"Good News from Africa": Fernsehberichterstattung - Erziehung
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Seite s ZEP 19.J& ~efi 2 Juni 1996<br />
Jos Schwer<br />
W HÃ zuu, sagt ein altes<br />
afrikanisches<br />
Sprichwort. ,,Alles<br />
spricht. Alles ist<br />
Sprache"<br />
Ausgewdhlte SprichwÃrte aus verschiedenen afrikanischen<br />
Kulturen werden vorgestellt, der Zusammenhang mit<br />
dem jeweiligem} kulturellen Handeln der Menschen erlauten<br />
und sch/i@Vich Parallelen zu SprichwÃrter uw umerer<br />
Kultur gesucht. Dabei ist klar: Die vie/fi/rigen kulturellen<br />
und anthropologischen Zusammenhange, die erforderlich<br />
wdre~, um fremde Kulturen zu verstehen, kennen hier<br />
nur andeutungsweise dargestellt werden. Die Hoffnung jedwh,<br />
daJ jede Auseinanderseizung mit anderen (fremden)<br />
Kulturen, auf der Grwdlage der Anerkennung der je eigenen<br />
kulturellen Identitdt vnd Wertigkeit, zum besseren Verständnis<br />
zur Toleranz und Akeplans von anderskultvrelhn<br />
Sein und Handeln jühle wd damit ein Bollwerk gegen<br />
Rassismus, Fremden feidiichkeit und eigenen<br />
Hbherwerti&itsvot'~tellungen' bilden kann, bestimmf diese<br />
Arbeit.<br />
l. Das Wort hat mehr als Buchstaben<br />
In den mocambiquanischea DOrfern, in denen es keine<br />
oder nur wenige Fernsehgerate gibt und keime Zeitung, gilt<br />
das gesprochene Wort als die wichtigste Kommunikationsquelle.<br />
Abends, wenn die Arbeit auf dem Feld, im Hans und<br />
auf dem Hof getan ist, setzen sich meist die Verwandten<br />
und Nachbarn um das Feuer hemm und dlen. Das Gesprach<br />
beginnt mit Mtseln und Sprichwbrtern. Die ZuhÃre<br />
m~ssen in schnellem Rhythmus die Antworten finden: ,,Was<br />
ist im Mund und wird nicht nass?' - ,,Der Rauch". ,,Was<br />
fäll zuerst und rennt, wenn es liegt?" - ,,Das Regenwasser!"<br />
... Die Unterhaltung nimmt ihren Lauf; Geschichten<br />
und SprichwÃrte handeln vom Alltagsleben der Menschen.<br />
Ein alter Mann e&hlt die Geschichte von der Schildkrtite:<br />
Sie lieh sich von den Vogeln Federn, um fliegen zu kbnnen.<br />
Sie wurde daraufhin so arrogant, da sie meinte, alle Tiere<br />
herumkommandieren zu k8nnen. Bald wurde das den V&<br />
geh zu bunt und sie nahmen der SchildkrÃt die Federn<br />
wieder weg. Beim nkhsten Flugversuch landete sie J&-<br />
merlich auf dem Bauch. - Den Zuh&rern war klar, da der<br />
Erziihler den neugeNhltett Parteisekretk meinte2.<br />
Die Besch&ftigung mit Sprichwbrtern und Redensarten<br />
im Unterricht ist nicht neu; und die Erkenntnis, da SprichwÃrte<br />
,,als kostbares Erbgut aus früheste betrachtet<br />
werden k6nnen und damit kultureller Bestandteil eines jeden<br />
Volkes und deren Sprachgeschichte sind, macht den didaktischen<br />
Stellenwert deutlich; auch, da an Sprichw&rtem<br />
der Wandel von Kultur und Sprache erkennbar wird;<br />
und nicht zuletzt: Die Herkunft von SprichwWern und<br />
Redensarten ist vielfach kulturilbergreifend.<br />
2. Das Wart fst das gesprochene Wart<br />
Die afrikanische Geschichte und Kultur ist seit Jahrtausenden<br />
bestimmt vom gesprochenen Wort. Die sogenannte<br />
mŸndlich Überlieferung anstelle der schriftlichen von anderen<br />
Kulturen, gilt in fast allen afrikanischen Kulturen als<br />
die ,,gro§ Schule des Lebens". Weil jedes Zeugnis Ÿbe<br />
das menschliche Leben, ob in der Vergangenheit oder Zukunft,<br />
immer auf Verlautbarungen von Menschen beruht,<br />
messen Afrikaner der mŸndliche Qberlieferung einen h6-<br />
heren Wert als der schriftlichen bei. Die von Generation zu<br />
Generation weiter venni~elten Zeugnisse wurden und werden<br />
vielfach heute noch von besonders berufenen Menschen,<br />
den ,,Wissenden", die bei den Bambara irn heutigen Mali<br />
Doma oder Soma (,,Wissendmacher") heißen bei den Fulbe<br />
Gando, irn allgemeinen Sprachgebrauch fUr Westafrika Gnot<br />
genannt werden. Die Geschichten-, Märchenemhler Smger,<br />
Dichter und Unterhalter, Heiratsvermittler und eben auch<br />
Geschichtsbewahrer Uben ihre Tgtigkeit als Beruf aus, der<br />
sich nicht sehen vom Vater auf den Sohn - in einigen Fallen<br />
auch von der Mutter auf die Tochter - vererbt. ãStirb ein<br />
Griot, verbrennt eine Bibliothek", dieses Sprichwort macht<br />
die Bedeutung der Personen in der rntlndlichen Ãœberliefe<br />
rung klar. NatŸrlic benutzen Historiker heute auch die<br />
modernen Methoden der Geschichtsschreibung und -<br />
forschung; aber es läà sich mit Fug und Recht sagen, daÂ<br />
die Geschichte Afrikas nach wie vor in Stein gehauen, in<br />
Lehm geritzt, gemalt, getanzt, mit Musikinstrumenten gespielt,<br />
edhlt und gesungen wird.<br />
3, Das Wort ist ein zweISchneidiges Schwert<br />
Da fŸ den Afrikaner das Wort ,,ein zweischneidiges<br />
Schwert, das Gutes und BÃse anrichten kann" ist4, wird<br />
vielfach eine Mitteilung nicht direkt und offen ausgesprochen,<br />
sondern in eine Geschichte, eine Andeutung, eine<br />
Anspielung oder in ein Sprichwort gekleidet, die oft nur<br />
dem Menschen verstwdlich ist, der in der jeweiligen Kultur<br />
lebt. Deshalb haben Sprichw6rter in afrikanischen Kulturen<br />
meist eine viel intensivere Bedeutung als etwa Redensarten<br />
in den westlichen Zivilisationen. Die Beschtiftigung<br />
mit SprichwÃrter ermbglichen somit einen Zugang<br />
zum Versmdnis von afrikanischen Kulturen.<br />
In der Tradition der Bambara, einem Volk in Mali, das<br />
bis heute ihre Kultur zu bewahren sucht, wohnt dem Wort<br />
(Kurna) die Kraft Maa Ngalas, des Schtipfers aller Dinge,<br />
ime, ,,Was Maa Ngaia sagt, das ist", singt der Priester bei<br />
der Initiationsfeier. Maa Ngala hat den Menschen (Maa) die<br />
Fxhigkeiten des Kbnnens, des Wollens und des Wissens ge-