Leseproben Jane Austen E-Book - Reclam
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Wentworth etwas zugutehalten für die Selbstbeherrschung,<br />
mit der er ihren herzzerreißenden, fetten Seufzern<br />
über das Schicksal eines Sohnes zuhörte, für den<br />
sich zu seinen Lebzeiten niemand interessiert hatte.<br />
Körperlicher Umfang und seelischer Schmerz stehen<br />
natürlich nicht unbedingt in einem bestimmten Verhältnis<br />
zueinander. Eine umfangreiche, üppige Figur<br />
hat das gleiche Recht auf tiefen Seelenschmerz wie das<br />
graziöseste Ensemble von Gliedern. Aber, ob recht und<br />
billig oder nicht, es gibt unvorteilhafte Kombinationen,<br />
für die sich der Verstand vergeblich einsetzt – die der<br />
Geschmack nicht dulden kann – die der Lächerlichkeit<br />
zum Opfer fallen.« (Kap. 8)<br />
Dem melancholischen Seelenzustand Annes zu Anfang des<br />
Buches entsprechen die herbstliche Stimmung in der Natur,<br />
der »Anblick des letzten herbstlichen Lächelns, das<br />
auf rostbraunen Blättern und verwelkten Hecken liegt«,<br />
und der traurige Abschied von Kellynch, dem stolzen alten<br />
Familiensitz, der der Verschwendungssucht Sir Walters<br />
zum Opfer fällt. Anne selbst spricht »von der passenden<br />
Analogie zwischen dem sich neigenden Jahr und dem<br />
sich neigenden Glück«, als sie in Gedanken Herbstgedichte<br />
rezitiert.<br />
Der Umzug der Familie nach Bath, der Anne traurig<br />
stimmt und dem sie ohne jedes Gefühl der Erwartung, ja<br />
mit Widerwillen entgegenblickt, auch wenn sie die finanzielle<br />
Notwendigkeit dazu einsieht, spiegelt offenbar <strong>Jane</strong><br />
<strong>Austen</strong>s eigene Vorbehalte gegen die Übersiedlung ihrer<br />
eigenen Familie in den modischen Kurort, wo die Autorin<br />
von 1802 bis 1806 ungern lebte.