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Wo ist der Online-Ulysses? - Netzliteratur.net

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Die verschiedenen Gattungen und Genres lassen sich analytisch in zwei Gruppen teilen:<br />

1. Texte, die vor allem computerspezifische Stilmittel benutzen und<br />

2. Projekte, die sich vor allem <strong>net</strong>ztypischer Strukturen bedienen. 16<br />

2.1.3.2.1 Stilmittel: Interaktivität, Intermedialität, Inszenierung<br />

Texte, die vor allem auf die Le<strong>ist</strong>ungen von Computern aufsetzen, bedienen sich dabei<br />

drei spezifischer Stilmittel: Interaktivität, Intermedialität und Inszenierung. Interaktivität<br />

meint die „Teilhabe des Rezipienten an <strong>der</strong> Konstruktion des Werkes“ (Simanowski<br />

2002c, S. 17): Der Leser navigiert aktiv durch Hypertexte, entscheidet dabei über den<br />

Verlauf, den die Geschichte nimmt o<strong>der</strong> er muss sogar erst den Film zusammenstellen,<br />

den er anschließend zu sehen gedenkt. 17<br />

Intermedialität steht für die „Allianz zwischen den traditionellen Medien“ (Simanowski<br />

2002c, S. 29): Text wird mit (bewegtem) Bild und Ton verschmolzen. In Verbindung<br />

mit Interaktivität und Inszenierung entsteht eine neue Form von Gesamtkunstwerk,<br />

die sich von <strong>der</strong> traditionellen Verbindung Text-Grafik (Print) o<strong>der</strong> Bild-Ton<br />

(Audiovision) absetzt. Diese Abgrenzung markieren Theoretiker wie Simanowski (ebenda)<br />

durch die Vermeidung des „traditionellen“ Begriffes Multimedia.<br />

Inszenierung schließlich bedeutet, dass bei <strong>Netzliteratur</strong> „die Programmierung einer<br />

werkimmanenten bzw. rezeptionsabhängigen Performance“ (ebenda) möglich bzw.<br />

sogar gefor<strong>der</strong>t <strong>ist</strong>. Da die <strong>net</strong>zspezifischen Text-, Animations- und Soundformate auch<br />

die Einbettung von ausführbarem Programmcode erlauben, kann das Verhalten dieser<br />

Komponenten gesteuert werden. „<strong>Wo</strong>rte und Bil<strong>der</strong>“ können, so Simanowski, „ihren<br />

‚Auftritt’ haben, dessen Stichwort vom Programm o<strong>der</strong> vom Rezipienten ausgeht“ (ebenda).<br />

In Susanne Berkenhegers Arbeit „Zeit für die Bombe“ 18 etwa werden bestimmte<br />

Textpassagen automatisch und schnell hintereinan<strong>der</strong> weg ausgetauscht, sodass sich ein<br />

dynamischer und spannungsvoller Leseeindruck einstellt.<br />

Diese Stilmittel werden von den Texten <strong>der</strong> eher computerbasierten Spielart von<br />

<strong>Netzliteratur</strong> in unterschiedlicher Weise eingesetzt. Das Ausmaß, in dem sie dies tun,<br />

kann für eine Abgrenzung von vier zentralen Gattungen benutzt werden, die in <strong>der</strong> Forschungsliteratur<br />

immer wie<strong>der</strong> erscheinen:<br />

(1) Hypertext-Projekte sind noch stark textbasiert und bestehen aus Textelementen,<br />

die durch Hyperlinks miteinan<strong>der</strong> ver<strong>net</strong>zt sind. 19 Treten zu diesen Texten noch<br />

Bild, Ton o<strong>der</strong> einfache Animationen hinzu, die in ähnlicher Form fragmentiert und<br />

ver<strong>net</strong>zt sind (integrative Verlinkung), spricht man von Hypermedia-Projekten.<br />

(2) Hyperfiction we<strong>ist</strong> im Aufbau <strong>der</strong> Arbeiten große Ähnlichkeiten mit Hypertext<br />

auf. Im Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en <strong>Netzliteratur</strong>-Gattungen setzt sie allerdings nicht auf<br />

das WWW als Publikations- und das Inter<strong>net</strong> als D<strong>ist</strong>ributionsmedium auf: Sie nutzen<br />

an<strong>der</strong>e Software (z.B. „Storyspace“) zur Produktion, die Verbreitung erfolgt über Disketten.<br />

Dies <strong>ist</strong> dem Fakt geschuldet, dass Hyperfiction sich vor dem Inter<strong>net</strong> in den<br />

USA durchgesetzt hat. 20<br />

16 Um <strong>der</strong> allgemeinen Begriffsverwirrung nicht noch weiterhin Vorschub zu le<strong>ist</strong>en, wurde an dieser<br />

Stelle auf label für die beiden Gruppen verzichtet.<br />

17 Bsp.: Die Aaleskorte <strong>der</strong> Ölig. 1999. 11.06.2004. .<br />

18 Susanne Berkenheger: Zeit für die Bombe. September 1997. 11.06.2004. .<br />

19<br />

Bsp.: Martin Auer: Lyrikmaschine, 01.03.1996-2004. 11.06.2004. .<br />

20 Nichtsdestotrotz sind einige Hyperfiction-Arbeiten für das WWW aufbereitet worden. Bsp.: Liz Crain:<br />

Blue Rooms. April 2000. 11.06.2004. .<br />

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