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Herbstausgabe 2010 - Fachverein Jus | Universität Zürich ...

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Too big to fail – oder wenn Grösse<br />

eine Rolle spielt<br />

Teil 1<br />

<br />

Beziehungen aufbauen –<br />

Werte schaffen:<br />

Wirtschaftsprüfung<br />

Steuer- und Rechtsberatung<br />

Wirtschaftsberatung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

«Too big to fail» ist das Schlagwort der Stunde im<br />

Wirtschaftsrecht. Sowohl auf internationaler wie nationaler<br />

Ebene arbeiten verschiedene Gremien an Konzepten, wie<br />

grosse Unternehmen beaufsichtigt werden müssen, um die<br />

finanziellen Risiken für Gesellschaft und Staat minimieren<br />

zu können. Nachfolgend befassen sich zwei Autoren mit dieser<br />

Problematik. Fabio Andreotti bietet eine allgemeine Einführung<br />

in die «too big to fail»–Problematik, während dem<br />

Olivier Baum spezifisch die geplanten Massnahmen beleuchtet.<br />

Einführung in die Thematik<br />

I. Grösse allein schützt vor Strafe nicht!<br />

Die Problematik des «too big to fail» (TBTF) ist nicht<br />

erst seit der auslaufenden Weltwirtschaftskrise bekannt.<br />

Bereits 1995 – sicherlich aber auch schon vorher –, als die<br />

traditionsreiche englische Bank Barings Insolvenz anmelden<br />

musste, nahmen Experten das Wort TBTF in den Mund. 1<br />

Der bekannteste Fall aus der aktuellen Wirtschaftsgeschichte<br />

ist derjenige der Bank Lehman Brothers im Jahre<br />

2007. Sie wurde fallengelassen, nachdem die US-Regierung<br />

und die Notenbank (Federal Reserve) noch massiv die Grossbank<br />

Bear Stearns und die beiden staatlich geförderten<br />

Pfandbriefinstitute Fannie Mae und Freddie Mac mit Eigenkapital<br />

unterstützt hatten. Offizielle Begründung: Die reine<br />

Investmentbank Lehman Brothers weise im Gegensatz zu<br />

den unterstützten Instituten keine Systemrelevanz auf bzw.<br />

es wurden keine Käufer wie im Falle von Bear Stearns mit JP<br />

Morgan Chase gefunden. 2 Den Rest der Geschichte kennen<br />

wir: Das ganze Bankensystem, getrieben von gegenseitigem<br />

Misstrauen, wankte am Abgrund zum Bankenfriedhof und<br />

steckte wie ein Virus andere Finanzinstitute (unter ihnen<br />

Global Players wie Merill Lynch, Morgan Stanley und AIG)<br />

und die restliche Wirtschaft an. Die Bank Lehman Brothers<br />

war zweifellos gross – sowohl ihre Bilanzsumme als auch<br />

ihre volkswirtschaftliche Bedeutung; trotz dieser Tatsache<br />

kam es nicht zum staatlichen «bail out», vielmehr verloren<br />

25'000 Menschen ihren Job.<br />

II. Swiss bail out<br />

Der 16. Oktober 2008 wird in die Schweizer Annalen<br />

eingehen. Nach tagelangem medialem Tauziehen um das<br />

Überleben der UBS präsentierten Bundesrat, Eidgenössische<br />

Bankenkommission (EBK; heutige FINMA) und Schweizerische<br />

Nationalbank (SNB) ein Massnahmenpaket in einem<br />

für Schweizer Verhältnisse bisher unvorstellbaren<br />

Ausmass. Das Paket umfasste folgende Komponenten: Die<br />

UBS konnte ihre illiquiden Aktiven im Gesamtwert von CHF<br />

38,7 Mrd. aus ihrer Bilanz in eine neu gegründete Gesellschaft<br />

mit Sitz in Bern 3 auslagern. In diese Zweckgesellschaft<br />

4 mit dem Namen «SNB StabFund» (in der Rechtsform<br />

einer Kollektivgesellschaft für kollektive Kapitalanlagen<br />

i.S.d. Art. 98 ff. KAG) brachte die UBS USD 6 Mrd. als Eigenkapital<br />

ein. Dafür wurde eine Pflichtwandelanleihe im Wert von<br />

CHF 6 Mrd. durch den Bund gezeichnet. Die SNB als «lender<br />

of last resort» 5 gab dem SNB StabFund zusätzliche USD 54<br />

Mrd. in der Form eines langfristigen, verzinslichen Darlehens<br />

und erhielt im Gegenzug die Kontrolle über sie. Die toxischen<br />

Assets werden aber weiterhin von der UBS verwaltet. Die<br />

SNB gewährte der Grossbank eine Rückkaufsoption auf die<br />

Assets, welche nach vollständiger Rückzahlung des Darlehens<br />

ausgeübt werden kann. Ein allfälliger Gewinn aus der<br />

Liquidation der Aktiven geht bis zum Betrag von USD 1 Mrd.<br />

an die SNB; den Rest teilen sich UBS und SNB je hälftig.<br />

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