Fortschritte der Homöopathie - Kathrin-von-basse.de
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Organisation. Von jenen mehr physiologischen Wirkungsträgern heben sich die abnormen<br />
Lichtarten, ferner die körperfrem<strong>de</strong>n chemischen Sunstanzen, seien sie Drogen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
künstliche Erzeugnisse, ab, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Drogen sind Träger <strong>de</strong>s eigentlichen<br />
Arzneigedankens; vorwiegend mit ihnen hat es auch die Fragestellung unserer Aufgabe zu<br />
tun. Arzneien <strong>von</strong> ihrer rein chemischen Seite und ihre physikalische Wertung zu betrachten,<br />
geht nicht an. Ist doch schon die Lösung und die Verdünnung einer Substanz ein Vorgang<br />
<strong>von</strong> großer Wichtigkeit und mit Entfaltung einer gewaltigen Oberfläche verbun<strong>de</strong>n. Die Stoffe<br />
verhalten sich in dieser Hinsicht sehr verschie<strong>de</strong>n. Gleichwohl beschäftigten uns diese<br />
Probleme hier nicht, weil sie nicht Gegenstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe sind. Unsere Untersuchung soll<br />
sich auf die eigentlichen Drogenarzneien erstrecken, ohne die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ganz auszuschließen.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage nach <strong>de</strong>n Beweisen für ihre Heilwirkung ist aber nochmals zu be<strong>de</strong>nken, daß sie<br />
nicht die einzigen Vermittler <strong><strong>de</strong>r</strong> Genesung bleiben, auch wo ärztliches Zutun stattfin<strong>de</strong>t. Es<br />
wird immer dabei die Diätetik mit Reinlichkeit, besserer Haltung, vielleicht Licht- und<br />
Klimaaufbesserung in Frage kommen. Der Arzt hat immer eine synthetische Aufgabe, wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Künstler. Er muß alles heranziehen, was für Genesungszwecke erreichbar ist. Deshalb steht<br />
Arznei meist nicht isoliert und mit isolierter Beweisfähigkeit im Krankheitsprozeß. Gleichwohl<br />
hebt sich die Arzneiwirkung in <strong>de</strong>n menschlichen und ärztlichen Vorstellungen ab: man<br />
erwartet <strong>von</strong> ihr doch einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zauber, weil man sie ins Unerkannte tauchen sieht.<br />
So hat es die Arznei mit jenen tieferen Schichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Organismusarbeit zu tun. Der Naive und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke stellen sich vor, sie solle darin verschwin<strong>de</strong>n und die Genesung solle dafür<br />
auftauchen. Um faßbare Vorstellungen über die Arzneirolle in <strong>de</strong>n Genesungsvorgängen ringt<br />
dagegen die ärztliche Wissenschaft. Wür<strong>de</strong>n niemals schlagen<strong>de</strong> Arzneiheilungen gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n, so hätten sich jene naiven Ansichten wohl gar nicht bil<strong>de</strong>n können; sie setzen<br />
einfach Genesung als Aequivalent für Arzneiwirkung, während die wissenschaftliche Medizin<br />
die Heilwirkung als Ergebnis <strong>von</strong> Naturvorgängen kausal verstehen will. -<br />
Im organischen Gewebe gibt es keine zwei genau gleichen Fälle; man hat also immer<br />
nur einen vor sich, <strong>von</strong> welchem sich keine in Krankheiten beobachtete Arzneiwirkung<br />
unbedingt auf einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en übertragen läßt. Freilich, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfläche <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänge, wo<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Augenschein waltet und das Kausalgesetz für die Urteile genügt, da lassen sich Heilungen<br />
leicht beweisen. Durch chemische Neutralisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Magensäure z. B. ist bei Belästigung <strong>de</strong>s<br />
Kranken leicht eine vorübergehen<strong>de</strong> Besserung zu erzielen, welche aber nicht einmal auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
biologisch gedachten Linie <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung zu liegen braucht. Bei einer Iritis ist es möglich, die<br />
Verklebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regenbogenhaut mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Linse durch Atropin zu lösen. Mittels schwefelsauren<br />
Natrons in Wasserlösung läßt sich eine Stuhlverstopfung beheben. Niemand zweifelt daran,<br />
daß diese Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arzneiheilkun<strong>de</strong> zeitweise erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n und dann nützlich sind.<br />
Sie sind im Kausalzusammenhang leicht zu erweisen; jedoch fehlt ihnen <strong><strong>de</strong>r</strong> tiefere<br />
Arzneicharakter. Wir begegnen diesem schon eher, wenn wir z. B. einen akuten<br />
Gelenkrheumatismus mit Salizylsäure rasch kupieren, o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn eine Behringsche<br />
Diphtherieeinspritzung mit alsbaldigem Umschwung gemacht wird. Auch wenn Morphium<br />
wohltätigen Schlaf bringt, beobachten wir ihn. Wer<strong>de</strong>n für solche Beziehungen Beweise<br />
verlangt? Wem <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne Fall nicht genügt, <strong><strong>de</strong>r</strong> wen<strong>de</strong>t sich vielleicht an die Statistik. Aber<br />
wir wissen, daß hier nur eine Wahrscheinlichkeit zu errechnen ist und wir haben schon<br />
gesehen, daß zwei ganz gleiche Fälle nie gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Deshalb verstehen wir<br />
auch, wenn selbst die Behringeinspritzung nicht immer hilft, wenn das Morphium versagt und<br />
endlich im Stich läßt. In allen diesen Fällen sind aber die täglichen Erfolge so sehr auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite<br />
<strong>de</strong>s Arzneigläubigen, daß wir auf <strong>de</strong>n Beweis nicht bestehen wer<strong>de</strong>n: die einfache Erfahrung<br />
erhärtet hier unsere Annahme einer Beziehung, welche außeror<strong>de</strong>ntlich häufig Verwendung<br />
fin<strong>de</strong>t, gleichviel, welche Be<strong>de</strong>nken ihnen auch entgegenstehen mögen. Denn die<br />
Salizylsäure erweckt oft <strong>de</strong>n Anschein, schädlich aufs Herz zu wirken, <strong><strong>de</strong>r</strong> Antitoxineinspritzung<br />
kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorhalt nicht erspart wer<strong>de</strong>n, daß hier ein Heilmittel geboten wird, welches<br />
eigentlich vom erkrankten Organismus selbst fabriziert wer<strong>de</strong>n sollte; das Verfahren ist<br />
<strong>de</strong>mnach kein gründlich biologisch gedachtes. Endlich steht <strong>de</strong>m Gebrauch <strong>de</strong>s Morphiums<br />
gegenüber, daß seine Hilfe auch mehr oberflächlich gemeint ist, daß man im Hintergrund<br />
seiner Wirkung <strong>de</strong>n eigentlichen Krankheitsvorgang unbeeinflußt lasse, vorbehaltlich seiner<br />
kraftsparen<strong>de</strong>n Hemmung.<br />
Bei diesen Arzneiwirkungen und zahllosen analogen sind also die Wirkungen gar nicht<br />
anzuzweifeln. Auf sie braucht sich die Beweisführung im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage nicht zu beziehen,<br />
obwohl sie Arzneien sind und ihren Zauber ausüben. Sie bewähren sich als Arzneien durch<br />
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