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Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder ... - Bordesholm

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Übersicht 1: Begriffe zur E<strong>in</strong>teilung des Artenbestands e<strong>in</strong>es Gebietes<br />

Flora & Fauna<br />

alle Tier- und Pflanzenarten, die wild wachsend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Gebiet vorkommen<br />

e<strong>in</strong>heimische Arten<br />

von Natur aus vorkommende<br />

<strong>oder</strong> ohne<br />

Mitwirkung des<br />

Menschen e<strong>in</strong>gewanderte<br />

Arten <strong>oder</strong> aus e<strong>in</strong>heimischen<br />

Arten evolutionär<br />

entstandene Arten<br />

gebietsfremde Arten<br />

durch menschlichen E<strong>in</strong>fluss beabsichtigt <strong>oder</strong> unbeabsichtigt e<strong>in</strong>gebrachte Arten<br />

<strong>oder</strong> unter Beteiligung gebietsfremder Arten evolutionär entstandene Arten<br />

Archäozoen und<br />

Archäophyten<br />

vor 1492 e<strong>in</strong>gebrachte<br />

und <strong>in</strong>zwischen<br />

etablierte<br />

Tier- und<br />

Pflanzenarten<br />

Neozoen und <strong>Neophyten</strong><br />

nach 1492 e<strong>in</strong>gebrachte Arten<br />

etablierte Arten<br />

über mehrere Generationen und/<strong>oder</strong><br />

lange Zeit sich ohne Zutun des<br />

Menschen vermehrende Arten<br />

nicht <strong>in</strong>vasiv<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

unerwünschten<br />

Auswirkungen<br />

verursachende<br />

Arten<br />

Invasiv<br />

unerwünschte<br />

Auswirkungen<br />

verursachende<br />

Arten<br />

unbeständige<br />

Arten<br />

nur gelegentlich<br />

und zerstreut<br />

auftretende Arten<br />

Von den <strong>in</strong>sgesamt wohl 12.000 durch den<br />

Menschen nach Deutschland gebrachten Gefäßpflanzenarten<br />

kommen 1.000 unbeständig<br />

vor, 400 haben sich e<strong>in</strong>gebürgert und nur 50<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>vasiv. Ähnliche Größenverhältnisse hat<br />

man auch <strong>in</strong> anderen Ländern gefunden, woraus<br />

e<strong>in</strong>e sogenannte Zehnerregel abgeleitet<br />

wurde: von 1.000 e<strong>in</strong>geführten <strong>oder</strong> e<strong>in</strong>geschleppten<br />

Arten kommen 100 unbeständig<br />

vor, 10 etablieren sich und nur e<strong>in</strong>e Art ist <strong>in</strong>vasiv.<br />

<strong>Neophyten</strong> unterschiedlicher Lebensräume<br />

<strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />

Die meisten <strong>Neophyten</strong> gehören zur Familie<br />

der Asteracaen und stammen aus Nordamerika.<br />

Ihr Auftreten wird im Jahresverlauf immer<br />

auffälliger. Spätestens Ende Oktober staunt<br />

auch der sonst botanisch nicht so Versierte<br />

über den gelben Blütenflor vom Schmalblättrigen<br />

Greiskraut (Senecio <strong>in</strong>aequidens) entlang<br />

der Bahnschienen und der Straßenränder.<br />

E<strong>in</strong>geleitet wird die für <strong>Neophyten</strong> sehr charakteristische<br />

Farbe gelb auf Ruderalfluren und<br />

Straßenbanketten im Jahresverlauf allerd<strong>in</strong>gs<br />

durch das Zitronengelb des ebenfalls zugewanderten<br />

Frühl<strong>in</strong>gsgreiskrautes (Senecio<br />

vernalis).<br />

Noch vor wenigen Jahren ausgesprochen selten<br />

<strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> ist das mittlerweile<br />

aspektbildende Senecio <strong>in</strong>aequidens an Ruderalfluren<br />

der Autobahnen und der Deutschen<br />

Bundesbahn. Die Art stammt ursprünglich<br />

aus Südafrika, wo sie die Grasländereien<br />

der Hochebenen besiedelt. Sie hat relativ unspezifische<br />

Standortansprüche und wurde<br />

über den Verkauf südafrikanischer Schafswolle<br />

nach Mitteleuropa e<strong>in</strong>geführt. Seit den fünfziger<br />

Jahren schreitet e<strong>in</strong>e Expansionswelle von<br />

Belgien ausgehend nach Westen voran, erreichte<br />

etwa 1970 Deutschland und begann<br />

Anfang der neunziger Jahre <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />

und die östlichen Bundesländer zu besiedeln.<br />

Ihre Ausbreitungsstrategie beruht auf riesigen<br />

Samenmengen, die an den Fahrzeugen<br />

anhaften und durch Luftverwirbelungen an<br />

Autobahnen und Bahnschienen nordwärts getrieben<br />

werden. Die Art ist ausgesprochen resistent<br />

gegenüber Herbiziden und verträgt<br />

auch Mahd sehr gut.<br />

In <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> heimisch und möglicherweise<br />

ebenfalls <strong>in</strong> Ausbreitung ist h<strong>in</strong>gegen<br />

das Jakobsgreiskraut (Senecio jacobea).<br />

Es ist <strong>in</strong> noch stärkerem Maße als das<br />

Schmalblättrige Greiskraut giftig und sorgt <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf den Extensivgrünländereien<br />

des Landes zunehmend für Stirnrunzeln,<br />

selbst bei den Haltern von Robustr<strong>in</strong>dern.<br />

An wärmeren, trockeneren und basenreicheren<br />

Ruderalfluren werden die Greiskräuter<br />

hierzulande von der Moschusmalve (Malva<br />

moschata) und dem Färber-Wau (Reseda luteola<br />

) abgelöst. Beide Arten s<strong>in</strong>d Beispiele für<br />

<strong>Neophyten</strong>, die schon seit Jahrhunderten im<br />

Lande s<strong>in</strong>d und bewusst vom Menschen e<strong>in</strong>geführt<br />

wurden. Während der Färber-Wau sich<br />

durch se<strong>in</strong>e Verwendbarkeit als gelb/grünes<br />

Färbemittel ausbreiten konnte, wurde die Moschusmalve<br />

als ästhetische Gartenpflanze e<strong>in</strong>geführt.<br />

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