1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kalb fiel dem Beile eines Dionysospriesters zum Opfer. Das Doppelbeil<br />
erscheint als hauptsächliches Münzbild von Tenedos (Taf. VI, 23), bei dem<br />
durch die öftere Hinzufügung einer Traube als Beizeichen die Beziehung<br />
des Beiles auf den Dionysoskult gesichert ist. Doppelbeile werden auch<br />
sonst in der Kleinkunst von P ersonen des bacchischen Kreises getragen.<br />
Ein anderes Symbol des Gottes ist die Maske. Am Feste der Anthesterien<br />
wurde vor dem in der Maske gegenwärtigen Dionysos wahrscheinlich<br />
durch die Frau des Archon Basileus und ihre vierzehn Dienerinnen die<br />
Mischung des Weines vorgenommen, der dann den Bürgern zum Wetttrinken<br />
verabreicht wurde. Die Gestalt des Gottes bestand aus einer<br />
Holzsäule, an der oben die bärtige Maske des Dionysos befestigt wurde<br />
(Beschreibung siehe nächste Seite). Die überlebensgroße Maske selbst<br />
war, wie aus den noch erhaltenen Denkmälern erhellt, aus dauerhaftem<br />
Material, bisweilen aus Marmor gearbeitet 1 ). In Methymna auf Lesbos<br />
verehrte man eine Maske des Dionysos Phallen aus Olivenholz, die von<br />
Fischern aus dem Meere gezogen worden sein soll; vgl. die Maskendarstellungen<br />
.auf lesbischen und jonischen Münzen.<br />
Die kunstgeschichtliche Entwicklung des Götterbildes auf der Münze<br />
Das uns erhaltene Münzmaterial ist so umfangreich, daß hier nur die<br />
Hauptlinien der Entwicklung angedeutet werden können; im einzelnen<br />
muß auf den beschreibenden Text hingewiesen werden. Der Gott wurde<br />
in allen Lebensaltern und in allen Erscheinungen des zahmen, weinlaunigen<br />
und des wilden, entarteten Religionsdienstes aufgefaßt. Ia ernster<br />
Würde als bärtiger, langbekleideter Mann und als jugendlicher Schwärmer<br />
- halbbekleidet oder nackt 2 ) - im Kreise der schwebenden Mainaden,<br />
die in erregter Leidenschaft dem Gotte tanzend huldigen, tritt<br />
uns Dionysos in der hellenischen, alexandrinischen und römischen Kunst<br />
entgegen.<br />
1) Näheres über das Symbol der Maske, insbesondere über ihre Darstellung<br />
in Vasenbildern, siehe W. F. Otto, a. a . 0., Seite 81 ff.<br />
2 ) Weitaus in den meisten Fällen ist Dionysos auf Münzen nackt dargestellt.<br />
Bisweilen trägt er das über den Rücken herabfallende Himation, dessen Zipfel<br />
über einen oder über beide Arme des Gottes gelegt sind. Der in Vorderansicht<br />
erscheinende Körper ist von diesem viereckigen Tuch nicht bedeckt. Häufig<br />
wurde das Himation auch um die untere Körperhälfte gelegt (in dem beschreibenden<br />
Teil als "uhterwärts bekleidet" bezeichnet). Als w eibliche Tracht galt<br />
der kurze Chiton, der die Beine vom Knie ab freiließ und an der Seite geschlitzt<br />
war, so daß beim Schreiten der ganze Schenkel sichtbar war. Der<br />
hochgegürtete kurze Chiton wurde als weibliches Kleidungsstück mit Vorliebe<br />
für Dionysosdarstellungen in der Großplastik und auf Münzen gewählt. Der<br />
lange Chiton, das wollene oder linnene Unterkleid der Griechen, war in der<br />
Plastik der älteren Zeit die beliebte Kleidung des Dionysos. Über den langen<br />
Chiton trägt der Gott bisweilen auch das Himation als Überwurf. Die um den<br />
Hals oder um die Schultern gelegte Nebris ist auf Münzen nur sehr selten<br />
angedeutet. ·<br />
2 17<br />
Scans sponsored by GORN & MOSCH<br />
GIESSENER MUNZHANOLUNG GMBH