1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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dieser Gruppe und gewissermaßen eine Weiterführung derselben bildet<br />
eine Reihe von thasischen Münzen (Taf. IX, 33, 37 und 43), deren bereits<br />
oben Erwähnung getan ist. Auch hier steht ein Silen in Beziehung zu<br />
einer Nymphe: der ithyphallische Silen trägt auf beiden Armen eine sich<br />
anscheinend gegen eine gewaltsame Entfernung wehrende Nymphe. Die<br />
künstlerische Behandlung des Themas ist in zwei Stilstufen erfolgt. Die<br />
gleichzeitigen Kleinmünzen von Thasos (Taf. IX, 34 und 36) haben das<br />
Bild eines Silen mit Pferdeschwanz im Knielaufschema (d. i. im Laufen<br />
mit gebogenen Knien) oder am Boden hockend. Diese nordgriechischen<br />
Münzen zeigen Silen noch in tierischer Wildheit, in Jonien und Attika<br />
erst wird er dem Dionysos angegliedert und untergeordnet.<br />
Ein auf Thera gefundener Silberstater von milesischem Gewicht aus<br />
unbekannter Münzstätte (Gardner 3, 19) zeigt nur den archaischen Kopf<br />
eines Silen mit gelocktem Haar 1 ), Pferdeohr, spitzem Vollbart und gerader<br />
2 ) Nase; auch diese Prägung gehört vermutlich einer nordgriechischen<br />
Stadt oder der ägäischen Insel Naxos 3 ) an. Eine Beziehung zu Dionysos<br />
findet sich auf diesen alten Münzen nicht angedeutet, frei bewegt<br />
sich der Silen, ohne auch nur eines der üblichen Attribute des dionysischen<br />
Kultes - auch nicht der Bekränzung - an seinen späteren Herrn<br />
zu erinnern.<br />
In Sizilien, dem Land der warmen Heilquellen, tritt uns die Gestalt<br />
des Silen insbesondere auf Mün_?:en von Himera und Katana entgegen.<br />
Der badende Silen auf Tetradrachmen von Himera (Taf. X, 32) bezieht<br />
sich auf die Berühmtheit der Stadt durch ihre warmen Quellen. Ihre<br />
heilsame Wirkung wird dem poetischen Sinn der Griechen entsprechend<br />
an dem Naturdämon des Silen gezeigt, der sich behaglich das aus einem<br />
Löwenkopf fließende Quellwasser über den Körper rieseln läßt 4 ). Eine<br />
Beziehung auf das feuchte Element ergibt sich auch aus den Münzbildern<br />
von Katana, wo der nackte Silen über dem Flußgott dieser Stadt erscheint.<br />
Der als Quelldämon zu erklärende Silen ist hier entweder als<br />
Vertreter einer etwa in der Nähe der Stadt befindlichen Quelle oder allgemein<br />
einer wasserreichen Gegend aufzufassen. Im griechischen Mu'tterland<br />
findet sich dieses rein italische Element des Silen nicht. Die Münzen<br />
geben uns die Sicherheit, daß die Silene in den von Euboea abhängigen<br />
Gebieten auch in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts nicht in dionysi-<br />
1 ) Zur Behandlung des Nackenhaares erinnert Gardner an die Frisur des<br />
Apoll von Tenea.<br />
2 ) Wie bei den attischen Silenen (Fran