Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder ... - Bordesholm
Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder ... - Bordesholm
Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder ... - Bordesholm
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Allerd<strong>in</strong>gs muss man dabei kritisch anmerken,<br />
dass die ökologische Wertigkeit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heimischen<br />
Art, etwa bezogen auf die assoziierten<br />
Tiergeme<strong>in</strong>schaften, zum<strong>in</strong>dest kurzfristig<br />
ungleich höher ist als die e<strong>in</strong>es <strong>Neophyten</strong>.<br />
Erwähnenswert ersche<strong>in</strong>t mir <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
auch, dass man anhand von<br />
Untersuchungen <strong>in</strong> ostdeutschen Städten<br />
festgestellt hat, dass der <strong>Neophyten</strong>zustrom<br />
nicht etwa zu e<strong>in</strong>er größeren Ähnlichkeit der<br />
Stadtfloren geführt hat, sondern dass die gebietsfremden<br />
Arten eher alte biogeographische<br />
Muster nachzeichnen.<br />
Fakt ist also, dass die nichtheimischen Pflanzen<br />
auf regionaler Ebene durchaus zur Bereicherung<br />
der Flora beitragen können.<br />
In <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> haben wir zur Zeit 1.672<br />
Farn- und Blütenpflanzen. Davon s<strong>in</strong>d 572 gebietsfremd<br />
und 211 <strong>Neophyten</strong>. Auf e<strong>in</strong>e gebietsfremde<br />
Art kommen daher 1,9 e<strong>in</strong>heimische<br />
Arten. Damit ist der Anteil der Gebietsfremden<br />
hierzulande im Vergleich zu Gesamtdeutschland<br />
sogar noch etwas höher. Dort<br />
kommen auf e<strong>in</strong>e gebietsfremde Art 3,3 e<strong>in</strong>heimische<br />
Arten. Das heißt aber auch, dass <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em relativ artenarmen Land wie <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holste<strong>in</strong> der Stellenwert der gebietsfremden<br />
Arten noch ungleich viel höher ist als <strong>in</strong> anderen<br />
Bundesländern.<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>*<br />
Deutschland<br />
Artenzahl % Artenzahl %<br />
Gesamtflora 1672 100,0 2705 100,0<br />
e<strong>in</strong>heimisch 1110 66,4 2078 76,8<br />
gebietsfremd 572 34,2 627 23,2<br />
Archäophyten 361 21,6 247 9,1<br />
<strong>Neophyten</strong> 211 12,6 380 14,1<br />
Übersicht 4:<br />
Status der Flora<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>s<br />
und<br />
Deutschlands im<br />
Vergleich<br />
* gemäß RL 2005 (<strong>in</strong> Vorb.)<br />
Unbeständige <strong>Neophyten</strong> wurden nicht berücksichtigt<br />
Dies gilt umso mehr, wenn man die Häufigkeitsverteilung<br />
der <strong>Neophyten</strong> <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holste<strong>in</strong> betrachtet: die Mehrzahl der <strong>Neophyten</strong>,<br />
genauer gesagt 75 %, s<strong>in</strong>d demzufolge<br />
nämlich selten, sehr selten <strong>oder</strong> von unbekannter<br />
Häufigkeit. Nur 8,5 % der <strong>Neophyten</strong><br />
s<strong>in</strong>d tatsächlich häufig und noch weniger,<br />
nämlich 2,4 %, sehr häufig.<br />
Dem Umstand ihrer Seltenheit Rechnung tragend<br />
und natürlich auch der Tatsache, dass <strong>in</strong>folge<br />
von Intensivierung und Veränderungen <strong>in</strong><br />
der Landwirtschaft viele Ackerwildkräuter bei<br />
uns selten geworden s<strong>in</strong>d, standen bereits<br />
1990 mehr als 10 % der gebietsfremden Arten<br />
auf der Roten Liste. Darunter klassische Ackerwildkräuter<br />
wie beispielsweise die Kornrade<br />
aber auch unbekanntere Arten wie der Tartaren-Lattich<br />
<strong>oder</strong> das E<strong>in</strong>jährige B<strong>in</strong>gelkraut.<br />
Ergänzen möchte ich, dass es durch <strong>Neophyten</strong><br />
auch zur Artenneubildung <strong>in</strong>nerhalb der<br />
eigenen Landesgrenzen kommen kann. Das<br />
wohl bekannteste Beispiel für dieses Phänomen<br />
ist die Entstehung von Kle<strong>in</strong>arten bei den<br />
Nachtkerzen, die schon im 16. Jahrhundert<br />
e<strong>in</strong>geführt wurden und <strong>in</strong>zwischen zu den unbestritten<br />
ökologisch wertvollen Neubürgern<br />
gehört, die <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fledermausgarten mehr<br />
fehlen dürfen.<br />
Ich möchte jetzt abschließend die positiven<br />
Aspekte der <strong>Neophyten</strong> noch e<strong>in</strong>mal zusammenfassen:<br />
• <strong>Neophyten</strong> ermöglichen die Artenneubildung,<br />
gesehen am Beispiel der Nachtkerzen<br />
und kennzeichnend für viele Ackerwildkräuter<br />
und <strong>Neophyten</strong>ybriden (Fallopia<br />
x bohemica)<br />
• <strong>Neophyten</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Bereicherung der regionalen<br />
Artenvielfalt; <strong>in</strong>sbesondere an anthropogen<br />
stark bee<strong>in</strong>flussten Standorten<br />
<strong>oder</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzten Agrarländern<br />
wie <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />
• <strong>Neophyten</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Bereicherung der<br />
Blütenvielfalt, der Blütenabfolge als Nektar-<br />
und Pollenquelle (Lückenfüller)<br />
Übersicht 5:<br />
Häufigkeitsverteilung<br />
der <strong>Neophyten</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holste<strong>in</strong><br />
19