Fortschritte der Homöopathie - Kathrin-von-basse.de

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In diesem Buche findet sich natürlich nicht meine homöopathische, sondern eine wirklich physiologische Begründung der Methode und es ist dem Buche im Interesse der Jugend sowie aller Augenleidenden weiteste Verbreitung zu wünschen. Der geehrte Herr Verfasser beabsichtigt in Kürze auch ein besonderes Werk über Glaukom erscheinen zu lassen, welches diese verderbliche Krankheit vom konstitutionellen Standpunkte aus würdigt. Solchen Arbeiten kann die Homöopathie überall die Hand bieten: die Begründungen mögen sich stets auf physiologisch-wissenschaftlichem Boden bewegen, aber es ist merkwürdig, daß von der Aehnlichkeitsbeziehung her die größte Aneignungsfähigkeit für alles praktisch Brauchbare waltet, wie das vorherige Beispiel nahelegt. Für die Zukunft läßt sich auf Grund solcher Leistungen, wie die von Dr. Graf Wiser, erwarten, daß die Ophthalmologie mehr biologisch als chirurgisch, mehr konstitutionell als lokalistisch sich anschicken wird: bessere Tage für die augenleidende Menschheit! Es ist für die deutschen Aerzte leicht, auch über das Werk von Geh.-Rat Wiser zu unterrichten; über eine andere ophthalmologische Umsturzbewegung muß ich etwas ausführlicher sein, da sie uns zunächst fremd ist, das grundlegende Buch bisher nicht in deutscher Sprache erschien und meines Wissens kein deutscher Ophthalmologe sie zu seiner Sache gemacht hat. Allerdings besteht eine deutsche Bearbeitung von Frau Elsbeth Friedrichs, welche das amerikanische Werk uns nahe gebracht hat. Titel: Lernt wieder sehen! Neue Heilwege für kranke Augen. Verlag Paul Schrecker, Grimma i. S. geb. 4 M. Diesem Werk und einer anschließenden Monatsschrift verdanke ich zunächst meine Bekanntschaft mit der Sache; der Titel des ursprünglich amerikanischen Buches ist: The cure of imperfect sight by treatment without glasses By W. H. Bates M. D. Central Fixation Publishing Co., New York City (anscheinend zuerst 1920 erschienen). Dr. Bates nun ist ein überaus eindrucksvoller Ophthalmologe, der das Unglaublichste mit einfachsten Mitteln fertig bringt, ein geborener Arzt, Künstler und Biologe. Die grundlegende Idee seiner Arbeit ist, daß die physiologische Funktion ihr Organ bildet, schleift und auch heilt, daß es sich fast überall um eine „Erziehung des Auges“ handelt und daß hierdurch - bei geschickter Anwendung - die herrlichsten Erfolge zu erzielen sind. Man muß sein Buch lesen und studieren! Es schlägt fröhlich lachend den überkommenen Anschauungen ins Gesicht, findet es z. B. nützlich und gut, recht kleine Schrift zum Lesen auszusuchen, im Liegen, im Fahren zu lesen und auch bei ganz schwachem Licht die Augen zu üben. Man könnte manchmal an einen Scherz denken - aber alle Hochachtung vor seinen eingehenden - auch experimentellen - Studien, vor seinen Krankengeschichten, vor den trefflichen Beobachtungen und wahrhaft ergreifenden Entdeckungen. Sicher schießt er manchmal übers Ziel, so mit dem Rat, alle Brillen wegzuwerfen, mutig in die volle Sonne zu sehen. Welcher Entdecker und ab origine Anfänger hätte aber nicht auch einige Schrullen gehabt! Ich will mich dabei nicht aufhalten: das Werk ist zu groß und zu schön, um bei einigen Schwächen zu verweilen, über welche ohnehin dem Autor noch die Gegenbemerkung zusteht! Ich will lieber zur Sache eilen und - so gut ich kann - den deutschen ärztlichen und augenärztlichen Leser kirre machen, Dr. Bates in seiner Tätigkeit selbst kennen zu lernen. Von 32 Kapiteln werde ich 4 (gekürzt und frei übersetzt) vorführen; von mir aus ist genug gesagt und wenn dem geehrten Leser in der Batesschen Ophthalmiatrik eine neue Welt entgegentritt, so möge er sich getrost sagen: eine Heerstraße nach der Zukunft, Ausblick in eine geistigere Auffassung der Heilkunde! 19. Kapitel Erleichterung von Schmerz und andern Symptomen durch Hilfe des Gedächtnisses Seit vielen Jahren sagen mir Kranke, die durch meine Behandlung geheilt worden waren, daß nach Wiederherstellung ihres Augenlichtes sie von Schmerzen erleichtert worden seien, nicht allein in Augen und Kopf, sondern auch in andern Teilen des Körpers, selbst bei 42
scheinbar organischer Ursache, oder durch Unfall. Es war so schlagend, daß ich einige Tausend Fälle darauf untersuchte und fand, daß bei vollem Sehvermögen oder der Erinnerung an volles S, d. h. an etwas vollkommenes Gesehenes, sie keinen Schmerz irgendwo leiden, während ich fand, daß Anstrengung zu sehen, in verschiedenen Teilen des Körpers Schmerz erzeugte. Unter „vollkommenem Sehen“ ist nicht das Sehen eines komplizierten Gegenstandes zu verstehen, Wörter usw.; es genügt, die Farbe vollkommen zu sehen und die am leichtesten zu sehende Farbe ist s c h w a r z . Aber ein vollkommenes S wird selten länger als 5 Minuten - gewöhnlich nicht einmal so lang - festgehalten. Für praktische Zwecke der Schmerzerleichterung ist deshalb das Erinnerungsbild wichtiger als das Sehen selbst. Wird schwarz vollkommen erinnert, so wird, wenn nicht andauernde, so doch eine vorübergehende Schmerzerleichterung erzielt. Man kann dann die Haut stechen und quetschen, das Ohrläppchen klemmen, und es wird kein Schmerz gefühlt. Zu gleicher Zeit wird der Tastsinn feiner. Auch Geruch und Gehör werden besser, der Geist tätiger. Man unterscheidet Temperaturen besser, leidet aber nicht an Hitze oder Frieren. Organische Zustände mögen nicht anders werden; aber die von ihnen verursachten Symptome wie Fieber, Schwäche, Schock, sind erleichtert. Leute, welche gelernt haben, unter allen Umständen die Erinnerung an schwarz festzuhalten, fürchten die zahnärztliche Hilfe nicht. Erinnern sie sich einer „Schwarz“ - Periode, so verursacht ihnen das Bohren keinen Schmerz und sie werden nicht einmal vom Ausziehen eines Zahnes belästigt. Es ist möglich, chirurgische Operationen ohne Betäubung zu machen, wenn der Patient gelernt hat, sich schwarz völlig vorzustellen. Hier nur einige wenige schlagende Fälle: Eine Operation am Augapfel mußte öfter wiederholt werden und lokale, später allgemeine Anästhesie war eine Notwendigkeit. Schließlich war es höchst wünschenswert, ohne jene auszukommen. Die Patientin wurde fähig durch vollkommene Vorstellung von schwarz dem Schmerz entgegenzutreten. Zuerst vergaß sie ihre Erinnerung bei Berührung des Augapfels; später war sie erfolgreich im Festhalten und die Operation wurde glücklich ausgeführt. Patientin fühlte keinen Schmerz mehr und ihre Selbstkontrolle war besser, als bei Kokain. Später wurden noch 14 Operationen unter diesen Bedingungen gemacht. Der Kranke fühlte dabei keinen Schmerz und auch nachher weder diesen noch das Wundgefühl. Patientin meinte, daß sie wohl bei einem fremden Operateur nicht so erfolgreich gewesen wäre; allein sie hatte nachher bei einem unbekannten Dentisten zwei Extraktionen zu bestehen, die sie unter Festhaltung einer Periode schwarz ebenfalls schmerzlos durchmacht. Ein Mann, der vorher sehr nervös im Stuhl des Zahnarztes gesessen war und mit Betäubungen 4 Extraktionen durchzumachen gehabt hatte, überraschte jetzt den Dentisten durch seine Nervenstärke, nachdem er die Wirkung der Vorstellung schwarz kennengelernt hatte. Ohne Beihilfe wurde nun ein Zahn gezogen und der Dentist blickte ungläubig, als der Kranke behauptete, keinen Schmerz gefühlt zu haben. In dem zweiten Fall, bei einer Frau, wurden vom Zahnarzt die Nerven dreier Zähne entfernt, ohne Schmerz zu erregen. Ein Knabe von 14 Jahren trug eine Verletzung der Kornea davon mit tiefer Einbettung eines Fremdkörpers, dessen Entfernung bei Kokain bisher nicht gelungen war; er hatte große Schmerzen. Der Knabe wurde angewiesen, nach einem schwarzen Gegenstand zu sehen, dann die Augen zu schließen und nur schwarz festzuhalten. Dies schon brachte ihm Erleichterung und dann sollte er sich des Schwarz auch bei offenen Augen erinnern. Der Fremdkörper wurde nun unter großen Schwierigkeiten beseitigt, was beträchtliche Zeit in Anspruch nahm und keine Schmerzen mehr machte. Dr. Bates erzählt nun einen andren Fall von Schmerz, durch eine Hirngeschwulst bei einer Frau verursacht. Ein Chirurg brachte ihm diese Kranke mit der Bemerkung, hier werde er seine Kunst vergeblich anwenden. Bates bezweifelte die Existenz eines Hirntumors und versprach Besserung binnen 5 Minuten. Die Patientin wurde angewiesen, auf einen großen schwarzen Buchstaben zu sehen, dann die Augen mit ihren Handflächen zu schließen, um volles Dunkel zu erzeugen. - Sie sollte sich nun an die Schwärze des Buchstabens erinnern, bis sie nun alles schwarz sah. In weniger als 3 Minuten sagte sie: Ich sehe nun alles vollkommen schwarz; ich fühle keinen Schmerz in meinem Kopf; ich bin vollständig erleichtert und danke Ihnen sehr. Der Chirurg geriet in Verwirrung und verließ den Raum ohne ein Wort. Um Rückfall 43
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