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Berliner Zustände 2008 - Apabiz

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senator Körting als Antwort auf<br />

eine kleine Anfrage der Partei<br />

Die Linke zu den „Straftaten<br />

mit rechtsextremem, rassistischem<br />

und antisemitischem<br />

Hintergrund in Berlin im<br />

ersten Halbjahr <strong>2008</strong>“ auf<br />

die „jährlich erscheinende<br />

Kriminalitätsstatistik“ (siehe<br />

Drucksache 16/12834).<br />

Informationen, möglichst<br />

detailliert - Zeitpunkt,<br />

Ort und Anzahl der Betroffenen<br />

- und schnell<br />

nachdem ein Angriff<br />

stattgefunden hat, sind jedoch aus<br />

der Sicht einer Opferberatungsstelle<br />

dringend erforderlich, um Kontakt zu<br />

den Opfern aufnehmen zu können.<br />

Denn viele Betroffene kennen ReachOut<br />

nicht und wir erfahren eben<br />

nicht von allen Angriffen, die zur<br />

Anzeige gebracht werden. Je mehr<br />

Informationen wir über die Tatumstände<br />

haben, desto leichter wird es,<br />

die Betroffenen zu finden, um ihnen<br />

Unterstützung anzubieten. Zeitnahe<br />

Informationen sind aber auch wichtig,<br />

damit die Projekte und Gruppen<br />

in den Bezirken sinnvolle und tragfähige<br />

Handlungskonzepte entwickeln<br />

können.<br />

Eine einfache Erklärung für den enormen<br />

Anstieg der Gewalttaten in <strong>2008</strong><br />

gibt es bisher nicht.<br />

Auch in der Lagedarstellung der Polizei<br />

wird darauf hingewiesen, „(...)<br />

dass keine valide belegbaren Ursachen<br />

erkennbar sind, auf die der Anstieg<br />

der fremdenfeindlichen Gewaltdelikte<br />

zurückzuführen ist, zumal die meisten<br />

der bekannt gewordenen Tatverdächtigen<br />

zuvor mit derartigen Delikten<br />

nicht in Erscheinung getreten sind.“<br />

Im Wahljahr 2006 zum Beispiel waren<br />

die Zahlen noch höher als in <strong>2008</strong>.<br />

Damals jedoch standen eine Vielzahl<br />

der Angriffe in Zusammenhang mit<br />

Wahlkampfveranstaltungen oder es<br />

wurden WahlkampfhelferInnen demokratischer<br />

Parteien, etwa beim Plakatieren,<br />

angegriffen. Gleichzeitig wurde<br />

sehr konsequent über die Vorfälle<br />

berichtet, die Medien waren stark<br />

sensibilisiert und eine öffentliche<br />

Verurteilung erfolgte fast immer. Im<br />

Gegensatz dazu weisen für <strong>2008</strong> die<br />

vielen Fälle von Körperverletzung,<br />

Nötigung und Bedrohung auf ein<br />

hohes Maß an Alltagsrassismus hin.<br />

Die Opfer haben häufig keine Lobby.<br />

Zudem haben die meisten Betroffenen,<br />

die sich zur Beratung an uns<br />

wenden, schon häufig Erfahrungen<br />

mit Diskriminierung machen müssen.<br />

Der gewalttätige Angriff ist dann nur<br />

noch der Tropfen, der das Fass zum<br />

Überlaufen bringt. Umso notwendiger<br />

ist es, die Perspektive der Opfer in<br />

der öffentlichen Wahrnehmung zu<br />

stärken. Darin sehen wir eine unserer<br />

dringlichsten Aufgaben als Beratungsprojekt.<br />

Eine Frage<br />

der Perspektive<br />

Gerade wenn es sich um rassistisch<br />

motivierte Gewalttaten handelt,<br />

müssen wir immer wieder feststellen,<br />

dass manche Beamte und Beamtinnen<br />

in den Polizeiabschnitten wenig<br />

sensibilisiert sind. Ohne die Tathintergründe<br />

überhaupt zu ermitteln,<br />

wird ein Angriff bisweilen vorschnell<br />

als unpolitisch oder als nicht rassistisch<br />

motiviert behandelt. Nicht<br />

ohne Grund fehlt den Opfern dann<br />

das Vertrauen in die Ermittlungsarbeit<br />

der Polizei.<br />

Manchmal erfahren wir überhaupt<br />

erst dann von einem Angriff, wenn<br />

die Betroffenen zur Beratung kommen.<br />

Es gibt viele Angriffe, die weder<br />

in den Polizeipressemeldungen noch<br />

in den Zeitungen zu finden sind. Wir<br />

als MitarbeiterInnen von ReachOut<br />

haben dann keine Möglichkeit nach<br />

den Betroffenen zu suchen, um ihnen<br />

unser Beratungsangebot vorzustellen.<br />

Da ist es schon möglich, dass der<br />

Angriff bereits einige Monate zurückliegt<br />

und die Betroffenen erst dann<br />

Ein Schattenbericht über Rechtsextremismus, Rassismus und Homophobie | <strong>Berliner</strong> <strong>Zustände</strong> <strong>2008</strong>

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