"Good News from Africa": Fernsehberichterstattung - Erziehung
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19Jg. Heft2 Juni 1996 ZEP Seite 17<br />
was heute unter informeller Bildung verstanden wird. Da nicht offenkundig auf der Hand liegt, sondern grŸndliche<br />
die Gesamtheit der <strong>Erziehung</strong>sprozesse der Verantwortung Nachdenken von selten der Kinder erfordert (Mock 1979,<br />
der Gemeinschaft unterlag, umfaßt sie auch solche Ele- 44) und sich oft erst nach Jahren erschlieflt. Insbesondere<br />
mente, die in sozial stgrker differenzierten Gesellschaften Sprichwhter werden, wie Fafimwa schreibt (1974, 261,<br />
an den Staat und andere gesellschaftlichen Institutionen neben der Klmng obskurer Bedeutungen in einer Unterdelegiert<br />
werden, Insofern ist es unzulässi - zumindest in haltung oft verwendet, um eine direkte Antwort oder eibezug<br />
auf traditionelle afrikanische <strong>Erziehung</strong> -, die all- nen Kommentar auf eine direkte Frage oder Aussage zu<br />
aglichen, in das Leben der Gemeinschaft eingebetteten erm meiden.^<br />
Eraiehungsprozesse als naturwŸchsi zu kennzeichnen und Die Bedeutung eines angemessenen Verbalverhaltens<br />
in dieser Eigenschaft von gesellschaftlich geplanter und geht aus vielen Studien zu afrikanischen Gesellschaften<br />
organisierter Sozialisation und <strong>Erziehung</strong> abzugrenzen hervor. Nebender eigentlichen EAlkunst drŸck sie sich<br />
(Hurreimann 1978, 11). <strong>Erziehung</strong> war ebenso reflektiert auch im Alltagsverhalten aus. Die Benennung von Pereoauf<br />
sozial-ethische und 6konomische Zicie, d.h. auf die nen (wer wen wie nennen darf), die Vielfaltan BegrŸflungs<br />
Reproduktion einer bestimmten Gesellschaft ausgerichtet zeremonien, der Austausch von witzigen, ironischen,<br />
wie dies in Industriegesellschaften der Fall ist.<br />
schlagfertigen, aufheiternden oder obszÃne Bemerkungen,<br />
die gewtihlten Umschreibungen (Euphemismen) va-<br />
2. Erdehungsmuster im Kindes- und Jugendalter riieren je nach Person, Status, Aller und Situationq. Sie er-<br />
Die folgenden AusfŸhrunge beziehen sich auf Lern- legen dem Einzelnen vielfaltige Regeln in seinem Sprachvon<br />
Kindern und Jugendlichen. ZunMwt wird verhalten auf, beinhalten gleichzeitig aber auch tradierte<br />
ein oberblick Ÿbe die in afrikanischen Lemsituationen psychologische Kenntnisse dariiber, wie irn Zusammenverwendeten<br />
<strong>Erziehung</strong>smittel gegeben, da sie sehr an- sein Wohlbefinden erzeugt, Trost gespendet, Konflikte<br />
schaulich Lehr- und Lernprozesse charakterisieren. Im vermieden oder in nicht verletzender Weise ausgetragen<br />
~nschlufi daran erfolgt eine Auseinandersetzung mit AU- und damit der Zusammenhalt in der Gemeinschaft ge<br />
ßerunge verschiedener Forscher zu Merkmalen traditio- dert und gefestigt werden konnen. Kinder werden SC<br />
neller Lemfonnen. Abschlieflend werden die daraus ge- Wh in ein angemessenes Verbalverhalten eingewiesen, I<br />
womenen Thesen anhand aktueller ein heimischer Lern- verbalen Äußerung werden aufmerksam verfolgt und als<br />
formen veranschaulicht, iews mit Afrika- ein Zeichen ihrer Refiexionsflhigkeit betrachtet (Yo<br />
nem gesammelt wurden.<br />
Diamba 1977,50; HodzdFortune 1979,26f.).<br />
2.1 <strong>Erziehung</strong>smittel<br />
Traditionelle Bildung erfŸll die genannten Funktionen<br />
Ÿhe ~rziehungsmittel wie verbale Unterweisung, Spiel,<br />
Lieder und T3nze, die Initiation sowie das ,,konkrete Objekt"<br />
und die ,,konkrete Situation". Im folgenden soll auf<br />
jedes dieser <strong>Erziehung</strong>srnittel eingegangen werden, weil<br />
sie einen Einblick in die idealtypische Reichhaltigkeit afri- le, die mel<br />
kanischer <strong>Erziehung</strong>sfonnen geben, die diesen von euro- Reaktionspgischen<br />
wie auch von afrikanischen Kritikern hiiufig ab- (Fafunwa 1'<br />
gesprochen wird.<br />
ganze Welt der Erwachsenen - ihre Ttltigkeiten, Verbal<br />
Verbale Unterweisung<br />
tensweisen und Zeremonien - nachgespielt, und zwar i<br />
Verbale Unterweisung erfolgt unter Ruckgriff auf die ora- Rahmen der Grenzen, die Moral, religi6se Anschauunge<br />
le Tradition der Gemeinschaft. In Form von Geschichten Tabus, Respekt vor Ältere sowie SchamgefŸh se<br />
und Legenden wird die Geschichte des Volkes an die jŸn Hierzu gehurt der ,,Htiuserbau", bei dem die Jungen Mategere<br />
Generation weitergegeben; Mtirchen, Anekdoten, rialien aus der Umgebung zusammentragen. Diese Aktivi-<br />
SprichwiMer, RWel dienen der Vermittlung von Lebens- tat kannvon Brautwerbung, Hochzeit und fiktiver Essensweisheiten,<br />
Moratkodices, Sozialverhalten, praktischem zubereitung durch die Madchen begleitet sein. DarŸbe<br />
AIltagswissen, Frobleml~sungsstrategien und sprachlichen hinaus sind Gerichtsverfahren, Dorfversammlungen un<br />
Fertigkeiten (Ocitti 1973,63ff.). Sie stehen irn Dienst der Feste beliebte Objekte fŸ Rollenspiel.<br />
Charakterbildung wie auch der Schulung problemli3senden Im Gegensatz zu Erny (1 972, 13 1) betont Raum<br />
und abstrakten Denkens (Kodjo 1973, 165). Das Ende ei- (1967,256f.1, da imitative Spiele nicht die komplette Rener<br />
Emhlung bringt in vielen Fäile ,,die sozial erwŸnscht produktion des Vorbildes zum Ziel haben, sondern von ei-<br />
Losung eines Konflikts oder das von der betreffenden ner kindeigenen Selektiviat gekennzeichnet sind: Einige<br />
Ethnie positiv sanktionierte Verhalten" (Adick 198 1, 106). Merkmale werden herausgegriffen, evtl. karikiert, &nd<br />
Manchmal sind diese Mittel aber auch so komplex und andere Merkmale oder Situationen ausgelassen werden.<br />
vielflltig auslegbar, da ,,die Moral von der Geschieht" Auch fŸ afrikanische Kinder trifft zu, was Jouhy (1982,