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Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder ... - Bordesholm

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Prunus serot<strong>in</strong>a ist heute <strong>in</strong> Deutschland häufig<br />

und weit verbreitet, e<strong>in</strong> Schwerpunkt der<br />

Vorkommen liegt auf Sandböden, zum Beispiel<br />

der norddeutschen Tiefebene und des Oberrhe<strong>in</strong>gebietes.<br />

Lokal ist auch weiter - ausgehend<br />

von Anpflanzungen - mit e<strong>in</strong>er Zunahme<br />

der Häufigkeit zu rechnen. Die Ausbreitung ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs weniger “aggressiv” als oft angenommen<br />

wird (STARFINGER et al. 2003).<br />

Prunus serot<strong>in</strong>a kommt vor allem <strong>in</strong> Forsten,<br />

besonders <strong>in</strong> Kiefern- und Lärchenforsten vor.<br />

Nach Anpflanzung <strong>oder</strong> durch Ausbreitung aus<br />

Nachbarbeständen wächst sie auch <strong>in</strong> Kiefern-<br />

Eichen-Wäldern. Sie tritt bevorzugt <strong>in</strong> lichteren<br />

Beständen <strong>oder</strong> an Waldrändern auf. Auch <strong>in</strong><br />

Hecken der Agrarlandschaft ist sie häufig zu<br />

f<strong>in</strong>den. Durch die Samenausbreitung durch Vögel<br />

<strong>oder</strong> Säugetiere dr<strong>in</strong>gt sie zudem <strong>in</strong> Offenlandbiotope,<br />

wie Moore und ihre Degenerationsstadien,<br />

Heiden und Sandtrockenrasen e<strong>in</strong><br />

und ist hier überlebensfähig.<br />

Aus Sicht des Artenschutzes ist die Ausbreitung<br />

von P. serot<strong>in</strong>a <strong>in</strong>nerhalb von Forsten<br />

häufig wenig problematisch, da sie im allgeme<strong>in</strong>en<br />

weder besonders schutzwürdige Biotoptypen<br />

noch seltene und gefährdete Pflanzenarten<br />

betreffen. Dagegen ist das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong> angrenzende Offenlandbiotope<br />

bedenklicher, besonders die E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong><br />

Magerrasen, Heiden und Feuchtgebiete.<br />

Prunus serot<strong>in</strong>a ist heute <strong>in</strong> vielen Gegenden<br />

Deutschlands so verbreitet und häufig, dass<br />

e<strong>in</strong>e landesweite Zurückdrängung der Art aussichtslos<br />

wäre. Die Erfahrungen <strong>in</strong> Niedersachsen<br />

(SCHEPKER 1998) und auch die jahrzehntelange<br />

Bekämpfung <strong>in</strong> den Niederlanden<br />

(OLSTHOORN & VAN HEES 2001) haben gezeigt,<br />

dass die erfolglosen Versuche zur Bekämpfung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gigantische Verschwendung von<br />

Ressourcen münden können.<br />

Dass Vorbeugung <strong>in</strong> der Nähe potentiell gefährdeter<br />

Biotope s<strong>in</strong>nvoll ist, zeigt die Geschichte.<br />

Ob e<strong>in</strong>e Bekämpfung angebracht ist,<br />

hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vom Standort ab: In Forsten<br />

ist sie meistens aus Naturschutzsicht<br />

nicht notwendig und aus wirtschaftlichen<br />

Gründen nicht angemessen. Betroffene Offenlandbiotope<br />

s<strong>in</strong>d jedoch oft so wertvoll und so<br />

stark von Veränderung bedroht, dass hier<br />

Maßnahmen nötig s<strong>in</strong>d.<br />

Empfehlungen zur Bekämpfung<br />

Viele Bekämpfungsversuche haben <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

das <strong>Problem</strong> eher verschärft.<br />

Stockausschläge s<strong>in</strong>d vitaler und zahlreicher<br />

als die ursprünglichen Pflanzen und Bodenverwundungen<br />

fördern die Keimung und den<br />

Austrieb von Ausläufern. Die Bekämpfung<br />

kann deshalb nur erfolgreich se<strong>in</strong>, wenn über<br />

m<strong>in</strong>destens 5 Jahre sorgfältig gearbeitet wird<br />

und der Samennachschub von Altbäumen <strong>in</strong><br />

der Nähe ausgeschlossen wird.<br />

Da wegen der hohen Kosten e<strong>in</strong>e Bekämpfung<br />

<strong>in</strong> den Forsten häufig nicht s<strong>in</strong>nvoll ist,<br />

wurden alternative Lösungen erprobt. So wird<br />

<strong>in</strong> Niedersachsen und den Berl<strong>in</strong>er Forsten mit<br />

Unterbau von Rot-Buche versucht, die Traubenkirsche<br />

durch Beschattung zu verdrängen.<br />

Auch die forstliche Pflege von Prunus serot<strong>in</strong>a<br />

-Beständen mit dem Ziel der Wertholzproduktion<br />

sche<strong>in</strong>t nicht aussichtslos: Wenn auch <strong>in</strong><br />

Deutschland ke<strong>in</strong>e Baumformen wie <strong>in</strong> den<br />

Appalachen heranwachsen werden, können<br />

doch vermarktungsfähige Stämme erzielbar<br />

se<strong>in</strong> (HAAG & WILHELM 1998).<br />

In Offenlandbiotopen ist die Traubenkirsche<br />

oft eher Symptom der Veränderungen als ihre<br />

Ursache. Moore werden besonders nach Entwässerung,<br />

Heiden und Magerrasen nach Aufgabe<br />

von Landnutzungen besiedelt. Bekämpfung<br />

sollte hier mit dem Wiederherstellen<br />

früherer Zustände (Wiedervernässung, traditionelle<br />

Nutzung) e<strong>in</strong>hergehen.<br />

E<strong>in</strong> ausführlicher Erfahrungsbericht über zahlreiche<br />

methodische Ansätze bei der Bekämpfung<br />

der Späten Traubenkirsche liegt aus<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> von Herrn Brehm vor<br />

(BREHM 2004, <strong>in</strong> diesem Heft).<br />

In den Berl<strong>in</strong>er Forsten wurde Prunus serot<strong>in</strong>a<br />

erfolgreich bekämpft, <strong>in</strong>dem kle<strong>in</strong>ere Pflanzen<br />

per Hand herausgezogen, größere abgesägt<br />

und am Stumpf mit e<strong>in</strong>em Teil der Wurzeln<br />

von Pferden <strong>oder</strong> Masch<strong>in</strong>en herausgezogen<br />

wurden (Abbildung 3). Auch hier ist langjähriges<br />

Nacharbeiten notwendig. Die langfristigen<br />

Auswirkungen dieser Maßnahmen zum Beispiel<br />

durch die Bodenverwundungen s<strong>in</strong>d<br />

nicht dokumentiert. Auch die jahrelang durchgeführte<br />

Herbizidanwendung <strong>in</strong> den Niederlanden<br />

hat mehr Misserfolge als Erfolge ergeben<br />

(VAN DEN TWEEL & EIJSACKERS 1987, OLSTHOORN<br />

& VAN HEES 2001).<br />

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