Grundhaltungen - Mental Health Europe
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minierung konfrontiert sind, außerordentlich schwer macht, Hilfe in Anspruch zu<br />
nehmen. Da viele Menschen nur ungern über beide diese Themen sprechen, gibt<br />
es nur spärliche finanzielle Mittel für die wenigen verfügbaren Hilfsangebote für<br />
Menschen mit psychischen Problemen, die Opfer häuslicher Gewalt werden.<br />
Infolge der Tabus und des Stigmas, die mit häuslicher Gewalt und psychischen<br />
Problemen verbunden sind, weichen sowohl Fachleute als auch Laien dem Thema<br />
gerne aus.<br />
Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, schämen sich, darüber zu sprechen, da das<br />
Familienleben gemeinhin als Privatangelegenheit angesehen wird und weil sie sich<br />
für ihre Lage schämen. Solange die Gesellschaft nicht anerkennt, dass häusliche<br />
Gewalt ein Verbrechen ist, werden die Opfer zögern, die Täter anzuzeigen und<br />
weiterhin das Stigma tragen müssen, das an die stereotypen Vorstellungen von<br />
häuslicher Gewalt gekoppelt ist.<br />
Das Schweigen und mangelnde Verständnis, was psychische Erkrankungen angeht,<br />
fördert ebenso die Entstehung von Schuldgefühlen und hält Menschen<br />
davon ab, einer Behandlung nachzugehen oder zuzugeben, dass die Symptome,<br />
unter denen sie leiden, möglicherweise Ausdruck einer psychischen Erkrankung<br />
sind.<br />
Stigma kann einen enormen Einfluss auf Menschen mit psychischen Problemen<br />
haben – besonders, wenn sie auch mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind.<br />
Das mit den beiden Themen verbundene Stigma führt letztlich dazu, dass es den<br />
Betroffenen oft schwer fällt zuzugeben, was ihnen widerfahren ist.<br />
2- Welche Zusammenhänge bestehen zwischen häuslicher Gewalt und<br />
psychischen Erkrankungen?<br />
Psychische Erkrankungen sind sowohl Ursache als auch Folge häuslicher Gewalt.<br />
Häusliche Gewalt ist weder ein geringfügiges Gesundheitsrisiko noch eine Privatangelegenheit.<br />
Die Forschung zeigt, dass sowohl die Polizei als auch Ärzte dazu<br />
neigen, die Auswirkungen häuslicher Gewalt zu unterschätzen und dass 50 bis 60<br />
% der in psychiatrische Krankenhäuser Eingewiesenen Erfahrungen mit häuslicher<br />
Gewalt haben 17 .<br />
Verprügelt zu werden ist mit Abstand die größte Verletzungsquelle für Frauen –<br />
weit vor Unfällen, Vergewaltigung oder Überfällen.<br />
17 Vortrag von Prof. Myriam Van Moffaert im Rahmen des 2. Projekttreffens im September 2011.<br />
Zugrunde liegt dem ihre Forschung an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Gent,<br />
Schule für Kriminologie, Institut für Forensische Psychiatrie