extra - Fragile Suisse

Geschichten, die das Leben schrieb
Erinnerungen und Eindrücke aus einer Selbsthilfegruppe
«Einige Wochen nach dem
Unfall floss es aus mir heraus.»
Am Freitag, 12. September 2008, um
19.00 Uhr war es so weit: Der Lieder -
abend mit Bruno Höck im Lindli-
Huus konnte starten. Der Thur gauer
Liedermacher wurde von den Ver -
ant wortlichen der Selbst hil fe grup -
pe Schaffhausen von FRAGILE Ost -
schweiz eingeladen und begeisterte
mit seinen Mundart-Chansons.
Nach der herzlichen Begrüssung durch die
Verantwortlichen der Selbsthilfegruppe
Schaff hausen von FRAGILE Ostschweiz freuten
sich nun alle auf das neue Programm
von Bruno Höck. Er spielte Gitarre. Schon bei
den ersten Klängen dachte ich: das wird ein
stimmungsvoller unterhaltsamer Abend. Die
Themen der Lieder waren aus dem Alltag
gegriffen. Ein Arztbesuch, Betrachtung seines
Spiegelbildes, Probleme mit dem Ban ko -
mat, der plötzlich spricht, Gewichtsprobleme
... Die Lieder waren so unterschiedlich, dass
ich nie das Gefühl hatte, diese Melodie
schon einmal gehört zu haben. Die Musik
war gut arrangiert.
Plauderstunde mit dem Künstler
In der Pause nutzte das Publikum die
Gelegenheit, sich mit Bruno Höck zu unterhalten.
Ich erfuhr, dass er von Beruf
Primarlehrer ist und zu hundert Prozent
arbeitet. Musik mache er in seiner Freizeit.
Die Ideen für seine Lieder kämen aus dem
Alltag oder einfach, wenn er für sich alleine
auf der Gitarre experimentiere. Ich hätte
noch so viele Fragen gehabt!
Danach folgte der zweite Teil mit weiteren
stimmungsvollen Texten. Während ich ganz
versunken der Musik lauschte, vergass ich,
wie die Zeit verging. Einfach viel zu schnell.
Kurz vor 21.00 Uhr war das Konzert zu Ende.
Herzlichen Dank an Bruno Höck für den
kurzweiligen Abend. Mein Fazit zu diesem
Abend ist: Geschichten, die das Leben
schrieb ...
Autorin: Regula Liner
Bewohnerin Lindli-Huus, Schaffhausen
CD von Bruno Höck:
«De Birebaum – Mundart-Chansons us em
Thurgau»
Blues-CD von Melody Gardot
Eine tragische Lebensgeschichte, ein aussergewöhnliches
Talent, ein besonderer
Men sch. In seinem anrührenden Artikel, der
am 6. August in der SonntagsZeitung er -
schie nen ist, beschreibt Christian Hub -
schmid den Auftritt von Melody Gardot so:
«An ihrem ersten Pariser Konzert stakelt sie
am Gehstock auf die Bühne. Das wirkt keineswegs
krüppelhaft, sondern elegant.»
Die noch sehr junge Sängerin – ihre erste
CD erschien vor zwei Jahren in den USA –
begeistert ihr Publikum mit einer warmen
Stimme und «Blues-Songs wie von den
Baumwollfeldern, elementar und klassisch»,
so wieder Hubschmid. Sie selbst
meint, es sei «von allem etwas drin». Und:
«Einige Wochen nach dem Unfall floss es
aus mir heraus. Mein erster Song kam wie
aus dem Nichts.» Die damals 19-jährige
Design-Studentin wurde als Radfahrerin
von einem dieser Geländewagen über den
Haufen gefahren. Gebrochenes Becken,
lädierte Wirbelsäule, zerschmetterte Knie,
gebrochene Hüfte, Kopfverletzung, zu
Beginn Sprachprobleme, Gedächtnislücken.
Heute lebt sie mit grossen ständigen
Schmerzen, die sie mit einem Alphawellen
erzeugenden Pulsgeber erträglicher macht.
Ihre ersten Aufnahmen entstanden noch
während der 18 Monate Krankenlager. Auf
Anraten eines Arztes setzte sie die heilende
Wirkung von Musik zur Rehabilitation ihrer
geschädigten Nervenbahnen ein. Im vergangenen
Juli trat sie am Jazzfestival in
Montreux auf.
❚ «Worrisome Heart» von Melody Gardot.
Die CD kann in der Bibliothek von FRAGILE
Suisse ausgeliehen werden – per Mail biasio@fragile.ch
oder Telefon 044 360 30 60.
❚ Demoversion zum Anhören:
www.melodygardot.com
Autorin: Maria Gessler
24 FRAGILE EXTRA 4/2008