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1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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seitenbild der Amphora sichert die Deutung auf den Gott. Die in den<br />

letzten Jahrzehnten häufig im Handel vorgekommenen Tetradrachmen,<br />

die dieses Münzbild verschiedentliehst variieren, dürften, w ie oben schon<br />

angedeutet wurde, sämtlich neuere Fälschererzeugnisse sein.<br />

In die Zeit der älteren Kunstblüte ist der chryselephantine thronende<br />

Dionysos, der nach Pausanias (1, 20, 2) im athenischen Heiligtum beim<br />

Theater aufgestellt war, zu setzen. Eine Nachbildung dieser Statue erkennt<br />

Beule 1 ) in den Beizeichen athenischer Tetradrachmen (Taf. IV, 5)<br />

und in dem Rückseitenbild athenischer Bronzemünzen (Taf. 111, 30 und 31).<br />

Der auf einem Thron mit hoher Rückenlehne sitzende Gott hält in der<br />

erhobenen Linken den Thyrsos und in der vorgestreckten Rechten den<br />

Kantharos. Die b eiden Berliner Exemplare aus der Sammlung lmhoof<br />

lassen deutlich den langen Bart, das im Nacken aufgebundene Haupthaar<br />

und einen um das Haar gelegten Kranz erkennen. Prägungen des ausgehenden<br />

5. und beginnenden 4. Jahrhunderts von Thasos (Taf. XI, 24),<br />

vom sizilischen Naxos (Taf. IX, 21) und von Theben (Taf. XI, 30) zeigen<br />

den Dionysoskopf mit dem Ausdruck göttlicher Hoheit. Den edlen Köpfen<br />

dieser Gruppe ist das lockere Haar gemeinsam, das in kleine Ringellöckchen<br />

aufgelöst ist, bisweilen ein breites, mit Efeuranken verziertes<br />

Diadem und der di e Kinnbildung zumeist nicht bedeckende Bart. Der<br />

janusförmige Kopf auf Münzen von Tenedos (Taf. XI, 18) wurde in der<br />

Literatur im Anschluß an Lenormant als zweigestaltiger Dionysos aufgefaßt;<br />

dagegen spricht jedoch das Ohrgehänge des jugendlichen Kopfes,<br />

das eine D ~utung auf Ariadne wahrscheinlich erscheinen läßt 2 ) In den<br />

ganzfigurigen Darstellungen tritt nunmehr der Thyrsos an die Stelle der<br />

Weinranke.<br />

Die mannigfachen Gegensätze im Wesen des Dionysos boten der<br />

Kunst der jüngeren Blütezeit, die sich eingehender mit der Charakteristik ·<br />

des Gottes und mit der psychologischen Auswertung seiner Gestalt befaßte,<br />

reichlich Gelegenheit zur Kunstbetätigung nach den neuen Gesichtspunkten.<br />

Der etwas geneigte schwärmerische Blick, den der Dionysoskopf<br />

auf einer thebanischen Tetradrachme (Taf. XI, 19) aus der ersten Hälfte<br />

des 4. Jahrhunderts aufweist, ist ein bezeichnendes Beispiel für diese<br />

Epoche. In ähnlicher Weise neigt der unterwärts mit dem Himation bekleidete<br />

sitzende Dionysos auf einem aeginetischen Silberstater von Sybritia<br />

auf Kreta (Taf. IV, 2) sein Haupt. Die Bemer kung P. Gardners<br />

(p. 161), daß dieser Typus mit dem' Wesen des Gottes nicht vereinbar sei,<br />

entbehrt der Berechtigung, wenn man den Ausdruck sinnender Versunkenheit<br />

aus der künstlerischen Eigenart der Zeit heraus beurteilt.<br />

2.0.<br />

') Monnaies d'Athene? p. 261 f.<br />

2) Vgl. Bab. I, Sp. 372 ff.<br />

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