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NENZ UND DREFAHL – Hundert Jahre Quickborn<br />
Drefahl: Quickborn Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Dichtung<br />
1982,<br />
Volkshochschule im Tecklenburger Land.<br />
Sehr geehrter Herr Schepper<br />
In diesem Frühjahr haben wir telefonisch für den 25. Oktober 1982<br />
einen Vortragsabend über Augustin Wibbelt vereinbart. Ich habe den<br />
Abend in Absprache mit Herrn Schmedt unter der Voraussetzung einer<br />
Zusammenarbeit mit den hiesigen Heimatvereinen geplant.<br />
Leider haben Ihre Rezensionen neuerer Bücher von Herrn Hunsche bei<br />
Herrn Schmedt und den Heimatvereinen großen Ärger verursacht. Zur<br />
Sache selbst, Ihrer Kritik, kann ich nichts sagen. Da jedoch gerade der<br />
Adressatenkreis, für den wir den Vortragsabend geplant haben, diese<br />
Veranstaltung boykottieren würde, halte ich es in Ihrem und der Volkshochschule<br />
Interesse nicht für opportun, dass Sie den Vortrag halten.<br />
Mit freundlichen Grüßen VHS Direktor.<br />
PS die Fotos schicke ich Ihnen mit bestem Dank zurück.<br />
Nenz: 1982, Wolfgang Sieg an die Produzenten der Klönschnack-Sendung<br />
Da sitzen: eine ältere und eine jüngere Lyrikerin, ein blonder Jung-<br />
Autor, ein sehr umfangreicher Bonhomme mit Dröhnbaß und ein<br />
Mensch mit weinerlicher Stimme, der alles ”leiten” soll. Ein Wissenschaftler<br />
ist auch noch da und ein niederdeutsch singendes Geschwisterpaar.<br />
Die Lyrikerinnen lesen Tiefempfundenes, der Bonhomme ölt<br />
etwas, der junge Mann liest aus einer Parabel … halt, Schluß mit der<br />
Ironie. Die Sache ist nämlich ernst: da passiert in günstigster Sendezeit<br />
nicht nur Überflüssiges, sondern ganz und gar Schädliches. Da<br />
wird von dem Leiter über jeden Beitrag die gleiche klebrige Soße<br />
eines allgemeinen Lobes gegossen, das eigentlich eine Verhohnepiepelung<br />
des Gelobten ist. Lüpke und Spiekermann auf die gleiche<br />
nichtssagende Weise, die wohl ”ermunternd” sein soll, auf die Schulter<br />
zu klopfen, das ist eine Ohrfeige für Spiekermann.<br />
Alles lief darauf hinaus, ”Wat ick nich verstah, dat is modeern!”. Dass<br />
Lüpke sehr vieles nicht versteht, ist sein Problem, hat aber nichts mit<br />
niederdeutscher Literatur zu tun. Das Schlimmste: dass diese Dunstschwaden<br />
der Gemütlichkeit in dem symbolisch engen Zimmerchen,<br />
diese Saccharin-Idylle, diese Schwerfälligkeit der dröhnenden Leer-<br />
Sätze die unheilvolle Ideologie verstärken, dass das Niederdeutsche<br />
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Quickborn108-1.Korr.<br />
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25.03.2008, 9:05 Uhr