Leseproben Jane Austen E-Book - Reclam
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Darcy. Erst dieser zweite Roman entwickelt also die dann<br />
für alle weiteren Romane von <strong>Jane</strong> <strong>Austen</strong> typische Erzählperspektive,<br />
bei der der Leser die Welt durch die Augen<br />
und mit dem Herzen der Heldin erlebt und nur mit ihr<br />
empfindet. Wohl identifiziert sich die Autorin in Sense and<br />
Sensibility deutlich mit Elinor und nicht mit Marianne, die<br />
ja von ihren Irrtümern geheilt werden muss, aber die Erzählperspektive<br />
schwankt noch.<br />
Man hat das als Mangel betrachtet, und überhaupt wird<br />
von der Literaturwissenschaft Sense and Sensibility öfter<br />
als das schwächste der Bücher <strong>Jane</strong> <strong>Austen</strong>s angesehen:<br />
»Keiner würde dies als seinen Lieblingsroman von <strong>Jane</strong><br />
<strong>Austen</strong> wählen, während jeder andere seine Fanatiker hat,<br />
die gerade ihn allen anderen vorziehen.« (F. Farren, 1917,<br />
in: B. C. Southam, vgl. Literaturhinweise, S. 444.) Zu diesen<br />
künstlerischen Schwächen kann man etwa die gelegentlich<br />
gouvernantenhaft moralisierende Art Elinors, die<br />
funktionslose Blässe der jüngsten Dashwood-Schwester<br />
Margaret oder den unerklärlichen Wandel zählen, den<br />
Mrs. Jennings im Laufe des Buches durchmacht, die zu<br />
Anfang der Handlung eine unausstehlich penetrante<br />
Klatschbase ist, sich später aber als mutige, kritische und<br />
gütige ältere Dame entpuppt.<br />
2<br />
Andererseits sollte man über den künstlerischen Mängeln<br />
aus heutiger sozialkritisch geschulter Sicht nicht übersehen,<br />
dass Sense and Sensibility das mutigste und enthüllendste<br />
Buch <strong>Jane</strong> <strong>Austen</strong>s, ihre gnadenloseste Darstellung<br />
von gewissen sozialen Sünden ist. In keinem ihrer anderen<br />
Romane wird menschliches Fehlverhalten mit so distan-