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1949 Band I - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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An Stelle der rohbehauenen Holzstücke, die als älteste ländliche Kultsymbole<br />

besonders für Boiotien literarisch bezeugt sind, treten die auf<br />

der vorhergehenden Seite beschriebenen rund oder viereckig bearbeiteten<br />

Holzpfosten, an denen oben die Maske des Dionysos unter einem kapitellartigen<br />

Abschluß angebracht war. Einen Fortschritt bedeutet die rundplastische<br />

Ausführung des Kopfes an Stelle der Maske. Münzen von Samos<br />

(Taf. VI, 27) und vom lesbischen Mytilene (Taf. VI, 17) sind das einzige<br />

numismatische Zeugnis von diesem frühesten Kultbild 1 ). Ein Ausläuf.er<br />

dieser ikonischen Darstellung des qottes ist die Herme, die uns<br />

insbesondere auf lesbischen Geprägen als selbständiges Münzbild oder als<br />

Attribut anderer Gottheiten (Athene oder Tyche) oder in ihrem Kreise<br />

begegnet<br />

Die ältesten Bilder des menschlich gestalteten Dionysos auf Münzen<br />

des 6. Jahrhunderts verraten bereits verschiedene Merkmale einer weiter<br />

fortgeschrittenen Kunstentwicklung. Als früheste Wiedergabe kann eine<br />

aus einer unbekannten Prägestätte Bruttiums (?) hervorgegangene Silbermünze<br />

2 ) gelten. Die völlige Nacktheit, die bei der Darstellung des bärtigen<br />

Gottes sonst nicht nachweisbar ist, hat man ohne hinreichende Begründung<br />

zum Anlaß genommen, die Figur als Satyr zu erklären. Die<br />

Attribute von Rehzweig und Kantharos, ferner das tief auf den Nacken<br />

fallende Haar verpflichten jedoch zur Deutung auf Dionysos. Ein anderes<br />

Beispiel hochaltertümlichen Stils bietet der Dionysoskopf auf den Di­<br />

'drachmen des 6. Jahrhunderts von Naxos (Taf. XI, 12). Auch hier trägt<br />

der Gott den spitzen Bart, tief in den Nacken herabfallendes Haupthaar<br />

und den Efeukranz; der geöffnete Mund, der das freundliche archaische<br />

Lächeln bedingt, ist gleichfalls ein Beweis der Entstehung in cter Periode<br />

der hocharchaischen Kunst. Der bärtige Kopf auf der Rückseite einer<br />

Bronzemünze von Antissa auf Lesbos ist in der Literatur 3) als Dionysoskopf<br />

erklärt worden, indes sprechen die verschiedenen im Feld vorkommenden<br />

Beizeichen (Lyra, Kerykeion, Stern und Blitz) gegen diese Annahme.<br />

Die Begründung Imhoofs, daß die Beizeichen ohne Beziehung auf<br />

das Hauptbild der Münze seie!l, ist wohl nicht berechtigt. In der ersten<br />

Hälfte des 5. Jahrhunderts tritt an Stelle der alten Doppelgewandung<br />

das einfache Himation. Ein Beispiel dafür liefert eine kleine Münze von<br />

Galarina auf Sizilien (B. M. C. 1; hier Taf. III, 3) , die den in Vorderansicht<br />

gestellten Dionysos, der den Rebzweig, das altertümliche Attribut des<br />

Gottes, und den Kantharos hält, mit dem Himation bedeckt erscheinen<br />

läßt und zwar in der Weise, daß die rechte Brusthälfte bloßliegt. An dieser<br />

18<br />

1) P. Gardner, The types of gr. coins, pl. 15, 11.<br />

2 ) B. M. C. Italy, p. 395; hier Taf. II, 2'7.<br />

"J P. Gardner, pl. XV, 12 und Imhoof, Gr. M., S. 633, 250.<br />

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