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Erich Fromm - Lalegion-pictures.com

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Eifersucht sämtlich als Produkte der verschiedenen<br />

Formen des Sexualtriebs erklärt. Er erkannte nicht,<br />

daß die grundlegende Wirklichkeit die Totalität der<br />

menschlichen Existenz ist, die erstens durch die allen<br />

Menschen gemeinsame «menschliche Situation» und<br />

zweitens durch die Lebenspraxis bestimmt ist, die ih-<br />

rerseits durch die spezifische Struktur der Gesell-<br />

schaft determiniert ist. (Marx hat mit seinem «histo-<br />

rischen Materialismus» den entscheidenden Schritt<br />

vollzogen, der über diese Art von Materialismus hin-<br />

ausführt. Für ihn war nicht der Körper und auch<br />

nicht ein Trieb, etwa das Bedürfnis nach Nahrung<br />

oder Besitz, der Schlüssel zum Verständnis des Men-<br />

schen, sondern der gesamte Lebensprozeß des Men-<br />

schen, seine «Lebenspraxis».) Nach Freud würde die<br />

volle und ungehemmte Befriedigung aller triebhaften<br />

Wünsche seelische Gesundheit und Glück verbürgen.<br />

Aber die klinischen Fakten zeigen unverkennbar, daß<br />

Männer – und Frauen –, die ihr Leben der hem-<br />

mungslosen sexuellen Befriedigung widmen, nicht<br />

glücklich sind und sehr häufig unter schweren neuro-<br />

tischen Konflikten oder Symptomen leiden. Die völ-<br />

lige Befriedigung aller triebhaften Bedürfnisse ist<br />

nicht nur kein Fundament des Glücks, sie garantiert<br />

nicht einmal seelische Gesundheit. Freuds Idee konn-<br />

te in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nur deshalb<br />

so populär werden, weil sich im Geist des Kapitalis-<br />

mus gewisse Veränderungen vollzogen hatten. Das<br />

Hauptgewicht wurde nicht mehr auf das Sparen,<br />

sondern auf das Geldausgeben gelegt. Anstatt sich<br />

einzuschränken, um es wirtschaftlich zu etwas zu<br />

bringen, strebte man jetzt nach möglichst großem<br />

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