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1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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111. Pan in · hellenistischer und römischer Zeit<br />

Mit dem 4. Jahrhunder t tritt ein Umschwung in der Vorstellung des<br />

Pan ein. Die vorgeschrittene Darstellungsweise des jugendlichen Pan<br />

vermischt sich mit der Gestalt des durch Praxiteles ausgebildeten jugendlichen<br />

Satyrs. Die Züge des Pan werden auf die Satyrn übertragen, die<br />

gehörnt und geschwänzt, ferner mit den für Pan eigentümlichen Attributen<br />

· der Syrinx und des Pedums ausgestattet erscheinen. Gegen Ende<br />

des 3. Jahrhunderts näherten sich die beiden Typen so sehr, daß die Kunst<br />

nach Unterscheidungsmerkmalen suchte: man charakterisierte den Pan,<br />

der bisweilen wieder bärtig erscheint, durch Bocksbeine, während der gehörnte<br />

Satyr menschenbeinig dargestellt wird. Diese äußerliche Charakterisierung<br />

wurde durch die gleichzeitige Verwendung beider Gestalten<br />

im Kreise des Dionysos notwendig. Dem Kunstempfinden der hellenistischen<br />

Periode entsprach auch der Wunsch nach der Darstellung eines<br />

weiblichen Pan, einer Panin. Wenn der gehörnte Kopf auf einer Didnichme<br />

von Metapont wirklich als weiblicher Kopf aufzufassen ist, so<br />

haben wir in dieser Prägung das älteste Beispiel eines weiblichen Pankopfes.<br />

Die vielseitige und effektvolle Ausgestaltung Pans in der spätgriechischen<br />

Zeit wurde von den Römern mit Begeisterung übernommen. Hier<br />

erscheint er zumeist im Kreise anderer Gottheiten, vornehmlich des Dionysos<br />

und der Aphrodite, entweder als Zuschauer oder in aktiver Beteiligung<br />

in einer Szene. Es sei hier insbesondere auf die Darstellungen des<br />

Hochzeitszuges des Dionysos und der Ariadne hingewiesen, ferner auf die<br />

den Dionysos auf der Wagenfahrt begleitenden Pane, Satyrn und Mainaden.<br />

Auch in der Umgebung des auf dem Panther reitenden Dionysos<br />

finden sich häufig musizierende und tanzende Pane und Satyrn.<br />

Der trunkene Dionysos, auf einen oder zwei Pane als Begleiter gestützt,<br />

ist seit dem 4. Jahrhundert ein beliebtes Motiv in der Großplastik<br />

wie in der Kleinkunst. Das Verdienst, diese künstlerisch glückliche Idee<br />

zuerst verwendet zu haben, gebührt Praxiteles, in dessen Kunstempfinden<br />

sich diese Gruppe vortrefflich einfügt.<br />

Die Errichtung eines Tropaions durch Pan auf Bronzemünzen des<br />

Antigonos Gonatas (Taf. X, 17) wird von Usener (Rhein. Mus. 1873, S. 43ff.)<br />

auf den Sieg des Antigonos bei Lysimachia i. J . 277 v. Chr. bezogen. Pan<br />

erscheint hier als Vernichter der Feinde und Spender des panischen<br />

Schreckens. '<br />

Die Attribute des Pan sind auf Münzen ziemlich eng begrenzt. Neben<br />

dem häufigen Pedum und der Syrinx (siehe Furtwängler, Ann. d. Inst.<br />

1877, S. 212 ff.) begegnet uns der Adler auf den arkadischen Bundes-<br />

44<br />

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