Diplomarbeit Heiligungsbewegung Rappard - Stefan Fuchser
Diplomarbeit Heiligungsbewegung Rappard - Stefan Fuchser
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PT 7496 <strong>Diplomarbeit</strong>: Carl Heinrich <strong>Rappard</strong> und die <strong>Heiligungsbewegung</strong> A–7<br />
die Prägung durch seinen Vater durchschimmerte. Der theologische Rationalismus 7 an den damaligen<br />
Universitäten war das Schreckgespenst der Familie <strong>Rappard</strong> und der Pietisten 8 allgemein.<br />
<strong>Rappard</strong> stellte bibelgläubige Lehrer an, die zwar theologisch ausgebildet waren, die aber auch durch<br />
ihren Glauben und ihr Vorbild prägend auf die Studenten einwirken konnten. Die Schule des Gebets<br />
und der Hingabe an Gott waren ihm wichtig. Dies wollte er besonders den jungen Menschen<br />
mitgeben. Heiligung, Bildung von Charakter und biblisches Wissen waren die Ziele.<br />
C.H. <strong>Rappard</strong> wollte im Glauben vorangehen, und eine tiefere Beziehung zu Gott erfahren. Er litt oft<br />
unter der Oberflächlichkeit des geistlichen Lebens in der Schule. Auf Einladung besuchte er mit<br />
seinem Schwager Paul Kober – Gobat die Heiligungskonferenz in Oxford vom 29.August-<br />
08.September 1874, die von dem Amerikaner Robert Pearsall Smith 9 geleitet wurde. <strong>Rappard</strong> war<br />
offen für neue geistliche Erfahrungen, um näher zu Christus zu kommen. Er sagte 1874:<br />
Ich bin ueberzeugt, dass viele gläubige Christen mich verstehen werden,<br />
wenn ich sage, dass ich seit meiner Bekehrung zum Herrn, und während<br />
meiner zehnjährigen Arbeitszeit als Zeuge des Evangeliums oft schmerzlich<br />
den Mangel einer inneren Heiligung, einer völligen Erlösung von der<br />
anklebenden Sünde, einer ununterbrochenen Gemeinschaft mit Gott vermisse<br />
(C.H.<strong>Rappard</strong>, zitiert bei Dora <strong>Rappard</strong> 1910: 99).<br />
Die Zeit in Oxford war für ihn eine Zeit der Reinigung und Erneuerung. Sünden wurden bekannt, neue<br />
Hingabe an Gott fand statt, Vergebung und Erlösung von Schuld und Sünde konnte er erfahren.<br />
<strong>Rappard</strong> war kein oberflächlicher Mensch. Er sah seine Fehler. Die strenge Erziehung und das sensible<br />
Gewissen brachten ihn immer wieder zu Jesus, der Schuld vergibt. Er suchte den tiefen Frieden. In<br />
Oxford entdeckte er ganz neu, wie wichtig das Festhalten an Jesus ist, um gegen die Sünde zu<br />
kämpfen.<br />
<strong>Rappard</strong> war ein veränderter Mensch, als er in die Schweiz zurückkam. Er fing an, zuerst auf<br />
Chrischona von seinen Erfahrungen zu berichten, dann hielt er Vorträge in der ganzen Schweiz, später<br />
in Deutschland und Frankreich.<br />
7 Der theol. Rationalismus war ein Kind der Aufklärung. Nur diejenigen Dinge wurden für wahr gehalten, die als<br />
unbezweifelbar vernünftig galten.<br />
8 Begründer des Pietismus war Philipp Jacob Spener (1635-1705). Als Reaktion auf die Verweltlichung der<br />
Kirche, und die kopflastige Wissenschaft der Theologie, formte der Pietismus ein neues Verständnis von Glaube<br />
und Theologie. Wichtig wurden die Elemente: Gebet, Bibelstudium, Gemeinschaft, soziale Werke. Das<br />
allgemeine Priestertum der Gläubigen galt als Maxime.<br />
9 Robert Pearsall Smith (1827-1898) war amerikanischer Laienprediger. Seine erwecklichen Vorträge und<br />
Predigten in Europa führten massgebend zu einer geistlichen Erneuerung. Mehr zu seiner Wirkungsgeschichte<br />
später unter Punkt 2.1.3.<br />
<strong>Stefan</strong> <strong>Fuchser</strong> IGW International 7.11.2008