. 2, 38 e.<br />

3 ) Oppian, kyneg. 3, 80.<br />

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