Diplomarbeit Heiligungsbewegung Rappard - Stefan Fuchser
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PT 7496 <strong>Diplomarbeit</strong>: Carl Heinrich <strong>Rappard</strong> und die <strong>Heiligungsbewegung</strong> A–23<br />
2.1.3.5 Beurteilung von R.P.Smith<br />
Wie bereits gesagt, Robert Pearsall Smith hatte neu die Kraft Jesu entdeckt. Das ist unbestritten. Es<br />
war ein Hoffnungsschimmer für viele Christen, die enttäuscht waren über ihren Glauben und die<br />
Kirche, und die sich nach neuer Freude und mehr Wachstum im Glauben sehnten. Wie bei vielen<br />
Erweckungen, so geschah es aber auch hier, dass es eine Neuentdeckung war, die relativ einseitig war.<br />
Die Kraft Jesu und seines Namens wurde zwar entdeckt, aber es fehlte an klarer theologischer<br />
Reflektion. Der Gegensatz zwischen „Ruhen in Jesus“ und „Kampf gegen die Sünde“ wurde zuwenig<br />
verstanden. Smith verstand die Heiligung als ein „Kämpfen um die Ruhe in Jesus“, um damit die<br />
Anfechtung abzuwehren. Zwar hat er die Kraft Jesu neu betont, aber er hat die Wachsamkeit des<br />
Menschen gegenüber der Sünde fasst vergessen. Auch liest man nicht viel von der Bekehrung und<br />
Rechtfertigung. Smith hat die Heiligung überbetont und von der Rechtfertigung abgelöst. In seinen<br />
Ansprachen sehe ich auch sehr wenig von der positiven Seite der Ethik. Die Gaben und Früchte des<br />
Geistes werden wenig erwähnt. Smith vergisst den Auftrag zur tätigen Liebe und zu den Werken des<br />
Glaubens. Es geht mehr um die Abwehr von Anfechtung und Sünde. Seine Frömmigkeit wirkt leicht<br />
egoistisch. Grundsätzlich hat aber sein Wirken in Europa eine neue Hingabe an Jesus ausgelöst, was<br />
positiv einzuschätzen ist.<br />
2.1.4 Die Entwicklung zur Keswick- <strong>Heiligungsbewegung</strong><br />
Trotz der Rückkehr R.P.Smith nach Amerika wurde in England die Heiligungslehre weiter<br />
vorangetrieben. Der Vikar Canon Harford-Battersby aus Keswick (Cumberland) hatte auch an den<br />
Segentagen in Oxford teilgenommen, und er wollte weitere Konferenzen durchführen. So lud er ein zu<br />
einer ersten „Convention for the Promoting of Practical Holiness“, die am 28.7.1875 in Keswick<br />
stattfand. Weitere Konferenzen folgten jährlich (Fleisch 2003:365).<br />
Es waren Zusammenkünfte, um das geistliche Leben der Gläubigen zu vertiefen. Grundsätzlich ging<br />
es um die Erkenntnisse in Römer 6, 1-14, besonders aber Vers 11 wo steht:<br />
„So auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus.“ Die Keswick<br />
Konferenzen sollten also die Christen ermutigen, ihr Leben als Neuschöpfung für Gott zu leben, im<br />
vollen Vertrauen darauf, dass Christus in seiner Auferstehung alles gemacht hat, und dadurch jetzt ein<br />
neues Leben ohne bewusste Sünde möglich sei.<br />
Sie erkannten positiv, was Röm 6,13 sagt: „Stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den<br />
Toten“. Aehnlich wie Smith betonte man aber an den Konferenzen, dass der Mensch lediglich<br />
„Ruhen“ müsste, und passiv in Christus bleiben müsste. Die Neuentdeckung von R.P.Smith wurde<br />
also noch verschärft und zur Lehre erklärt. James Packer schreibt (1989:149):<br />
Was sie hier unter dem Begriff Glauben verstanden, war erstens die bewusste<br />
und beständige Ueberzeugung, man sei tatsächlich für die Sünde tot, für Gott<br />
aber lebendig; zweitens das bewusste und beständige Vertrauen darauf, dass<br />
Christus durch den Heiligen Geist im Leben des Gläubigen von Augenblick<br />
zu Augenblick die Sünde besiegt und Gerechtigkeit wirkt; und drittens der<br />
<strong>Stefan</strong> <strong>Fuchser</strong> IGW International 7.11.2008